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Paul Pant

Politik und Wirtschaft

21. 4. 2015 - 16:47

"Bildung ist ein Menschenrecht"

Meryl Haas ist Spitzenkandidatin der Gras bei den kommenden ÖH-Wahlen. Was sie von der Regierung fordert und warum studieren auch ohne Studiengebühren sehr teuer sein kann.

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Bei der letzten ÖH-Wahl 2013 erreichte die Gras zwölf Mandate in der Bundesvertretung (16 Prozent der Stimmen). Gemeinsam mit den Fachschaftslisten (FLÖ), Fraktion Engagierter Studierender (FEST) und dem Verband Sozialistischer StudentInnen (VSStÖ) stellte die Gras in den vergangenen zwei Jahren die Exekutive in der ÖH-Bundesvertretung.

Die amtierende ÖH-Vorsitzende Viktoria Spielmann von der Gras räumt ihren Platz für die neue Spitzenkandidatin Meryl Haas. Das Wahlziel ist durchaus ambitioniert: Man will die Gesamtzahl der Mandate halten. Durch die Wahlrechtsreform sinkt allerdings die Gesamtzahl der Mandate in der Bundesvertretung von 100 auf 55. Damit wären für 12 Mandate rund 25 Prozent der Stimmen nötig.

Was ist deiner Meinung nach die Aufgabe einer ÖH?

Meryl Haas: Für uns ist es wichtig, dass man den Studierenden Service bietet. Was für uns selbstverständlich ist. Aber es ist genauso wichtig, dass man in bildungspolitischer Sicht die Studierenden vertritt. Wir verstehen Bildungspolitik aber nicht abgekoppelt von der Gesellschaft. Wenn wir die Bildungspolitik ändern wollen, müssen wir gesamtheitlich denken und gesamt-gesellschaftlich arbeiten.

Was läuft falsch in der Bildungspolitik?

Meryl Haas: Wir sehen ganz klar, dass das schwarze Ministerium, das Wirtschafts- und Wissenschafts-Ministerium – was ja eh schon sehr viel aussagt, dass das zusammengelegt worden ist – eine sehr neoliberale Bildungs-Ökonomisierung betreibt. Dass Bildung immer mehr zur Ware verkommt und dass die Bildung und auch die Hochschulen selbst kommerzialisiert werden. Das heißt, wir müssen da dagegen antreten. Es ist wichtig, dass es unsere Bildung ist. Wir sollen frei wählen können, was wir machen können und wir sollen bestimmen, was und wie wir studieren wollen.

Spitzenkandidatin GRAS im FM4 Studio

Paul Pant / Radio FM4

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Die Spitzenkandidatin

  • Meryl Haas
  • 27 Jahre
  • Linz/Oberösterreich
  • Molekulare Medizin
  • Uni Wien
  • 12. Semester

Gras auf

Meryl Haas: Ein Punkt ist zum Beispiel, dass Lehrmaterialien nicht frei zugänglich sind. Am Anfang des Semesters müssen sie hohe Kosten für Lehrmaterialien zahlen, also Skripten oder Software kaufen, die kostenpflichtig ist. Ich finde, es ist wichtig, dass man, wenn man einen freien Hochschulzugang fordert, auch darauf schaut, dass die Studierenden die Lehrmaterialien bekommen. Das Wissen aus den Lehrmaterialien soll für alle frei zugänglich sein. Deswegen ist ein großer Punkt: Digitalisierung von Skripten und ein größeres Angebot an E-Books.

Na gut, es gibt eine Uni-Bibliothek. Es ist schon sehr viel digital. Es gibt mittlerweile zu sehr vielen Bibliotheken weltweit einen Zugang über die Unis. Da gibt es doch schon sehr viel gratis.

Meryl Haas: Trotzdem gibt es noch immer Sachen, die nicht frei verfügbar sind. Zum Beispiel in meinem Studium habe ich am Anfang Lehrbücher kaufen müssen, die schnell einmal 100 bis 150 Euro kosten. Die braucht man genau für eine Prüfung und dann kann ich die eigentlich weiterverkaufen, wenn es noch irgendwie geht, oder sie verstauben im Regal. Wie du angesprochen hast, es gibt in den Bibliotheken Lehrbücher. In meinem Studium sind es gerade einmal 30 Stück (Anm. pro Lehrbuch). Wir haben aber 1.200 bis 1.400 Erstsemestrige jedes Jahr. Da reicht es auf keinem Fall aus. Deswegen ist es wichtig, dass die Materialien genauso online zur Verfügung stehen. Damit man auch von Zuhause lernen kann und nicht an die Bibliothek gebunden ist.

Weil du die vielleicht die wissenschaftlichen Papers angesprochen hast, ja da ist schon sehr viel zugänglich. Das hängt aber davon ab, auf welcher Uni du studierst. Große Unis, die einen besseren Vertrag verhandeln können, haben einen besseren Zugang zu diesen Papers, während kleinere Unis, die weniger Geld zur Verfügung haben, einen anderen Zugang haben. So sind nicht alle Papers allen Studierenden zugänglich. Mir ist es wichtig, dass man egal wo man studiert, den gleichen Zugang zu diesem Material bekommt.

Wie viel Geld geben denn die Studierenden durchschnittlich aus für Lehrmaterialien pro Semester?

Alle Interviews mit den SpitzenkandidatInnen:

Meryl Haas: Das hängt vom Studium ab. Bei mir waren es zwischen 100 und 150 Euro für ein Lehrbuch. In anderen Studienrichtungen muss man sich jedes Semester Skripten kaufen. Die werden von den Lehrenden publiziert, aber die werden nur kostenpflichtig zur Verfügung gestellt und nur mit diesen Skripten ist es möglich die Prüfung zu machen. Wenn man jetzt zwischen fünf und zehn Kursen hat, kann das schon mal in die 800 Euro gehen.

Wer soll die Kosten dafür übernehmen? Wenn die Lehrbücher und Skripten digitalisiert werden. Soll das die Uni zahlen, oder wird das von der ÖH finanziert?

Meryl Haas: Ich sehe auf jeden Fall die Verantwortung bei der Regierung, dass die Regierung freie Bildung anbietet. Bildung ist ein Menschenrecht, wir haben den Anspruch auf Bildung. Und es ist glaube ich ganz leicht zu ändern, wenn man das UrheberInnenrecht ändert, dass Lehrmaterialien leichter zu vervielfältigen sind und die Uni digitale Strukturen anbietet um das eben leichter zu vervielfältigen.

Das Interview in voller Länge

Im weiteren Interview erklärt Meryl Haas, warum neben einem freien Zugang zum Wissen auch freie Wahlfächer wichtig sind. Außerdem: dass die Gras ein österreichweites, günstiges Ökoticket für Studentinnen und Studenten fordert und wie die Gras ins „Fahradies“ will ohne Geld für einen eigenen Fahrradweg zu haben.

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