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Marc Carnal

Wer sich weit aus dem Fenster lehnt, hat die bessere Luft. Lach- und Sachgeschichten in Schönschrift.

15. 9. 2013 - 16:35

Tagebuch zum Jahr der Pflicht (26)

September: Der total irre Pflichturlaub mit Marc & Max

marc carnal

Nach dem Jahr des Verzichts im Jahr 2011 gilt es heuer, monatliche Pflichten zu bestehen. Mitstreiter sind in der Neigungsgruppe Pflicht jederzeit willkommen.

Jeden Monat stehen drei Aufgaben in Kategorien wie Handwerk, Wissen oder Selbstüberwindung zur Auswahl. Die Leserschaft stimmt darüber ab, welche Pflicht erfüllt werden muss.

Voting Jänner - Kategorie Handwerk

Voting Februar - Kategorie Wissen

Voting März - Kategorie Musik

Voting April - Kategorie Sport

Voting Mai: Kategorie Essen

Voting Juni: Kategorie Schreiben & Lesen

Montag, 9. September

● Nach zweimonatiger Pflichtpause geht der Tagebuchspaß nun weiter. Wöchentlich soll dieses Diarium nun wieder die Leserschaft "begeistern", die sich natürlich auch fragt, wie es denn mit der Erfüllung der Aufgaben steht.

Die Organisation der Juni-Pflicht, nämlich die Lesung in einer katholischen Messe zu halten, war kein organisatorisches Zuckerschlecken, wird jedoch demnächst nachgeholt. Ob der Termin an dieser Stelle angekündigt wird, überlege ich mir noch, denn am Ende kommen neugierige Leserchen und bestrafen mich mit Bonus-Nervosität. Ein Videobeweis folgt aber auf jeden Fall.

Das Erklimmen eines der 100 höchsten Berge Österreichs muss tatsächlich auf nächsten Sommer verschoben werden. Der angedachte Termin mit unserer gütigen Bergführerin, die ohnehin genügend Bedenken ob unserer Unerfahrenheit und Selbstüberschätzung äußerte, musste aus meteorologischen Gründen abgesagt werden. Das hätte ja gerade noch gefehlt, dass wir ausrutschen und am nächsten Tag - bereits tot - als "unerfahrene Bergsteiger" die Titelseiten zieren. Nachdem es nun schon wieder ungemütlicher wird in allzu alpinen Höhen und man durchaus zugeben muss, da überhaupt den Mund etwas gar voll genommen zu haben, wird die April-Pflicht also dieses Jahr nicht mehr erfüllt werden können. Schande über mich.

marc carnal

Die September-Pflicht besteht aus einem einwöchigen Urlaub, den ich von 23. bis 29. September mit meinem lieben Kollegen Maximilian in Spanien bestreiten werde. Wie bereits beim Livebericht zur Echtzeitansage werden wir unsere streng choreographierte Entspannung genauestens dokumentieren. Jeden Tag müssen wir kleine und durchaus depperte Pflichten erfüllen, über die an dieser Stelle abgestimmt werden kann. Gerädert, zerstritten und demoralisiert mögen wir nach einer Woche zurückkehren. Die Aktion nennt sich "Der total irre Pflichturlaub mit Marc & Max" und wird sicher ein bisschen lässig.

Dienstag, 10. September

● 50 Milliliter Schneckenleber kosten 25 Euro. Das ist eigentlich gar nicht so teuer, wenn man bedenkt, wie aufwendig es ist, Schnecken ihrer Leber zu entledigen. Wenn sich diese Delikatesse bei den oberen Zehntausend durchsetzen sollte, ist es trotzdem wahrscheinlich, dass es in zehn Jahren in einschlägigen Supermärkten einen ganzen Tetrapack Schneckenleber um drei Eulen gibt. Minderwertige Leber von unglücklichen Tieren aus Schneckenbatterien selbstverständlich.

● Das Wort "einschlägig" bedeutet eigentlich nur "zu einem bestimmten Fachgebiet gehördend", aber man denkt sofort an was grausliges oder verruchtes. Dabei kauft man Obst natürlich in einschlägigen Supermärkten, spendet Blut in einschlägigen Zentren und betet in einschlägigen Kathedralen.

● Zitat-B-Seiten großer Persönlichkeiten:
"Ich habe einen Mordshunger, ich fress jetzt ein Cordon Bleu." (Albert Camus)

Mittwoch, 11. September

marc carnal

Todesstrafe für Falschparken!

● Geschütteltes Josefstadt-Abo:

Ich kenn das Stück Nestroy,
jedoch ist mir der Rest neu.

● Ab und zu kann man auch Büchern eine kurze Chance geben, die man mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zu Ende lesen und übel finden wird. Die schiere Vermutung, ein Buch könnte schlimm sein, ist eben ein schlechtes Fundament für Spott. Also: Helene Hegemann - Jage zwei Tiger. Ich gebe wirklich mein bestes, den Roman bar aller Vorurteile einer hauptsächlich aufgrund dreisten Plagiierens gehypten Autorin gegenüber zu beginnen. Doch schon im ersten Absatz geht es los:

"[...] freudiges Hallo, und plötzlich fängt dieses einfallslose, sich selbst in keinster Weise ihres bei mir überhaupt nicht vorhandenen Status bewusste Babe an, mir zu erzählen, sie sei ja Teil von einer Clique, die regelmäßig Girls Dinner veranstaltet, [...]"

Mich stören ja Sätze wie "Dies sei ihr posthum als guter Move angerechnet" nicht. Man soll sich in der reichhaltigen Schmuckschatulle der Sprache nach Herzenslust bedienen und dabei möglichst phantasievoll zugreifen. Aber Hegemanns Stil ist qualvoll. Schreibstil definiert sich eben nicht nur aus der gleichberechtigten Verwendung von Vokabeln, die man selten im selben Satz liest, sondern auch aus einem Gefühl für Rhythmus. Ich musste nach fünfzehn Seiten aufhören, weil jeder vierte Satz derartig schlimm dahinholpert, dass mein Lesefluss durch die sprachliche Dürrekatastrophe rasch versiegte.

Schön. Jetzt kann ich sagen: Hegemann schlecht. Und dann du so, megaabgeturnt: Wie, Hegemann schlecht? Hast du doch sicher nix von gelesen. Und dann ich so: Bekackte Ansage, Alter, hab ich wohl.

● Zitat-B-Seiten großer Persönlichkeiten:
"Wenn die Arschlöcher nicht gleich ruhig sind, rufen wir die Polizei" (Oscar Wilde)

Donnerstag, 12. September

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● Alternativer Veranstaltungskalender für Wien

  • 17.9., 14 Uhr - Vortrag über das Verlassenschaftsverfahren - "Erben und Vererben" (Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs - Beratungszentrum, Jägerstraße 36)
  • 18.9., 18 Uhr - Lichtbildvortrag (keine nähere Angabe, Bezirksmuseum Landstraße, Sechskrügelgasse 11)
  • 21.9., 12 Uhr - 1. Publikumstag Urologie im Schloss Schönbrunn Tagungszentrum Wien (Grünbergstraße 2)
  • 24.9., 9.30 Uhr - Heiteres Gedächtnistraining im Nachbarschaftszentrum 22 (Rennbahnweg 27)
  • 28.9., 10 Uhr - Tag der Wiener Polizei (Roßauer Lände 1)
  • 29.9., 18 Uhr - Wunderschöner HERBST-Farbenspiel - Linda's Singleparty im Spoons (Donauturmstraße 2)

● Ich habe einen Nebenbuhler. Kein Problem, solange ich der Hauptbuhler, dem Stammbuhler, the one and only Buhler bleibe, soll er nebenbuhlen. Baby Baby, lass mich dein Buhler sein und sei meine Buhle, du Königin mit Rädern untendran.

● Ihr immer mit euren Projekten.

Freitag, 13. September

marc carnal

Dieses überbelichtete Souvenir zeigt mich mit dem früheren Salzburger Landeshauptmann Franz Schausberger. Interessanter wird die Bildunterschrift leider nicht mehr, ich wollte Ihnen den Beweis für unsere gemeinsame Zeit nur nicht vorenthalten.

● Schlechte Geschäftsideen, Teil 3652: Schneemannbedarf Carnal.
Wer kennt das nicht? Man baut einen Schneemann und hat keine Karotte im Haus. Mit Schneemannbedarf Carnal ist das endlich Vergangenheit. Nur zwei Tage nach der Bestellung wird Ihnen eine formschöne, knackige Karotte in der gewünschten Größe geliefert. Und jetzt ganz neu im Sortiment: Kohle! Schneemannbedarf Carnal - mit uns können Sie bauen!

● Verwertungsmöglichkeiten für Urin, um das kostbare Nass nicht verschwenderisch in die Kanalisation zu entlassen:

  • in die Fußbodenheizung umleiten
  • Wärmeflasche
  • im Spülkasten sammeln, um damit den Kot wegzuspülen
  • Eier darin kochen (werden eh geschält)
  • Kartoffeln darin kochen (werden eh geschält)
  • Zimmerbrunnen
  • Geschirrspüler (mit heißem Wasser nachspülen, wo ist das Problem?)
  • Wasserbett

Samstag, 14. September

● Als das Team Stronach gerade mit dem Zuplakatieren der Geographie begonnen hatte, fuhr ich mit dem Bus an einem Plakat vorbei, auf dem "Frank. Unbestechlich" stand. Da der Bus hübsch flott unterwegs war, las ich "Frank. Unsterblich". Ich war ob der Dreistigkeit erstaunt, kam aber nicht auf die Idee, dass ich mich womöglich verlesen hätte. Schließlich ist es dem sprechenden Milliardär durchaus zuzutrauen.

● Warum betont Stronach eigentlich in jedem zweiten Interview, dass er bereits "in Banken und in Spitälern" war? Ich war auch schon in Banken und in Spitälern. Deswegen mach ich aber nicht gleich so einen Wirbel.

● Zitat-B-Seiten großer Persönlichkeiten:
"Gute Nacht, bis morgen!" (Napoleon)