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Christoph Sepin

Pixel, Post-Punk, Psychedelia und sonstige Ableger der Popkultur

9. 1. 2017 - 10:26

La La Land is Everything

Ryan gegen Ryan, Elle gegen Toni Erdmann und alle gegen Trump bei den Golden Globes 2017.

Film

Awardverleihungen, Kinotipps und Interviews mit RegisseurInnen

Letzte Nacht, von Sonntag auf Montag, war es wieder soweit: Zum 74. Mal wurden in Beverly Hills von der Hollywood Foreign Press die Golden Globes verliehen. Die richtig großen Überraschungen blieben aus, die Dankesreden waren zeitgemäß politisch und der große Gewinner des Abends war vor allem ein Film, der auch gleich einen neuen Rekord aufstellte.

Schon im Vorfeld wurde "La La Land" von "Whiplash"-Regisseur Damien Chazelle als der große Favorit der Verleihung gehandelt. Eh klar, mag man sagen, dass den Leuten in Hollywood ein Film über die goldene Ära von Hollywood besonders gut gefällt. Tatsächlich ist "La La Land", der in Wien bereits letztes Jahr als Abschlussfilm der Viennale gezeigt wurde, aber ein besonders schöner Film geworden. Nicht nur in seiner technischen Umsetzung, sondern auch dank den herausragenden Performances von Ryan Gosling und Emma Stone, die auch beide mit einem Globe ausgezeichnet wurden.

Ryan Gosling Golden Globes

HFPA

Deadpool oder La La Land?

Für Gosling bedeutete das nicht nur den ersten Sieg, sondern auch endlich das Duell Ryan vs. Ryan - da sowohl Ryan Reynolds für "Deadpool", als auch Ryan Gosling für "La La Land" in der selben Kategorie nominiert waren. Damien Chazelle bekam noch den Globe für die beste Regie, der Film selbst den für die beste Musical/Comedy, Justin Hurwitz für den besten Soundtrack und der Dauerohrwurm "City of Stars" performt von Gosling und Stone als bester Song.

Ein weiterer Favorit, "Moonlight" von Barry Jenkins, konnte sich in der Dramakategorie gegen Filme wie "Manchester by the Sea" oder Mel Gibsons Rückkehr "Hacksaw Ridge" durchsetzen. Verdient ging der Award für den besten Drama-Schauspieler an Casey Affleck in "Manchester by the Sea", Michelle Williams, die zurzeit eine der hervorragendsten Schauspielerinnen Hollywoods ist, ging dagegen leider leer aus.

Nachdem man letztes Jahr bei den Globes mit dem "Office"-Erfinder Ricky Gervais ein bisschen mehr auf Provokation setzte, ging man dieses Jahr mit dem alten Vollprofi Jimmy Fallon eher auf Nummer sicher. Der Moderator und Comedian gab sich ganz souverän, lies sich trotz schon anfangs defektem Teleprompter nicht irritieren, machte Jokes über Mariah Carey und verglich Donald Trump mit King Joffrey aus "Game of Thrones".


Kein Preis für Toni Erdmann

Trotz guter Chancen für die deutsch-österreichische Koproduktion "Toni Erdmann" ging der Film von Maren Ade in der Kategorie "Best Foreign Film" leer aus. Stattdessen gewann hier Paul Verhoevens "Elle", für den Isabelle Hupert auch mit dem Globe für die beste Dramaschauspielerin ausgezeichnet wurde.

Die Golden Globes 2017 waren die ersten Globes seit #trump, ein Umstand der natürlich in verschiedensten Monologen und Dankesreden angesprochen wurde. Vor allem Meryl Streep drückte ihre Gefühle in einer starken Ansprache aus, als sie den Cecil B. DeMille Award für ihr Lebenswerk entgegennahm. Darin prangerte sie das neue gesellschaftliche Klima an, das durch einen Präsidenten Trump entstehe und wie sich dadurch die soziale Kultur verändern könne: "Disrespect invites disrespect".


Atlanta gewinnt

Ein bisschen überraschender als in der Kategorie Film ging es schon bei den Serien zu. Die Show "The Crown" setzte sich zum Beispiel gegen den großen Hit des Jahres, "Stranger Things" durch, Rami Malek ging für seine Performance als Hacker Elliot in "Mr. Robot" leer aus, der Award ging stattdessen an Billy Bob Thornton für "Goliath". Der große Gewinner in der Serien-Kategorie war das Multitalent Donald Glover, seine Serie "Atlanta" gewann den Globe für die beste Comedyshow, er selbst den Preis für die beste Performance in einer Comedyserie und stach damit so Schwergewichte wie "Transparent"-Star Jeffrey Tambor oder Serien wie "Veep" aus.

Atlanta Golden Globes

HFPA

Und sonst?

Schade ist es, dass das hervorragende Sci-Fi-Drama "Arrival" komplett leer ausging. Zumindest ein Globe für den besten Soundtrack - großartig umgesetzt vom isländischen Komponisten Johann Johannsson - wäre absolut verdient gewesen. Auch im Animationsfilm wäre die liebevoll gemachte Stop-Motion-Animation "Kubo And The Two Strings" ein passenderer Preisträger gewesen als Disneys "Zootopia". Und letzten Endes bleibt jetzt spannen,d inwiefern sich der gute Hype um "La La Land", der mit sieben Auszeichnungen neuer Golden Globe-Rekordhalter ist, bis zu den Oscars nächstes Monat durchziehen kann.