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Simon Welebil

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19. 4. 2015 - 07:37

"Eine unnötige Ungleichstellung von Studierenden"

Kathrin Romanowski und Sasan Djalali von der Fraktion engagierter Studierender (FEST) über die Vereinigung des Hochschulsektors, Mitbestimmung an den Unis und ein Leben neben dem Studium.

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Die Fraktion engagierter Studierender - kurz FEST - war ursprünglich eine reine Liste von Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen, ein Zusammenschluss an FHs und PHs direkt gewählter MandatarInnen. Mittlerweile tritt sie aber auch an Unis und Privatunis an. Nach der letzten ÖH-Wahl haben sich 14 MandatarInnen zur FEST bekannt, womit sie zur drittgrößten Fraktion in der Bundesvertretung wurde.

Die FEST bezeichnet sich als politisch unabhängig, progressiv und lösungsorientiert. Sie gilt als eher links und hat in den letzten Jahren eine Koalition mit der GRAS, dem VSSTÖ und den Fachschaftslisten gebildet.

Die FEST tritt mit einem SpitzenkandidatInnen-Team an, bestehend aus Magdalena Goldinger (Pädagogische Hochschule), Sasan Djalali (Jus und Politikwissenschaft an der Uni Wien) und Kathrin Romanowski (Green Building am FH Campus Wien). Zum FM4-Interview sind Sasan Djalali und Kathrin Romanowski gekommen.

FEST

FM4/Simon Welebil

Kathrin Romanowski und Sasan Djalali

Die SpitzenkandidatInnen

  • Sasan Djalali
  • 26 Jahre
  • kommt aus Wien
  • studiert Politikwissenschaft und Jus an der Uni Wien
  • Kathrin Romanowski
  • 21 Jahre
  • kommt aus Niederösterreich
  • studiert Green Building am FH Campus Wien

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Was ist - abgesehen vom Geldmangel - derzeit das größte Problem an österreichischen Unis und FHs und sollte dringend angegangen werden?

Sasan Djalali: Zunächst einmal gibt es nicht nur ein Problem auf den FHs und Unis, sondern auch an den Pädagogischen Hochschulen und mittlerweile auch auf den Privatuniversitäten - und ein großer Punkt ist, dass diese drei oder vier Hochschulsektoren noch immer Hochschulsektorinseln sind, dass da sozusagen Brücken gebaut werden müssen. Z.B. bei Anrechnungen: Man sollte etwa zwischen einer FH, einer Uni oder einer PH wechseln können und da sind diese Anrechnungen ganz schwierig. Da ist auch der Bologna-Prozess noch nicht ganz durchgesetzt worden, oder dieser Gedanke dahinter nicht ganz durchgesetzt worden. Sogar innerhalb eines Hochschulsektors kann man schwer wechseln oder sind die Anrechnungen sehr schwierig, und das ist zwischen den Hochschulsektoren sogar noch mehr der Fall. Das ist ein Anliegen der FEST und etwas, das man in den nächsten Semestern angehen sollte.

Ihr setzt euch insofern auch dafür ein, dass dieser ganze Hochschulsektor einer werden sollte, nicht nur von den Anrechnungen her, sondern auch vom rechtlichen Status. Was ist der Grund dafür und was würde das bringen?

Sasan Djalali: Auf jeden Fall, weil z.B. für Studierende auf den FHn tatsächlich Unterschiede bestehen. Als Beispiel: wenn ich auf einer Uni studiere, habe ich vier Prüfungsantritte, an einer FH habe ich aber nur drei Prüfungsantritte. Das ist eine unnötige Ungleichstellung von Studierenden. Das ist etwas, was auch innerhalb eines gemeinsamen Hochschulraums nicht nötig ist, dass die Sektoren solche Unterschiede aufweisen. Weiters dient es auch dem angenehmeren, leichteren Studieren, wenn ich zwischen Hochschulsektoren und Studienfächern wechseln kann, ohne dass ich mit Sanktionen, Problemen oder Hürden befasst bin. Es sollte ein System möglich sein - dafür sind wir - das ein zielstrebiges Studieren, z.B. in sechs Semestern, möglich macht, aber auch ein Studieren möglich macht, wo man vielleicht ein paar Semester mehr braucht, wenn man z.B. nebenher arbeitet oder Familie hat. Deshalb sind wir für einen Hochschulraum, wo alle gleiche Rechte haben.

FEST

FM4/Simon Welebil

Was sind die drei wichtigsten Punkte in eurem Wahlprogramm?

Kathrin Romanowski: Erstens wollen wir erreichen, dass das FH-Studienrecht raus aus dem Privatrecht kommt. Das ist im Moment einfach extrem schwierig, weil willkürliche Sachen in Ausbildungsverträge reingeschrieben werden dürfen und es ist auch extrem schwer, rechtlich dagegen vorzugehen. Wenn ich jetzt einen Prozess anstrebe, dann gilt das nur für mich als Person, auch wenn das bei hundert anderen auch im Ausbildungsvertrag steht.

Sasan Djalali: Ein weiterer Punkt wäre, dass ein Leben neben dem Studium möglich ist, dass man es schafft, dass man als studierende Person Familie und Arbeit mit dem Studium verbinden kann. Dass das Getriebene, das In-Mindestzeit-Studieren ein bisschen aufgelockert wird. Dass man sich als Gesellschaft überlegt, ob man sich's nicht leisten kann, dass man diesen Stress während des Studiums für Studierende weglässt, damit auch ein Raum da ist, wo Menschen über den Tellerrand hinaus über die Gesellschaft reflektieren können.

Kathrin Romanowski: Und als dritten Punkt hätten wir noch, dass wir die Pädagogischen Hochschulen weisungsungebunden haben wollen. Im Moment können die Regierungen mitbeschließen, wer im Rektorat sitzt, und das darf halt einfach nicht sein, weil das die ganze Hochschule beeinflusst und es sollte nicht davon abhängen, welchen Bürgermeister ich gerade am Hochschulstandort habe.

Alle Interviews mit den SpitzenkandidatInnen:

Wenn man sich eure Positionen der letzten Jahre durchliest, stößt man auf Aussagen wie "Wir wollen keine KundInnen der Hochschulen sein". Wie soll denn ein Studium für euch aussehen?

Kathrin Romanowski: Ein Studium sollte in erster Linie der Bildung, Ausbildung und Weiterbildung dienen und nicht nur der Stress sein, mit Existenzängsten zwischen Arbeit und Studium. Es muss einfach für jeden leistbar sein, dass man studieren kann, und das ist halt eines unserer großen Anliegen.

Und wie soll die Beziehung zwischen Studierenden und Universität gestaltet sein? "KundInnen" wollt ihr nicht sein, sondern eure Beziehung auf eine Ebene der Mitbestimmung heben, oder?

Sasan Djalali: Auf jeden Fall. Auf allen Hochschulen sollte eben kein KundInnen-Verhältnis bestehen mit Rektorat, Geschäftsführung oder wem auch immer, sondern die studentische Mitbestimmung und Mitbestimmbarkeit. Das ist ganz wichtig, weil es ein Raum ist, ein Ort, wo wir Bildung erfahren, auch Ausbildung erfahren, wo wir auch kritisch reflektieren sollten über das was wir lernen, wo wir Wissenschaft lernen. Und das braucht auch gleichzeitig, dass man selbstorganisiert ist, dass man mitbestimmen kann, über die Strukturen, in denen ich lerne und in denen ich quasi Bildung erfahre. Und das sollte auf Augenhöhe passieren.

In euren Positionen liest man auch, dass ihr gegen eine Ökonomisierung des Bildungswesens seid - was wollt ihr nicht auf Universitäten?

Kathrin Romanowski: Ich glaube es ist nicht die Aufgabe der Universitäten und FHs und PHs, dass irgendwelche Erhalter viel dran verdienen, dass sie diese FHs oder Unis machen, sondern dass Bildung weitergegeben wird auf hohem Niveau. Und dass man auch nicht unendlich viel zahlen muss, wenn ich etwa auf eine Privatuni gehe.

Eure Fraktion nennt sich "Fraktion engagierter Studierender", das bedeutet auch, dass ihr nicht nur die Situation auf den Unis verbessern wollt, sondern auch gesellschaftliches Engagement bestreiten wollt. Damit gleicht ihr in bestimmten Positionen auch der VSSTÖ oder der GRAS. Wie unterscheidet ihr euch denn von diesen Fraktionen?

Sasan Djalali: Eines unserer Kennzeichen, mit denen wir uns ganz stark von VSSTÖ und GRAS unterscheiden ist, dass wir parteiunabhängig sind. Das bedeutet, wir können uns je nach Situation unabhängig davon, was eine Mutterpartei über mir sagt, agieren, reagieren und/oder auch Positionen entwickeln. Das eröffnet uns glaube ich ein großes Spektrum an Möglichkeiten. Dadurch können wir auf den VSSTÖ oder die GRAS womöglich in einigen Punkten Druck ausüben, oder Sachen formulieren, die sie nicht machen können, einfach weil sie ihre Parteien über sich haben. Oder, was uns in der Hinsicht auch auszeichnet, ist, wir können gar nicht den Gedanken fassen "Wie schaut's in zehn Jahren aus", wenn ich z.B. in dieser Partei tätig bin, wenn ich im Nationalrat sitze für diese Partei. Deshalb können wir Kritik formulieren, Forderungen äußern, die sie so nicht machen können.

Es gibt heuer ein neues Wahlsystem, es gibt wieder eine Direktwahl für die ÖH-Bundesvertretung. Die FEST hat bei der letzten Wahl sehr davon profitiert, dass die Bundesvertretung nicht direkt gewählt wurde. Ist diese Wahl nun eine Chance für die FEST oder doch eine Gefahr für eure vielen Mandate?

Kathrin Romanowski: Zuerst müssen wir einmal sagen: Wir als FEST haben uns sehr dafür eingesetzt, dass die Direktwahl wieder eingeführt wird und es ist sehr schwer vorauszusagen, ob wir viele Mandate bekommen oder nicht. Es ist auf jeden Fall eine Chance, weil dann können die Studierenden sagen, ihr habe eine gute Arbeit gemacht, wir wählen euch wieder, wir vertrauen euch...

Sasan Djalali: Was ich noch ergänzen möchte ist, dass wir uns natürlich dessen bewusst waren, dass wir durch das alte Wahlsystem wirklich profitiert haben. Durch die Beschickung durch die einzelnen Fachhochschulen oder durch die einzelnen Hochschulen generell haben wir viele Stimmen kriegen können. Gleichzeitig waren wir uns auch bewusst, wenn wir das jetzt fordern - was uns ja ein großes Anliegen war, weil es ja für die Studierenden ein Thema ist, eben für die Mitbestimmung - dass wir uns damit ins eigene Fleisch schneiden, wo ich finde, dass es uns auch ausmacht: uns ist ehrliche Studierendenvertretung wichtiger, als dass wir jetzt sagen wie schaut's in fünf Jahren mit uns und unserer Funktion aus, sondern wir schauen, dass wir einfach Politik für die Studierenden machen.

Das Interview in voller Länge

Im kompletten Interview sprechen Sasan Djalali und Kathrin Romanowski über die Vor- und Nachteile einer Fraktion ohne politische Partei im Hintergrund, über Lösungsmöglichkeiten für überlaufene Studien, was es mit dem FEST-Hashtag zur Wahl #twomoreyears auf sich hat und mit wem sie sich eine Koalition vorstellen können.

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