Erstellt am: 24. 4. 2015 - 17:23 Uhr
Deutschkurs, Krankenversicherung, Internationalität
Letzte Woche hat sich eine neue Fraktion für die ÖH-Wahl gegründet: Stulife ist eine parteiunabhängige, interkulturelle Studenteninitiative und ihre Spitzenkandidatin ist die 21-jährige Wirtschaftsrechtstudentin Azize Selikoglu aus Wiener Neustadt.
Daniela Derntl
Stulife ist eine interkulturelle Studenteninitiative und ihr habt euch erst vor kurzem gegründet. Warum habt ihr euch zusammengetan?
Azize Selikoglu: Stulife ist eine Fraktion, die wirklich alle Studenten anspricht, was ich persönlich bei den anderen Fraktionen nicht beobachten konnte. Die haben immer eine Gruppe angesprochen. Stulife spricht wirklich alle Studenten an. Wenn man sich ein bisschen mit dem Wahlprogramm auseinandersetzt, erkennt man das.
Dann verrate mir doch euer Wahlprogramm?
Die Spitzenkandidatin:
- Azize Selikoglu
- 23 Jahre
- aus Wiener Neustadt
- Wirtschaftsrecht an der WU Wien, 3. Semester
- an Stulife gefällt ihr, dass die Fraktion so multi-kulti ist und auf die Interessen aller Studierenden eingeht.
- in den Sozialen Medien auf Twitter
Stulife
Gerne. Unser Wahlprogramm setzt sich aus folgenden Punkten zusammen: Geförderte Deutschkurse für internationale Studierende, Krankenversicherung für alle Studierenden, für ein leistbares Studienleben und das Aufpolieren der multikulturellen Diversität.
Warum sind euch denn geförderte Deutschkurse für international Studierende ein Anliegen?
Die Studierenden kommen aus dem Ausland, zum Beispiel weil das Studieren in Österreich billiger ist und auch qualitativ besser. Sehr gute Deutschkenntnisse sind da natürlich Voraussetzung. Hier braucht es eine staatliche Förderung. Dafür haben wir uns ein System überlegt - es heißt 'Bonussystem'. Wir stellen uns das so vor, dass jeder Student und jede Studentin, die eine Kursphase erfolgreich besteht, einen gewissen Anteil zurückgezahlt bekommt.
Was sagst du österreichischen Studierenden, die Angst haben, dass ihnen ausländische Studierende, beispielsweise Numerus-Clausus-Flüchtlinge aus Deutschland, die Studienplätze wegnehmen?
Ich verstehe einerseits die Angst. Die Kapazitäten müssen auf jeden Fall erweitert werden. Aber andererseits sind auch internationale Studierende in Österreich erwünscht - auch vom Staat. Sie spielen eine wichtige Rolle. Man sollte nicht die Schuld auf die Studierenden aus dem Ausland schieben, die hier herkommen, weil ihnen wirklich ein qualitativeres Studium angeboten wird, sondern wirklich versuchen, die Anzahl der Studienplätze und die Kapazitäten an den Unis zu erweitern.
Mich wundert ein bisschen, dass du sagst, dass in Österreich so ein qualitatives Studium angeboten wird. Bei den Uni-Rankings schneidet Österreich im internationalen Vergleich nicht so gut ab. Bist du mit der Qualität der österreichischen Hochschulen zufrieden?
Man könnte auf jeden Fall noch etwas verbessern. Sei es jetzt die STEOP oder der Erweiterungsstudienverlauf. Aber ich denke prinzipiell, dass die Qualität des Studiums in Österreich schon sehr gut ist.
Apropos STEOP. Was denkt Stulife über die STEOP? Die meisten Fraktionen möchten sie ja in der momentanen Form abschaffen.
Die STEOP ist eine harte Selektion. Sie ist eine Zugangsbeschränkung und das hat wiederum etwas mit den vorhandenden Kapazitäten in gewissen Studienrichtungen zu tun. Hier wäre es besser, eine Orientierungshilfe anzubieten als ein Knock-Out-System herzustellen.
Daniela Derntl
Ein weiterer Punkt, der euch ein Anliegen ist, ist die Krankenversicherung für alle Studierenden.
Es gibt sehr viele Studenten, die nicht mehr krankenversichert sind oder sich selbst versichern müssen. Wir fordern, dass zumindest während der Mindeststudienzeit die Krankenversicherung nicht ausfallen kann. Egal, welche Umstände, das sollte das mindeste sein, was ein Student haben kann.
Ein weiterer Punkt in eurem Wahlprogramm ist leistbares Studienleben. Welche Maßnahmen sollen denn da ergriffen werden?
Ein Punkt ist das Mindeststipendium.
In welcher Höhe?
* Anmerkung: Eine Wohnbeihilfe für Studierende gibt es bereits. Studenten erhalten zudem häufig günstigere Öffi-Tickets und für alle unter 26 gibt´s auch Ermäßigungen via ÖBB-Vorteilscard Jugend, die 19 Euro im Jahr kostet. Auch Kindergärten sind an einigen Universitäten bereits vorzufinden.
Die Höhe ist unserer Meinung nach abhängig vom Einkommen. Aber prinzipiell sollte es dazu dienen, dass Grundlegendes finanziert werden kann. Zum Beispiel Bücher oder Essen. Dann haben wir uns auch eine Wohnbeihilfe* überlegt, die auch eventuell vom Einkommen abhängig sein könnte oder sollte. Und dann gibt’s auch noch die Studententickets*. Das ist dem Schülerticket sehr ähnlich. Es gibt ja sehr viele Studenten, die nicht in Wien wohnen und fast täglich nach Wien pendeln müssen. Das wäre ein wichtiger Punkt, um sie finanziell zu entlasten. Ich fahre selber von Wiener Neustadt nach Wien, daher kenne ich das Problem sehr gut. Ein weiterer Punkt wäre Kinderbetreuung* - wir haben uns überlegt, dass auf dem Campus Kindergärten errichtet werden sollten, wie es sie zum Beispiel auf der WU gibt. Und die sollten sich nicht allzu viel vom staatlichen Kindergarten unterscheiden.
Soll die Studienbeihilfe abhängig sein vom Einkommen der Eltern oder vom Einkommen der Studierenden selber?
Vom Einkommen der Studierenden selber, auf jeden Fall.
Ist Stulife für oder gegen Studiengebühren?
Wir sind gegen Studiengebühren.
Seid ihr auch gegen Studiengebühren für Studierende aus Drittstaaten?
Ja, schon. Wir finden, alle Studenten und Studentinnen sollten gleich behandelt werden. Schließlich zahlen sie ja auch den ÖH-Beitrag - da finde ich, dass Gleichbehandlung nur fair wäre.
Das Interview in voller Länge:
Azize Selikoglu spricht über die gesamtgesellschaftliche Aufgabe der ÖH, den Plan, die multikulturelle Diversität an den Hochschulen aufzupolieren und darüber, was Stulife besser macht als die anderen Fraktionen.