Erstellt am: 5. 11. 2013 - 17:52 Uhr
Tagebuch zum Jahr der Pflicht (30)
marc carnal
Nach dem Jahr des Verzichts im Jahr 2011 gilt es heuer, monatliche Pflichten zu bestehen. Mitstreiter sind in der Neigungsgruppe Pflicht jederzeit willkommen.
Jeden Monat stehen drei Aufgaben in Kategorien wie Handwerk, Wissen oder Selbstüberwindung zur Auswahl. Die Leserschaft stimmt darüber ab, welche Pflicht erfüllt werden muss.
Voting Jänner - Kategorie Handwerk
Voting Februar - Kategorie Wissen
Voting April - Kategorie Sport
Voting Juni: Kategorie Schreiben & Lesen
Sonntag, 27. Oktober
● Wenn ich Freizeitaktitvitäten absolviere, dann am liebsten solche, die mich eigentlich überhaupt nicht interessieren. Demzufolge darf ich mir die Leistungsschau des Bundesheers nicht entgehen lassen.
Während mich am Tag zuvor das Polizeiorchester beim Sicherheitsfest am Rathausplatz zu begeistern wusste, sind es bei der Heeresschau vor allem die erstaunlichen rhetorischen Defizite der korpulenten Herren, die daran scheitern, die vorgeführten Manöver in Worte zu kleiden. Es scheint, als würde jahrzehntelanges Brüllen die Fähigkeit verkümmern lassen, annähernd verständlich zu formulieren. Eine Art Bellen, das in sehr schlecht kalibrierte Mikrofone abgegeben wird, flankiert die beeindruckenden Gefährte, die sehr unbeeindruckend über den Beton fahren und zähflüssige Gefechte demonstrieren wollen.
Die Käsekrainer kostet 4,50 Euro, schmeckt aber tadellos. Viele Familien trotten schweigend zwischen den Prachtbauten umher. Schön, sich im eigenen Land sicher zu fühlen.
Montag, 28. Oktober
● Ich will geständig sein: Die Oktober-Pflicht, zwei Stunden Straßenmusik zu machen und den Gewinn dem nächsten Augustin-Verkäufer auszuhändigen, mag schön sein, womöglich vermuteten aber manche beim Klick auf diese Wahlmöglichkeit, dass mich das öffentliche Musizieren eine gewisse Überwindung kosten würde.
Die Wahrheit ist, dass ich in meinem irdischen Gastspiel schon so viele Stunden musizierend in Fußgängerzonen stand, dass ich den heute absolvierten Gig bei Kaiserwetter durchaus zu genießen wusste, auch wenn zwei Stunden ohne Mitmusikanten durchaus anstrengend und streckenweise einschläfernd sein können.
So stand ich also heute auf der Währingerstraße, spielte schöne Weisen auf dem Akkordeon und verdiente dabei genau 23,43 Euro, mit denen ich den sehr (eigentlich zu) unaufdringlichen Herren vor dem nahen Nahversorger zumindest ein bisschen dafür entschädigen konnte, dass ich seine Zeitung sonst nie erwerbe.
Dienstag, 29. Oktober
● Es gibt eine Sprache, die auf der ganzen Welt verstanden wird, unabhängig von Nationalität, Ethnie, Geschlecht, Alter oder Religion, eine Sprache, die unterschiedlichste Menschen und Kulturen verbindet, über alle Landesgrenzen hinweg. Englisch.
● Ich bin gerührt. Und zwar, weil ich Harald Weinkum schon lange als Held des Schüttelreims verehre. Weinkum hat Max & Moritz und den Struwwelpeter zur Gänze in Schüttelreime übersetzt. Diese beiden Bücher empfehle ich wärmstens.
Nun ist Harald Weinkum der Onkel von Gebärdensprachdolmetscherin Sarah Schröer, die letzte Woche meine Lesung übersetzte. Weil Herr Weinkum durch diese familiäre Konstellation von meiner Liebe zum Schüttelreim und zu seinem Werk erfuhr, schickte er seiner Nichte doch tatsächlich drei Schüttelreime zu meiner Ehre, zum Beispiel:
Statt Lachsfest isst ganz karg man Aal,
und spart sein Geld für Marc Carnal.
Wie gesagt: Ich bin gerührt.
Mittwoch, 30. Oktober
● Anfang des Jahres war eine verblüffende Häufigkeit von Trennungen im Bekanntenkreis festzustellen.
Andererseits kenne ich acht Menschen, die sich im Oktober einen neuen Computer gekauft haben.
Das hat zwar sicher nichts miteinander zu tun, ist aber doch irgendwie ziemlich uninteressant.
● Wenn Friseure die Meisterprüfung absolvieren, sind sie salonfähig.
Donnerstag, 31. Oktober
● Wäre es vielleicht ein bisserl lustig zu sagen, dass sich das olympische Feuer wie ein Lauffeuer verbreitet? Ich finde schon.
marc carnal
Freitag, 1. November
● "Und er weiß, wovon er spricht" - Auch so ein journalistischer Fertigteilsatz. Man weiß ja eigentlich meistens, wovon man spricht, auch wenn es ein Schas ist.
● Was man zu Damen sagt, wenn Sie einen Speiserest zwischen den Schneidezähnen haben:
- "Darf ich Ihnen ein Lutschbonbon anbieten?" (Heimlich Kukidenkt aushändigen)
- "Wollen wir um eine stattliche Summe wetten, dass Sie es nicht schaffen, sich hundert Zahnstocher zwischen die Zähne zu stecken?"
- "Ich bin Zahnarzt, darf ich kostenlos die Makellosigkeit Ihres Gebisses kontrollieren?"
- "Ich würde Ihnen gerne in aller Freundschaft einen Zungenkuss applizieren." (Speiserest weglecken)
Samstag, 2. November
● Gediegenes Beschimpfen:
Deine Mutter ist so fett, dass sie sich ganz große Kleidung kaufen muss, damit sie überhaupt reinpasst! Deine Mutter ist so fett, dass teilweise schon ziemlich schief angeschaut wird! Deine Mutter ist so fett, dass sie sich eigentlich in ärztliche Beratung begeben sollte!