Erstellt am: 30. 7. 2013 - 16:20 Uhr
Hustler Hangover im HipHop-Lesekreis
Man muss Dinge nicht unbedingt mögen oder gut finden, kann sie aber als Indikator für den Zustand der Zeit sehen und trotz ihres Inhalts schätzen. Bei Ace Hoods Nummer "Bugatti" gelingt mir beides nur bedingt. Geil klingt sie aber schon.
Ace Hood inszeniert für uns eine Hang-Over-Version des HipHop-Hustler-Traums: Ich bin wer, ich habe Geld und Macht und habe mein eigenes Spiel gespielt. Obwohl, nicht mal diesen Blueprint inszeniert er konsequent durch. Gespielt hat Ace Hood in der Nummer nicht viel. Er ist einfach in dem neuen Bugatti aufgewacht. Sogar im Schlaf gehustlet und den Traum von sozialer Mobilität in die Musikvideo-Wunschmaschine gebeamt.
Wie weit diese Metaprojektion von der Realität entfernt ist, zeigte sich bei den BET Awards, als Ace Hoods Rolex, die laut Text von Bugatti 100K kostet, live im Fernsehen am Handgelenk zerfallen ist.
"Bugatti" ist soetwas wie ein Traum im Traum; noch eine Ebene weiter weg von der Realität als die oft mit großem taktischen Feingefühl gereimten Überlebensstrategien vieler Kollegen. Das ist nicht Mobb Deep in den Project Hallways.
Hoffentlich liest Ace Hood das nicht, sonst kommt er uns nämlich suchen mit den Haitianern. "Bugatti" - und auch das ist nicht neu - ist ein Versuch der Glamourisierung des Verbrechens.
ace hood video
Ace Hood versucht, symbolisches Kapital über Konsumdistinktion zu scheffeln. Die Typen, mit denen er wen umlegt, sind alle Haitianer, das Zeug, das er raucht strictly Jamaican, und die Bitches, die er fickt, sind alle Ausländerinnen, sein Eigenheim ist so groß, und dieser Vergleich wundert mich schon, wie eine Hochschule. Und dann natürlich das Aufwachen: nicht in einem Hummer, Ferrari oder ähnlich vulgären Gefährt, es ist der Bugatti.
Und er hat tatsächlich gewonnen mit dieser Strategie. Ace Hood, der bis jetzt als Anhängsel von DJ Khaled in der dritten Reihe mitrappen durfte, hat einen Sommerhit gelandet, der sich auf sprachlicher und bildlicher Ebene in unseren Alltag eingefressen hat.
Mahdi Rahimi hat die Nummer für den HipHop-Lesekreis vorgeschlagen und ihre Relevanz mit einem Zitat aus "Follow the Leader" von Rakim begründet.
I can take a phrase that´s rarely heard
Flip it - now it´s a daily word.
Ole Weinreich, Mahdi Rahim, Trishes und ich über "Bugatti":
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