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Pia Reiser

Filmflimmern

2. 2. 2010 - 16:41

That's a Bingo!

Eine Frau in der Kategorie "Beste Regie", neben Waltz sehen alle blass aus und doch kein allzu blaues Wunder für "Avatar": Die Oscarnominierungen 2010.

Christoph Waltz setzt seinen Marsch durch die Preisverleihungen fort und ist verdienterweise für seine Darstellung des Hans Landa in "Inglourious Basterds" für einen Oscar nominiert worden. Ich nehm jetzt mal an, dass seine Mitnominierten in der Kategorie "Bester Nebenarsteller" (Matt Damon, Woody Harrelson, Christopher Plummer und Stanley Tucci) nicht mal eine Rede vorbereiten werden. Kombiniert mit der Nominierung von Michael Hanekes "Das weiße Band" in der Kategorie "Bester nicht-englischsprachiger Film" könnte das auch einen weiteren Impuls für heimische Filmförderungspolitik und eine Streicheleinheit fürs heimische Film-Ego bedeuten. Hanekes Kamermann Christian Berger ist ebenfalls nominiert; die Präsenz der deutschsprachigen Produktionen, die sich in den letzten Jahren verstärkt hat, wird fortgesetzt.

Szenenbild aus Michael Hanekes "Das weiße Band"; kleiner Junge trägt einen Vogelkäfig

WEGa Film

Kind und Piepsi: Das weiße Band

Neu ist dieses Jahr, dass es in der Königskategorie "Bester Film" zehn Nominierungen gibt, das gab es zuletzt 1946 - damals gewann "Casablanca", das kann man ja mal als gutes Omen betrachten. Neben dem 3D-Rausch "Avatar" und Kathryn Bigelows Irak-Drama "The Hurt Locker" (der dank bizarrer österreichischer Verleihpolitik bei uns nicht angelaufen ist und nur in einer FM4 Kinopremiere und im Wiener Filmmuseum zu sehen war, das sich immer mehr auch zum Korrektiv von Filmstartversäumissen entwickelt) finden sich "District 9", "Inglourious Basterds", das Footballdrama "The Blind Side", der fantastische Coen-Film "A Serious Man", Jason Reitmans Rezessions-mit Feelgood-Ansatz-Film "Up in the Air", das Außenseiter-Drama "Precious", An Education" und - erstmals etwas aus dem Animationsgenre" - "Up". Für "Beste Regie" treten aber dann wieder nur fünf Filme gegeneinander an - James Cameron - "Avatar", Kathryn Bigelow - "The Hurt Locker", Quentin Tarantino - "Inglorious Basterds", Lee Daniels: "Precious" und Jason Reitman: "Up In The Air".

"The Hurt Locker"

Summit Entertainment

The Hurt Locker

Interessant die Nominierten in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin", neben der Dauernominierten Meryl Streep und der Grand Dame Helen Mirren und der eher überraschend nominierten Sandra Bullock (die sich am Tag davor vielleicht auch die goldene Himbeere für "Verrückt nach Steve" abholen kann) finden sich gleich zwei unbekannte Gesichter: Carey Mulligan ("An Education") und Gabourey Sidibe, die für ihre Darstellung in "Precious" nominiert wurde, ein Film, der bei den Nomnierungen zumindest ein bisschen die weiße Vorherrschaft aufbricht.

"Nine", das Musical vom "Chicago"-Regisseur Rob Marshall ist dankenswerterweise bis auf eine Nominierung für Penelope Cruz als beste Nebendarstellerin leer ausgegangen, für "Up in the Air" gibts gleich zwei Nominierungen - Anna Kendrik und die suprige Vera Farmiga. Maggie Gyllenhaal wurde für ihre Rolle in "Crazy Heart" nominiert" Mo'Nique für ihre Darstellung in "Precious".

Mein Favorit in der Kategorie "Bester Hauptdarsteller" ist Colin Firth in Tom Fords "A Single Man", und das noch ohne, dass ich den Film gesehen habe. Aber der Trailer und die Buchvorlage von Christopher Isherwood haben es mir angetan. Auf einen Goldjungen hoffen außerdem George Clooney ("Up in the Air"), Jeff Bridges (Crazy Heart"), Morgan Freeman ("Invictus") und Jeremy Renner ("The Hurt Locker").

In der Kategorie Animationsfilm findet sich nochmal "Up", außerdem "Coraline", das Disney-Vehikel "Princess and the Frog", "The Secret of Kells" und Wes Andersons "The Fantastic Mr. Fox". Was werd ich Daumen halten für die Anderson'schen Füchse.

Avatar

Centfox

Avatar

Das Rekordmonster "Avatar" hat zahlentechnisch nicht die Nase vorn und liegt mit neun Nominierungen gleichauf mit Bigelows "The Hurt Locker". Es ist nicht nur äußert selten, dass Regiseurinnen sich unter den Oscar-Nominierten befinden, diesmal tritt mit Cameron/Bigelow auch ein ehemaliges Ehepaar gegeneinander an. Leider sind im Gegensatz zum letzten Jahr viele der Filme noch nicht angelaufen ("Up in the Air" startet am 5.2.), das macht das herrliche Herumspekulieren und Favoritenlisten-Erstellen ein wenig schwer. Nichtsdestotrotz: Wir lesen uns dann am 8. März, wenn die Academy Awards ihre Besitzer wechseln werden und wenn wir gemeinsam beschwörerisch "Take This Waltz" flüstern werden.