Erstellt am: 27. 5. 2013 - 20:01 Uhr
Jay-Z fährt auf Urlaub
Jay-Z ist in letzter Zeit sehr oft in meinem Frühstückskonversationen aufgetaucht, weil ich immer noch erschüttert bin, wie man sich gleichzeitig als reichster, mächtigster und Maybach-zersägender Player
inszenieren und sich dennoch als Anti-Establishment fühlen kann. Ich hätte es sehr begrüßt, wenn Mr. Sean Carter sich dieser Dialektik in seinem Buch "Decoded" gewidmet hätte.
Statt dessen ist "Decoded" trotz seines - sehr schönen - elliptischen Vorworts, das uns wie ein Sprache gewordener Taubenschwarm über die Marcy Projects kreisen lässt, streckenweise ein Begriffslexikon. Eine Einführung in die Terminologie des Ex-Hustlers und keine Aufschlüsslung der Strategie, inwiefern das, was er als Street Hustler gelernt hat, derart Kapitalismus-kompatibel ist, dass es ihn nicht nur auf die Park Ave sondern auch zum Gala-Dinner ins Weiße Haus gebracht hat.
st.tr
Während Unternehmergeist und Familienglück ihn in diesen Tagen fast mehr zu beschäftigen scheinen als das schnöde Rapgame, hat es Jay-Z mit ein paar Zeilen kürzlich in die internationalen Schlagzeilen geschafft, wurde in einer Pressekonferenz des Präsidenten besprochen und rang Obama persönlich das Zitat: "I've got 99 problems and now Jay-Z is one" ab. Und das geschah so:
Jay und Beyonce verbrachten ihren fünften Hochzeitstag in Kuba. An sich nichts Weltbewegendes, würde nicht ein Embargo aus den 1960er Jahren US-Bürger bis heute davon abhalten, die kurze Reise legal anzutreten. Es sei denn, sie haben eine spezielle Genehmigung des Schatzamtes, dass es sich um eine Reise aus Bildungsgründen handelt. Es gibt zwar Fotos von Beyonce mit Büchern in der Hand und Kindern am Schoß, aber im großen und ganzen sieht das so aus, als wollten sie nicht unbedingt Fidel ihre Reverenz erweisen, sondern eher den glamourösen Geist der Batista-Ära atmen.
cnc
Die Kontroverse blieb nicht aus und Jay-Z hat mit einem Open Letter geantwortet, der die Lesekreis-Partizipanten Ole Weinreich, Mahdi Rahimi, Trishes und mich zu folgenden Überlegungen bewogen hat:
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