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Marc Carnal

Wer sich weit aus dem Fenster lehnt, hat die bessere Luft. Lach- und Sachgeschichten in Schönschrift.

27. 11. 2013 - 11:44

Tagebuch zum Jahr der Pflicht (32)

Schlumpf-Kritik, Kollektivvertrag-Lyrik, Lotte Tobisch und Idiomatik-Beispielsätze.

marc carnal

Nach dem Jahr des Verzichts im Jahr 2011 gilt es heuer, monatliche Pflichten zu bestehen. Mitstreiter sind in der Neigungsgruppe Pflicht jederzeit willkommen.

Jeden Monat stehen drei Aufgaben in Kategorien wie Handwerk, Wissen oder Selbstüberwindung zur Auswahl. Die Leserschaft stimmt darüber ab, welche Pflicht erfüllt werden muss.

Voting Jänner - Kategorie Handwerk

Voting Februar - Kategorie Wissen

Voting März - Kategorie Musik

Voting April - Kategorie Sport

Voting Mai: Kategorie Essen

Voting Juni: Kategorie Schreiben & Lesen

September: Pflicht-Urlaub mit Max

Voting Oktober: Kategorie Soziales

Voting November: Kategorie Selbstüberwindung

Sonntag, 17. November

● Lotte Tobisch ist in Wahrheit ein Mann! NEIN! Das stimmt natürlich nicht, Entschuldigung! Ich nehme alles zurück. Aber die “Frisur”! Die Brille! Die Schminke! Man muss unweigerlich an Mrs. Doubtfire denken, wenn man die Tobisch sieht. Selbst der Name klingt so erfunden. Lotte Tobisch!

Montag, 18. November

● Gargamel hat Recht! Der Hass auf Schlümpfe ist berechtigt. Was man den blauen Vollpfosten zur Last legen muss:

  • Durch die Schlumpfbeer-Monokulturen laugen sie den Waldboden aus.
  • Durch die Zweckentfremdung als Wohneinheiten werden Speisepilze für den Menschen ungenießbar.
  • Schlümpfe tragen zur Verrohung der Sprache bei ("Das find ich schlumpfig").
  • Papa Schlumpf regiert das Land der Schlümpfe mit diktatorischer Härte und wehrt sich gegen demokratische Tendenzen im Schlumpf-Untergrund.
  • Schlumpfstimmen sind unerträglich und tun in den Ohren weh.
  • Handy Schlumpf kennt sich überhaupt nicht mit Handys aus.

Dienstag, 19. November

● Ich schlage Hilfegard Knefs "Coffee Song" als offizielle WM-Hymne vor:

Im schönen Land Brasilien
leben tausende Familien,
diese kommen rein zu gar nichts ohne Schmäh,
denn wo die wohnen gibt's nichts andres als Kaffee.

Verpönt ist dort das Rauchen,
was man hat, muss man verbrauchen,
dass ist gar nicht mal so einfach ohne Schmäh,
denn in Brasilien gibt's nichts andres als Kaffee.

● § 66 Abs 2 StVG:
"Die von ansteckenden Krankheiten betroffenen und von Ungeziefer befallenen Strafgefangenen sind abzusondern. Gegenstände, die von ihnen benützt worden sind, sind zu entseuchen oder zu entwesen; ist das nicht möglich oder nicht tunlich, so sind diese Gegenstände ohne Rücksicht darauf, wem sie gehören, zu vernichten. Räume, in denen sich solche Strafgefangene aufgehalten haben oder die von Ungeziefer befallen sind, sind zu entseuchen oder zu entwesen."

Mittwoch, 20. November

● Nachdem ich kaum etwas mit Heranwachsenden zu tun habe: Hegen Kinder eigentlich immer noch so seltsame, unglamouröse Berufswünsche wie Schaffner oder Baggerfahrer? Oder wollen die mittlerweile auch schon irgendwas mit Medien oder Menschen machen?

● Ein seltsames Angebot:

r.raubaum

Donnerstag, 21. November

● Wenn die warmen Semmeln so gut weggehen, warum findet man dann bei jedem Bäcker so viele kalte Semmeln? Hm!?

● Meine Lieblings-Beispielsätze aus dem "Wörterbuch der deutschen Idiomatik":

  • “Auch ohne Brille fand sie die Cognacflasche mit schlafwandlerischer Sicherheit.“
  • “Ich bin geschlagen von meinem Busen.“
  • „Mit deinem komischen neuen Freund können wir nichts anfangen, der hat doch einen Furz im Kopf.“
  • “Der hat wohl einen Furz gefrühstückt, uns hier so anzubrüllen.“
  • “Unseren Jüngsten juckt die Schwarte – sieh nur, was er mit der Katze gerade anstellt!“
  • "Der Kerl hat uns in die Stiefel geschissen, der ist für uns gestorben."
  • "Der Spieß trat Abiturienten besonders gern auf den Sack."
  • "Erst saufen wie ein Schlauch und dann Autofahren - kommt nicht infrage, mein Lieber!"
  • "Mein Chef verlangte von mir, dass ich wie eine gesengte Sau schreibe."
  • “Du willst wohl den Frack vollkriegen, du Armleuchter!"
  • “Du glaubst wohl, du kannst mich verschaukeln? Typischer Fall von denkste, mein Lieber!“

Freitag 22. November

● Ein vorweihnachtliches Gedicht:

Wenn die Tage kürzer werden
und es kälter wird auf Erden,
wenn es dicke Flocken schneit
ist der große Tag nicht weit.

Wenn die Kinder Kekse backen
und gehüllt in Daunenjacken
satte Tannenbäume fällen,
um sie später aufzustellen,
wenn wir unsre Stuben schmücken
und uns süße Kekse glücken,
ist die schönste Zeit des Jahres,
denn dann gibt es doppelt Bares,
dann bekomm ich Weihnachtsgeld,
ich bin schließlich angestellt.

Am Dezember-Monatsersten
droht das Portemonnaie zu bersten!
Zweifach wird dann überwiesen,
im November sehn ich diesen
großen Tag schon so herbei.
Wenn am Kontoauszug zwei
Tausender statt einem prangen
sind die zähen, kargen, bangen
Tage der Bedürftigkeit
mal vorbei für kurze Zeit.
Dieses Feeling ist nicht schlecht,
und entkräftet auch noch recht
eindrucksvoll meinen Verdacht,
dass mich Geld nicht glücklich macht.

Ich hoffe, ihr könnt mir verzeihn,
wenn im Weihnachtskerzenschein
ich mit frommer Stimme sag:
Ein Hoch dem Kollektivvertrag!

Samstag, 23. November

● Ich habe kein Problem damit, im Drogeriemarkt eine Vaginalspülung zu kaufen, in der Trafik nach der Zigarettenbestellung allerdings "Und zwei Bingo-Tipps" zu sagen, berührte mich doch etwas peinlich. Doch es ist vollbracht - endlich bin ich im Besitz eines Bingo-Scheins und freue mich schon wie ein junger Hund auf die vorabendliche "Show"!

marc carnal

● Heute ab 22 Uhr wird die November-Pflicht erfüllt, 24 Stunden durchgehende Blindheit. Ein Aufsatz folgt.