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Natalie Brunner

Appetite for distraction. Moderiert La Boum de Luxe und mehr.

14. 10. 2013 - 20:36

Alles Huren, sogar Mama

"Too Much" von Drake im HipHop-Lesekreis.

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Was muss man als Typ eigentlich so drauf haben, dass sich wildfremde Frauen seinen Namen quer über die Stirn tätowieren? Man muss wohl ein derart großer Narzist sein, dass einem der eigene Größenwahn so glaubhaft ist, dass einem auch die Kreaturen im weiteren und ferneren Umkreis abnehmen, dass man der coolste Motherfucker auf Gottes Erdboden ist.

Die kanadische R'n'B-Hoffnung Drake, um die geht es hier nämlich, singt auf seinem Album "Nothing Was The Same" nebst Hymnen auf sein fragiles und doch sehr potentes und männliches Selbst hauptsächlich über Probleme, die ich nicht als solche erkennen kann.

Kollege Trischler hat mich darauf aufmerksam gemacht, und ich finde, dass Drakes Methodik des öffentlich narzisstischen Leidens jene spezielle Verachtung verdient, die ich sonst nur Diplo angedeihen lasse - weil dieser politische Ikonographie mit derbstem Sexismus mixt. Drake verdient meine Verachtung wegen seiner Version von Unverstandenheits-Gejammere, kombiniert mit derbsten Sexismen.

Bitch you better have my money when I come for that shit like O.D.B

Die Textzeile stammt aus der Nummer Worst Behaviour. Im Normalfall würden wir Hurra, eine O.D.B. Hommage! schreien und das Erkenntnismoment haben, dass Drake nach dem alten "alles Huren außer Mama"-Prinzip operiert, aber bei Drake ist nicht einmal das der Fall. Sogar der engste Familienkreis ist nicht gegen eine öffentliche Ausrichtung samt guter Ratschläge gefeit.

Hate the fact my mom cooped up in her apartment, telling herself
That she's too sick to get dressed up and go do shit, like that's true shit

In "Too Much", der Nummer, mit der wir uns im HipHop-Lesekreis auseinandersetzen, geht es dezidiert um Unverstandenheit im engsten Familienkreis. Das kommt wohl davon, wenn Soap-Opera-Schauspieler sich selbst und wir sie ernst nehmen: unendlich aufgeblasene Hüllen von Emotionen, die jeden Tobsuchtsanfall von Donald Duck wie eine mehrdimensionale Lektion in Authentizität wirken lassen.

Der Hip Hop Lesekreis, bestehend aus Mahdi Rahimi, Ole Weinreich, Trishes und mir hat sich Too Much angehört:

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