Erstellt am: 17. 4. 2015 - 13:32 Uhr
"Wer schnell studiert, soll nicht aufgehalten werden"
Die Aktionsgemeinschaft (AG) war in der letzten ÖH-Bundesvertretung stimmenstärkste Fraktion - aber trotzdem nicht in der Exekutive vertreten. Für die diesmalige Wahl haben sie sich vorgenommen, ein Drittel der 55 Mandate zu erreichen – und endlich einmal in der Exekutive und nicht in der Opposition zu sein. Offiziell ist die AG keine Vorfeldorganisation einer Parlamentspartei. In der Praxis wird sie allerdings im Wahlkampf von der ÖVP unterstützt – zum Beispiel indem sie Plakatständer ausborgen darf – wie Jens Eipper im Interview sagt.
Die AG setzt klassischerweise auf die Themen Service an der Uni und weniger Politik. Sie tritt 2015 mit einem Team bei den SpitzenkandidatInnen an: mit Jens Eipper ist erstmals ein deutscher Staatsbürger Spitzenkandidat bei einer ÖH-Wahl. Mit im Team sind außerdem Lisa Schwenn und Peter Wiltsche.
Zum FM4 Interview sind Jens Eipper und Lisa Schwenn zu uns ins Studio gekommen. Lisa Schwenn studiert in Linz Wirtschaftspädagogik und Wirtschaftswissenschaften, sie möchte später Lehrerin werden. Sie hat schon vor Studienbeginn die AG als gut funktionierendes Team kennengelernt, für sie vertritt die Fraktion wirklich die Interessen der StudentInnen. Jens Eipper studiert an der BOKU Nutztierwissenschaften und Agrar-und Ernährungswissenschaft. Er ist zur AG gegangen, weil ihn die ÖH an der BOKU sehr gestört hat – und noch immer stört. Für ihn macht die BOKU-ÖH keine Studierendentenvertretung, wie sie sein sollte – und das möchte er ändern.
FM4/Simon Welebil
Die Spitzen-kandidatInnen:
- Jens Eipper
- 28 Jahre
- Velbert bei Düsseldorf in D
- Nutztierwissenschaften, Agrar-und Ernährungswissenschaft, 12. Semester
- BOKU Wien
- In den Sozialen Medien auf Facebook
- Lisa Schwenn
- 22 Jahre
- aus dem Bezirk Braunau /OÖ
- Wirtschaftspädagogik und Wirtschaftswissenschaften, 6.Semester
- Johannes Kepler Universität Linz
- In den Sozialen Medien auf Facebook und auf Instagram
Die AG auf:
Die wichtigsten drei Punkte in eurem Wahlprogramm?
Lisa Schwenn: Das ist erstens ein österreichweites StudentInnenticket, zweitens ausreichend Lehrveranstaltungsplätze und der dritte Punkt ist, dass die ÖH wieder eine echte Interessensvertretung darstellen soll.
Dieses StudentInnenticket – soll das mit Geldern der ÖH umgesetzt werden oder ist da das Ministerium gefragt?
Jens Eipper: Das muss man mit dem Ministerium ausmachen. Das Ticket steht in der Regierungsvereinbarung drinnen und gehört einfach umgesetzt. Dafür muss sich die ÖH einsetzen und kann sich nicht abspeisen lassen mit der Aussage, "da ist halt jetzt kein Geld da". Es kann nicht sein, dass Schüler, Lehrlinge, Pensionisten alle günstiger fahren und man als Student normal bezahlen muss.
Mir fällt auf, dass die AG zum ersten Mal ein Spitzenkandidaten-Team präsentiert – und dieses Team kommt sehr vielfältig daher: zwei Männer, eine Frau, aus allen Studienrichtungen und Bundesländern. Mit dir, Jens, ist sogar erstmals ein deutscher Staatsbürger auf dem ersten Listenplatz. Es sieht so aus, als wollt ihr mit diesem Team möglichst viele Zielgruppen abdecken.
Jens Eipper: Ja. Da hat jetzt zwar meine Nationalität keinen Einfluss darauf, aber wir wollen eine große Zielgruppe, nämlich alle Studierenden erreichen. Wir können uns da nicht nur auf Wien konzentrieren, sondern müssen österreichweit agieren. Die Expertise dazu haben wir nur, wenn wir Leute an allen Standorten haben und wirklich wissen: wo brennt's bei dem/der Studierenden im Moment, damit wir unterstützen können.
Die AG gibt sich parteipolitisch unabhängig, ihr bekommt aber doch Unterstützung für den Wahlkampf von der ÖVP – warum wollt ihr nicht zur ÖVP stehen?
Jens Eipper: Also ich bin parteineutral, ich bin nicht bei der ÖVP! Wir bekommen Unterstützung, das schon, z.B. in Form von Plakatständern, von materiellen Dingen. Aber was heißt, nicht zu ÖVP stehen? Wir haben ein unabhängiges Fraktionsprogramm und das wollen wir im Sinne der Studierenden gegenüber allen Ministerien und der gesamten Politik umsetzen.
In eurem Wahlprogramm liest man bei den Forderungen den Satz "Wir möchten bestmöglich ausgebildet werden, und zwar für einen ständig globaler werdenden Arbeitsmarkt". Mit der alten Forderung "Bildung statt Ausbildung" der unibrennt-Bewegung könnt ihr wohl nicht so viel anfangen.
Lisa Schwenn: Nein. Wir möchten, dass die Studierenden bestmöglich ausgebildet werden, die bestmögliche Lehre an allen Hochschulen erhalten. Deswegen ist es z.B. wichtig, dass die Lehrenden eine pädagogische Ausbildung haben.
Das heißt, man sollte mit einem Ziel in eine Universität hin- und möglichst schnell durchkommt.
Lisa Schwenn: Man soll schnell studieren aber auch gut studieren – es soll beides möglich sein.
FM4/Simon Welebil
So ein Abschweifen oder vielleicht so genannte Bummenstudenten sind nicht so das Bild, das die AG vom Studieren hat.
Jens Eipper: EinE StudentIn sollte sich orientieren können – dafür gehört die Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP) überarbeitet und verbessert, damit das wirklich möglich ist. Auch Auslandssemester etc. gehören angepasst. BummelstudentIn, das existiert für mich nicht so wirklich. Wenn jemand für sich selbst das so machen möchte, kann er/sie das gerne tun. Was nicht sein darf, ist, dass die Studierenden, die gerne in der Mindeststudienzeit durchkommen möchten, aufgehalten werden durch schlechte Lehrbedingungen, schlechte Anrechenbarkeit oder fehlende Plätze in Lehrveranstaltungen.
Platzprobleme sind ein großes Thema für euch. In euren Forderungen liest man, ihr könnt euch eine Art "Zugangsmanagement" vorstellen. Wie soll das euren Vorstellungen gemäß aussehen?
Jens Eipper: Wir reden von Eignungstests dort, wo sie benötigt werden. Vor allem bei Studien, die überlaufen sind. Was aber zusätzlich wichtig ist, ist, dass die Studien ausfinanziert werden. Die 2% BIP-Grenze muss endlich erreicht werden, sprich eine Kofinanzierung möglich sein, die aber nicht Lehre und Wissenschaft beeinflusst.
Kofinanzierung – das heißt ihr steht auch für ein verstärktes Anwerben von Drittmitteln. Seht ihr da keine Probleme auf die Unis zukommen in Bezug auf ihre Unabhängigkeit?
Lisa Schwenn: Ja, wir stehen für eine verstärkte Finanzierung der Uni durch Drittmittel. Aber das muss von der ÖH und den Unis gut ausverhandelt werden, damit das dann nicht in die Studien eingreift.
Ihr wollt also nicht direkte Forschung für Unternehmen.
Beide: Nein.
Aber ihr habt kein Problem damit, dass zum Beispiel große Unternehmen Hörsäle sponsern.
Lisa Schwenn: Ich glaube, wenn ich in einem gut ausgestatteten Hörsaal sitze, dann ist mir egal, ob da oben jetzt ein Logo von einer Firma hängt oder nicht. Wichtig ist, dass für die Studierenden das Equipment da ist, dass die eine qualitätsvolle Lehre erhalten können in einem gut ausgestatteten Hörsaal.
Wie genau sie sich Zugangsbeschränkungen vorstellen können und mit welchen Fraktionen sie sich keine Zusammenarbeit vorstellen können, das erzählen Jens Eipper und Lisa Schwenn in der Langversion des FM4-Interviews:
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