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Marc Carnal

Wer sich weit aus dem Fenster lehnt, hat die bessere Luft. Lach- und Sachgeschichten in Schönschrift.

31. 3. 2013 - 16:52

Tagebuch zum Jahr der Pflicht (13)

Abstimmung April: Kategorie Sport / März: Eine Kombination aus Blas-, Saiten- und Perkussioninstrument mit mindestens einer Oktave Tonumfang bauen und darauf ein Lied spielen.

marc carnal

Nach dem "Jahr des Verzichts" im Jahr 2011 gilt es heuer, monatliche Pflichten zu bestehen. Mitstreiter sind in der Neigungsgruppe Pflicht jederzeit willkommen.

Jeden Monat stehen drei Aufgaben in Kategorien wie Handwerk, Wissen oder Selbstüberwindung zur Auswahl. Die Leserschaft stimmt darüber ab, welche Pflicht erfüllt werden muss.

Voting Jänner - Kategorie Handwerk

Voting Februar - Kategorie Wissen

Voting März - Kategorie Musik

Abstimmung April

Im April gilt es, eine Pflicht aus der Kategorie Sport zu erfüllen

Abstimmung wird geladen...

Sonntag, 24. März

● "Man kann vom Zählen nicht erzählen" - Daniel Kehlmann in "Requiem für einen Hund". Wie wahr. Literarisch ist wohl nicht uninteressanter als das schiere Zählen.

● Aus der Reihe "Gründe, Kunst zu machen:"

"Im Sommer 2008 war es dann soweit, ich suchte für mein Büro ein ganz spezielles Bild, mit türkisfarbenen Nuancen. Doch ich konnte in keinem Möbelgeschäft etwas buntes, extravagentes finden, dass zu mir passte. [...]
Ich nahm mir ein Muster vor, kaufte Acrylfarben, Pinsel und Leinwände und legte los."
(farbenspiel.eu)

Montag, 25. März

● Rapper setzen auf den "Jo Jo"-Effekt.

● Schwierig: Stilvoll während einer Präsentation über die Bühne oder im Kino vor der Leinwand vorbeigehen. Die stilloseste Art ist in jedem Fall, in tief gebückter Haltung, ähnlich einem Schispringer beim Anlauf in Zeitlupe, durchs Bild zu huschen.

Dienstag, 26. März

● Das letzte Woche angedachte Apfel-Gedicht ist bereits um eine Zeile reicher:

Du hast meinen Apfel gestohlen, du Sau!
Du hast ihn gefressen, ich weiß es genau.

● Situationen, in denen die Frage "Sammeln Sie Sticker?" noch unpassender ist als an der Supermarktkasse.

  • "Ich habe leider schlechte Nachrichten. Nach Durchsicht der Röntgenbilder haben wir es mit einer komplizierten Beckenfraktur zu tun, die uns zu einer Operation zwingt. Sammeln Sie eigentlich Sticker?"
  • "Also, meine Teure, es würde mich außerordentlich freuen, wenn Sie mich mit Ihrer bezaubernden Anwesenheit noch bei einem guten Glas Wein in meinen bescheidenen vier Wänden beehren würden. Und: Keine Angst, ich bin nicht wie die anderen! Sammeln Sie Sticker?"
  • "Guten Tag, führen Sie Sticker? Ich sammle die nämlich." - "Sammeln Sie Sticker?"

Mittwoch, 27. März

● Ich werde sozusagen das Gefühl nicht los, dass sozusagen in den letzten Jahren "sozusagen" sozusagen die Alltagssprache inflationär infiltriert, mancheiner kann sozusagen keinen Satz mehr ohne diese absolut nichtssagende und sinnlose Vokabel formulieren.

Donnerstag, 28. März

● Erlaube mir, auf der "heute leben"-Facebook-Seite die Frage zu posten, was sich denn im "heute leben Fanpackage" befindet, das es beim heiteren "Wo genau?"-Telefonquiz täglich zu gewinnen gibt. Die enttäuschende Antwort:

"Lieber Marc Carnal, wir können leider keine Auskunft darüber geben, da der Inhalt saisonal wechselt. Außerdem wollen wir euch ja nicht die Überraschung verderben"

Ich hake nach:

"Ok, würde ja gerne überrascht werden, aber ich komme beim Gewinnspiel leider nie durch. Ab wann kann man eigentlich anrufen? Oft ist die Leitung schon vor der Sendung besetzt. Oder kommt jener Anrufer dran, der genau dann anruft, wenn das Gewinnspiel beginnt? Danke & LG, Marc"

Darauf bleibt die Redaktion eine Antwort schuldig. Ich wittere eine Verschwörung!

● Umbenennungsvorschlag für das Frauenministerium: Innen-Ministerium.

Freitag, 29. März

● Gesprächsexperiment: Wie lange schafft man es wohl, über Kavka zu reden, während das Gegenüber meint, man würde über Kafka sprechen?

"Also Kavka hat mich wahnsinnig geprägt. Ich hab ja sein Gesamtwerk verschlungen. Ich mein, das war halt irgendwie ein ganz neuer Stil, vor allem seine frühen Sachen...." usw.

● Verzweifelt im Baumarkt Plastikrohre, Holz und Feilen erstanden, um bis Sonntag Abend das zu bauende Musikinstrument zu fertigenn, das bisher nur im Kopf geplant ist. Es war abzusehen, dass ich diese Pflicht tatsächlich bis zum letzten Tag dahinprokrastinieren.

Samstag, 30. März

● Kundenbeschwerde auf der Hofer-Facebookseite: "Ich musste heute in einer ihrer Geschäfststellen in Linz feststellen, dass einem der Gang zur Toilette verwehrt wird! [...]
Wenn nun der Profit - oder was sie auch immer daraus zu verbessern meinten - vor einem Menschenrecht, einem menschlichen Grundbedürfnis steht, ist das wohl mehr als ein fatales Zeichen für den Untergang dessen, was wir mal als 'Menschlichkeit' betitelt haben.
Besonders wenn dies jemand bewerkstelligt der im öffentlichen Gewerbe einen Namen hat!"

● Hottentotten-Mutter: "Wie schlecht beträgst du dich!"
Hottentotten-Kind: "Aber Mutter, wir sind doch hier bei den Hottentotten!"