Erstellt am: 8. 10. 2013 - 12:34 Uhr
Tagebuch zum Jahr der Pflicht (27)
marc carnal
Nach dem Jahr des Verzichts im Jahr 2011 gilt es heuer, monatliche Pflichten zu bestehen. Mitstreiter sind in der Neigungsgruppe Pflicht jederzeit willkommen.
Jeden Monat stehen drei Aufgaben in Kategorien wie Handwerk, Wissen oder Selbstüberwindung zur Auswahl. Die Leserschaft stimmt darüber ab, welche Pflicht erfüllt werden muss.
Voting Jänner - Kategorie Handwerk
Voting Februar - Kategorie Wissen
Voting April - Kategorie Sport
Dienstag, 1. Oktober
● Trotz intensiver Recherche konnte ich keinen UNO-Mitarbeiter finden, der im Vornamen oder gar im Nachnamen August oder Gustav heißt. Darauf hätte nämlich der Jahrhundertschmäh "UN-Gustl" aufgebaut. Es ist sehr schade, aber ich hoffe, Sie honorieren mein Bemühen zur Unterhaltung auf Topniveau.
● Kürzestschüttelreim:
Wer nährt?
Nährwert!
Mittwoch, 2. Oktober
● Zoophile willhaben-Anzeige: “Das Sofa ist gebraucht und steht in einem Tierfreier- und Nichtraucherhaushalt.”
● Am 22. Jänner 2011 schrieb ich ins "Tagebuch zum Jahr der Pflicht: "Man kann der Idee, ein Kind Tankwart zu taufen, nicht jeglichen Reiz absprechen." Deshalb war ich besonders erfreut, als ich folgenden Herrn sah:
orf
Donnerstag, 3. Oktober
● Häufig berichten Enttäuschte und Verärgerte, sie hätten die Handynummer eines Feindes oder einer ad acta gelegten Liebschaft gelöscht. Bei ihrer trotzigen Aktion übersehen sie, dass man gerade die Nummern von Unholden unbedingt eingespeichert lassen sollte, damit man diese auch erkennt, wenn sie anrufen. Taucht irgendeine Nummer am Display auf, könnte man ja versehentlich abheben.
● Schlechte "Wetten, dass"-Einreichungen:
- Marc Carnal wettet, dass er zehn Schokoladeriegel alleine am Geschmack erkennen an.
- Marc Carnal wettet, dass er zwanzig Freunde mit verbundenen Augen erkennt (Trick: Die Freunde haben die Augen verbunden!)
- Marc Carnal wettet, dass er zu tausend Hits eine ausgeklügelte Choreographie einstudiert hat (Trick: Ich behaupte nicht, dass es tausend Choreographien sind!)
Freitag, 4. Oktober
● Gute Antwort an der Supermarkt-Kassa.
“Haben Sie vielleicht fünfzig Cent?”
“Verdienen Sie so schlecht?”
orf
● “Wissen Sie eigentlich, wieviel eine Packung Milch kostet?”
Mit diesem Interview-Evergreen werden regelmäßig Politiker konfrontiert. Wenn sie klug sind, verweigern sie die Antwort. Der seltsame Greis Frank Stronach machte dies einmal auf überraschend souveräne Weise, indem er zu Protokoll gab, er würde keine Milch trinken. Andere bemühen sich jedoch um eine seriöse Auskunft und können dabei nur verlieren.
Wenn sie einen zu hohen Preis nennen, wirft man ihnen Realitätsferne und Snobismus vor. Bei einem zu niedrigen genannten Milchpreis legt man ihnen zu Last, nicht zu wissen, wie teuer “das Leben” eigentlich sei. Kennen sie den Preis allzu genau, denkt man insgeheim: “Aha, der Streber hat mit der Frage gerechnet!”
Man wäre doch ein bisschen überrascht, würde man beim Hofer-Kühlregal plötzlich neben dem Bundeskanzler stehen, der eine Sitzungspause nutzt, um sich eine Packung Milch zu kaufen. Der Kanzler wiederum wäre wahrscheinlich überrascht, wieviel sie tatsächlich kostet, weil er sonst nie in Nahversorgern einkauft. Warum sollte er das auch tun?
Der Bundeskanzler und seine emsigen Minister bekommen regelmäßig ein stattliches Gehalt überwiesen, damit sie zwei Drittel des Tages umherchauffiert werden, um von Sitzung zu Interview, von Verhandlung zu Meeting und von Schwimmbaderöffnung zu Charitymusicalaufführung eilen. Gespeist wird in der Parlamentskantine, bei Empfängen oder ausgesuchten Gaststätten. Die kaum vorhandene Tagesfreizeit wird dazu genutzt, sich Sorgen um die Zukunft der Nation zu machen.
Wenn der redliche Staatsträger zu nächtlicher Stunde nach Hause kommt und sich im Bewusstsein, sein Land heute wieder ein kleine Stückchen besser gemacht zu haben, auf dem Canapé ausstreckt, denkt er im blauen Schimmer der Spätnachrichten daran, dass der Arzt kürzlich die Gefahren des Berufs mahnend zur Sprache brachte: den Stress, den wenigen Schlaf, die üble Ernährung, Burnout und Herzkaspar. Mit letzter Energie rafft sich der Diener des Volkes auf, schleppt sich mit hängendem Haupt in die Küche und bereitet mit zitternden Händen eine bekömmliche Bananenmilch zu. Weder die Bananen noch die Milch hat er persönlich gekauft, die sind vielmehr da, weil das Personal seine lukullichen Vorlieben kennt und deshalb den Kühlschrank stets üppig mit Köstlichem befüllt. Dass sich der Politiker private Angestellte leistet, beruhigt sein soziales Gewissen ein Stück weit, immerhin kann er so zwei, drei Vertreter des Volks an seinem Wohlstand teilhaben lassen. Wenn er im Interview schätzen soll, wieviel eine Packung Milch kostet, sollte er eigentlich genau das erklären, doch er ahnt die höhnischen Schlagzeilen und entsetzten Kommentare, also sagt er: “Ungefähr einen Euro.”
Samstag, 5. Oktober
orf
● Auch ein System: Ausnahmslos alle Dateien am Desktop abspeichern. Wenn er voll ist, alle in den Ordner “Desktop - ausmisten” verschieben und dort nie wieder reinschauen. Ich vertraue seit Jahren auf dieses Prinzip und bin sehr zufrieden damit.
● Offizielle Hochzeitsjubiläen, die scheiße klingen und zurecht selten gefeiert werden:
- Leder-Hochzeit (3 Jahre)
- Holz-Hochzeit (5 Jahre)
- Blech-Hochzeit (8 Jahre)
- Aluminium-Hochzeit (37,5 Jahre)
- Gnaden-Hochzeit (70 Jahre)
Sonntag, 6. Oktober
● Medizinball ist so ein ekelhaftes Wort. Wäh. Medizinball. Ich kotz gleich.
● Guten Tag, wir sind gute Bekannte von Herrn Carnal. Er hat vergessen, sich aus seinem FM4-Account auszuloggen, den wir nun gehackt haben, um der Welt mitzuteilen, dass Herr Carnal wirklich ein lässiger Kampl ist. Er sieht nicht nur sehr hübsch aus, sondern ist auch total schlau, macht immer die besten Schmähs, hat ein großes Herz und riecht sehr gut. Wir sind total froh, einen so tollen Kerl zu kennen. Das sollen alle wissen und vor Neid platzen, dass wir den lieben Marcy Marc persönlich kennen. LieGrü!