Erstellt am: 30. 10. 2013 - 11:30 Uhr
Tagebuch zum Jahr der Pflicht (29)
marc carnal
Nach dem Jahr des Verzichts im Jahr 2011 gilt es heuer, monatliche Pflichten zu bestehen. Mitstreiter sind in der Neigungsgruppe Pflicht jederzeit willkommen.
Jeden Monat stehen drei Aufgaben in Kategorien wie Handwerk, Wissen oder Selbstüberwindung zur Auswahl. Die Leserschaft stimmt darüber ab, welche Pflicht erfüllt werden muss.
Voting Jänner - Kategorie Handwerk
Voting Februar - Kategorie Wissen
Voting April - Kategorie Sport
Voting Juni: Kategorie Schreiben & Lesen
Montag, 21. Oktober
● Ich biete mein Genie unentgeltlich der Werbebranche an und empfehle ihr, ein Kokos-Shampoo mit einer umgetexteten Version von “Coco Jambo” zu bewerben.
“yayayeah Kokos-Shampoo yayayeah”
Ist das gut? Hm?
P.S.: Kokos-Shampoo ist das Allerletzte. Wäh Pfuideibl. Wer sich damit die Haare wäscht, hat alles falsch gemacht im Leben.
● Wienerlied-Zeitschriften zu lesen gehört nicht zu meinen Steckenpferden, doch aus Gründen, deren nähere Erörterung die Leserschaft kaum zu elektrisieren wüsste, landet halt eine recht umfangreiche Wienerlied-Zeitschrift auf meinem Küchentisch. Ich blättere sie desinteressiert durch, als ich auf einen Text zum 70. Geburtstag von Rudi Luksch stoße. "Gar nicht übel geschrieben", denke ich mir - erst im letzten Absatz fällt mir auf, dass der Text von mir ist! Und zwar aus einem alten Text über das Schmid Hansl Quellenangabe: Internet.
Was für ein Zufall, dass ich das entdeckt habe. Vielleicht erscheinen meine Texte ja regelmäßig in verschiedensten Special interest-Publikationen? Verhelfe ich ohne mein Wissen “Sittichzucht aktuell” oder der “Maultrommel-Rundschau” zu erlesenem Content? Ich hätte nichts dagegen, würde mich aber über kurze Benachrichtigungen freuen, denn ich kann ja nicht jeden Schmarrn lesen.
Dienstag, 22. Oktober
● In der Sendung “LeseZeichen” wird Wolf Wondratschek interviewt. Insert: “Wolf Wondratschek”, darunter: “Liest gerne.” Welche Irren denken sich sowas aus? Beim nächsten Mal vielleicht gleich “Atmet regelmäßig.”?
● Muss man denn jede dahergelaufene Fläche mit Fußballfeldern vergleichen? Und vor allem derartig große, dass man sich mit dem Größenvergleichs-Klassiker erst wieder nichts vorstellen kann? Gerade gelesen: “Bis Ende 2009 waren in Deutschland rund 13 Millionen Quadratmeter Solarkollektoren installiert - das entspricht einer Fläche von 1.770 Fußballfeldern.”
Schön wär auch: “Das Happel Stadion umfasst eine Rasenfläche von der Größe eines Fußballfelds.”
Mittwoch, 23. Oktober
● Ich bin das allerletzte Blatt
am Baum, der satte Ostwind hat
die andren Blätter längst verweht.
Es ist November und zu spät
für runzlig-schwache Blätter,
um saftlos und allein
bei grauem Regenwetter
auf einem Baum zu sein.
Die Ex-Kollegen liegen
zufrieden in den Gassen.
Nur ich muss weiter wiegen,
man hat mich hängen lassen.
Und eines will ich wirklich nicht:
Dass für ein fahles Herbstgedicht
ich gar zum Anlass werde,
ich werde lieber Erde.
Donnerstag, 24. Oktober
● Der Herr Josef hat auch nur Scheiß im Kopf. Heute will er sich der Herausforderung stellen, ein rohes Ei mit Hilfe zweier Flipchart-Blätter und einer Rolle Tixo unbeschadet vom Dach seines Hauses zu befördern. Sendung mit der Maus für Arme. Ich mache mit, weil es ihm wichtig zu sein scheint. Also:
marc carnal
marc carnal
marc carnal
marc carnal
marc carnal
So kann man seine Freizeit also auch verbringen.
Freitag, 25. Oktober
● Die gebärdensprachgedolmetschte Lesung war wunderbar. Das ist weniger Selbstlob, als es auf den ersten Blick scheint, denn vielmehr knie ich vor Dolmetcherin Sarah Schröer nieder, die ihre Aufgabe so bravourös bewältigt hat, dass ich bei der “Aftershowparty” fast ausschließlich Lob für die Idee an sich und vor allem für ihre fantastische Leistung bekam.
Schön auch, dass tatsächlich einige Gehörlose gekommen sind.
In den nächsten Wochen wird das eine oder andere Video von diesem Abend den Weg ins Internet finden - eigentlich sind Videos von Lesungen nicht gerade der Knüller, in diesem Fall aber sehr wohl.
● Jeden Tag beim Einschlafen ärgere ich mich, dass die gschissene Straßenlaterne unter dem Vorhang durchleuchtet und mich blendet. Um das zu ändern, müsste ich die Vorhangstange zehn Zentimeter nach unten versetzen. Das wäre kein Problem, aber tagsüber denke ich nie daran. Und wenn ich einschlafen will, ist nicht die angemessene Zeit, um zu bohren. Ich werde aus diesem Teufelskreis höchstwahrscheinlich nie ausbrechen.
Samstag, 26. Oktober
● Schüttelreim über betrunkene Korrespondenz
Ich trink mein Ale
und schreib ein Mail.
● Raymond Crooke entdeckt. Sein Ziel scheint es zu sein, möglichst viele Songs zu singen, aufzunehmen und dann ins Internet zu stellen. Derzeit findet man 1657 Videos auf seinem Channel. Er singt nicht besonders schlecht und nicht besonders gut, auf jeden Fall aber besonders viel. Ich hab ihn schon sehr liebgewonnen und ertappe mich regelmäßig dabei, bestimmte Songs in seiner Interpretation zu suchen. Meistens wird man fündig. Besonders gern mag ich seine deutschen Nummern: