Erstellt am: 15. 10. 2013 - 15:37 Uhr
The daily Blumenau. Tuesday Edition, 15-10-13.
Noch recht neu; der Versuch das klassische Journal in der Form von 2003, '05, '07, 2009 und 2011 durch ein kürzeres Format zu ersetzen.
Mit Items aus diesen Themenfeldern. Heute nicht so viel wie sonst, weil immer noch husti-rotzi-irgendwie. Außerdem kommt abends ja nochwas nach.
Godard, Seberg und die Idee der besten Zeitung der Welt
#medien #bewegtbild
Natürlich ist Jean-Luc Godard schuld. Ich bin zwar keiner der Kinder von Marx und Coca-Cola, sondern eine der Nachfolge-Generationen, aber natürlich hat er mich mit seinen Bildern erwischt, natürlich mit dem von Jean Seberg in À bout de souffle auf den Champs-Élysées, wo sie mit Belmondo auf und ab stolziert und die New York Herald Tribune verkauft. New York in Paris, aus der Hand von Jean - mehr geht nicht.
Leider entsprach dieses Idealbild nicht meiner Realität: ich habe diesen Film aus dem Jahr 60 erst in den späten 70ern als Teenager gesehen; und da war aus dem Blatt bereist die International Herald Tribune geworden. Und somit nur ein schaler Abklatsch der Gefühligkeit in Godards Film. Nicht mehr New York in Paris aus der Hand von Jean, sondern "International" in Wien aus jener Trafikanten-Hand, die zuvor die National-Zeitung gestreichelt hatte.
Jetzt, endlich, mit dem heutigen Tag, ist mir Gerechtigkeit wiederfahren. Erstmals nach 1967 ist New York wieder Teil des Titels - die International Herald Tribune heißt International New York Times. Und es fühlt sich an, als ob Jean Seberg mir die erste Ausgabe zugesteckt hätte.
Die Trib, die IHT, die jetzt die Int. NYT ist, hat eine lange wechselvolle Geschichte hinter sich. Sie war ja eigentlich ein Ableger des lange verblichenen New York Herald. Erst 67 kamen NYT und die Washington Post als Mitbesitzer/Geldgeber dazu, um dieses seltsame Medien-Hybrid zu stützen. Zum einen war das Blatt immer das Haus-Magazin der amerikanischen Ex-Pats in Europa, zum anderen diente es den amerikophilen Europäern als Substituts-Droge für die nicht importierbaren großen Ami-Blätter. Es war immer ein bisserl peinliches Mitteilungsblatt mit dem Odem der CIA-Kontrolle, vor allem aber verhinderten zu viele Besitzer und zu viele tektonische Schichten an Blattmacher-Philosophien ein scharfes Profil. 91 stieg der Herald aus, seit 93 gehörte die Trib der NYT allein - was sich in der Ausrichtung allerdings wenig bemerkbar machte.
Und ich weiß, es wird keiner objektiven Analyse standhalten, aber das zauselige, immer übervorsichtig und unübersichtlich geshiftete Blatt hat sich meiner Ansicht nach über Nacht in eine deutlich klarer konturierte, in schneidigere Units unterteilte Digest-Version der New York Times verwandelt.
Natürlich wird die Papierausgabe der International New York Times die Papierausgabe der New York Times nie ersetzen können, aber das soll sie ja auch nicht. Die soll ja nur, erstmals seit 1967, also erstmals in meinem denkenden Leben, das "New York" wieder hergeben, als - zumindest im Zeitungs-Business - alleranstrebenswertestem aller Role Models (ja, der Guardian hat toll aufgeholt, aber zuviel Britishness verhindert die Lesbarkeit für ein internationales Publikum dann doch). Und auf meiner Ausgabe ist ja auch die Hand von Jean Seberg dran.
lomography
Das bessere literate Quartett
#fm4 #musik #lyrik
Niemand interessiert sich für Pop-Lyrics, heißt es. Die Stimme - nichts als ein weiteres Instrument, heißt es. Texte, vor allem die in English, vor allem die im Slang-Talk, sind nur was für eine kleine Insider-Partie, der Rest verliert sich im cleveren Arrangement von Konsonanten und Vokalen.
Eh. Auch.
Aber vor allem dort, wo die Verwirrung am größten ist, im hyperspezialistischen HipHop, ist auch der Bedarf an kleinen Erhellungs-Momenten am größten.
Ich habe da einen Lesekreis, der mich versorgt; mit kleinen Einblicken, so erzählt, dass ich es auch derchecke, so auf den Punkt gebracht, dass ich dann auch über die Insider-Pointen kichern kann. Es ist dieser Lesekreis, der HipHop-Lesekreis, es sind Nats, Mahdi, Tríshes und der Deutscheda, die sich nicht nur um Jay-Z oder Kanye West kümmern, sondern auch Kendrick Lamar oder Drake und Ace Hoods oder gar J. Cole mit seinem Nas-Sellout-Gewinsel zwar nicht toll finden, aber analysieren.
Diese Taktik-BloggerInnen gehen auch dorthin wo's weh tut. Und ihr wisst: sowas mag ich.