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Arthur Einöder

POP: Partys, Obsessionen, Politik. Ich fürchte mich vor dem Weltuntergang, möchte aber zumindest daran beteiligt sein.

4. 9. 2009 - 16:49

Something For The Weekend

Das Biedermeier frisst seine Kinder.

In diesem Text geht's um Partys am Wochenende. Schneller geht termine.orf.at/fm4.

Brr. Ich hab heute gecheckt, ob meine Gasheizung noch geht. Tut sie zum Glück, weil's schon wieder kalt wird. Und dem Mieterschutz sei Dank muss ich jetzt eben doch nicht auf der Stelle aus meiner Wohnung raus. Genau genommen kann ich die Kombination aus befristet, Vertrag, und tutunssehrleid nimmer hören. Wurscht, ob das jetzt die C. ist, die ihren Uni-Assistentinnenjob wieder los ist, die T., die in Brüssel ihr mittlerweile xtes Praktikum macht, oder der Z., der, seitdem die da oben diese Krise ausgerufen haben, schon zum zweiten Mal seinen Leiharbeitsjob verliert. Scheiß Befristung, scheiß Prekariat. Ich selber hab noch bis Februar. Und du?

Der Blumenau hat was von den verödeten 20- bis 29-Jährigen geschrieben, der wiederum einen interessant dämlichen Text zitiert. Der Rafael hat darauf wiederum einen Aufsatz geschrieben, den ich leider nicht verstehe.

Mittlerweile gibt's auch einen superen Rotifer-Artikel, den ich genausogut bei "idyllisches, schönes Leben" verlinken könnte.

Ja eh, du bist flexibel, mobil und belastbar. Und wenn irgendein Wahnsinniger wieder Lust auf irgendwelche Thesen hat, bist du halt zu geschwätzig, zu unpolitisch oder musst froh sein, dass dein Körper das einzige ist, was noch nicht prekarisiert ist. Du zahlst ja eh nur ihre Frühpensionen, Pensionen, Kuren und so, und nicht einmal dafür geben sie dir einen Job, damit du deine Überqualifikation im Dienste der Allgemeinheit und des Generationenvertrags (wirklich geil, wie die damals dieses schöne Österreich aus den Trümmern wieder aufgebaut haben! Und klingt das undankbar, wenn ich frage, ob's das nicht auch mit ein bissi weniger Restnazimief, stattdessen mit mehr modern gegeben hätte?) einsetzen kannst.

Jetzt jettest du sowieso schon billig durch halb Europa von Projekt zu Praktikum, von Erasmus zu Sokrates - ohne Chance auf eine schmucke Wohnung mit Hund, ein Haus mit Kindern oder so. (Es sei denn, deine Alten kommen ihrer stetig steigenden Lebenserwartung nicht nach, und du erbst, bevor du 70 bist - wahrscheinlich geht aber die Welt eh vorher unter). Stattdessen hast halt ein iPhone mit Europatarif und ein Twitter, damit du dir mit deinen verstreuten mobilen und prekären Freunden zumindest ein bissi eine heile Biedermeierwelt suggerieren kannst. Wir wollen ja nur so was ähnliches wie ein idyllisches, schönes Leben.

Frei nach dem klügsten Mann der Blogosphäre: I just want 4 walls and the Adobe Creative Suite 4 my girls.

Und bevor ich in meiner Frustration jetzt noch ein Bild verwende, das möglicherweise unpassend ist, und mit Schützengräben und Feldpost zu tun hat, kommen hier vier einmalige Gelegenheiten, dem ganzen Scheiß zu entfliehen:

Freitag / FM4 Signs & Signals / Ars Electronica Center / Linz

Logo Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas

Linz09

Im Rahmen vonLinz 09

Haha. Wenn mir einer erzählt hätte, da gibt's so einen depperten Radiosender, der macht eine Visual-Party, hätt ich ur gelacht. Visuals im Radio bringen uns dem Ideal des Tanzens über Architektur zwar näher, wie das aber mit den idealen Annäherungen immer so ist, haben sie entweder was mit Schnaps zu tun, oder die Idee ist zwar gut, doch irgendwer (oft das System, oder die Welt, im Endeffekt aber zumeist du selbst) noch nicht bereit.

Alles Humbug, weil die Visuals ja nur für die wichtig sind, die sich die imposante Party vor Ort geben. Es sind überhaupt extrem viele Chiller und Coolchecker am Werk dort. Schau am besten hier nach.

Fr+Sa / Yes We Jam / Texta etc. / Alter Schlachthof / Wels

Rotterdam hat einen Nachtbürgermeister, in der deutschen Weggehmetromole Rotthalmünster gibt es den DJ Partyminister und die US of A haben jetzt einen HipHop-Präsidenten. Dessen Catchphrase "Yes We Can" hat ihn irgendwie recht berühmt werden lassen und er hat es sogar zum echten Präsidenten gebracht.

Die Doppelbelastung merkt man ihm durchaus an: Ich hab nämlich heute in der Kronen Zeitung gelesen, dass ihn die Leute gar nicht mehr so cool finden. Dafür hat mir der Wolf Martin erklärt, dass es voll geil wäre, wenn der Erwin Pröll nicht nur Landeshauptmann von Niederösterreich, sondern auch Bundespräsident wär gleichzeitig.

Das wär ungefähr das gleiche, als würde einer behaupten, der österreichische Fußballteamchef könnte einen Nebenjob haben, oder ein MC auch sprayen oder der Phekt könnte gleichzeitig mit Kayo und mit Fiva auftreten. Was, das geht alles wirklich?

Na dann.

Texta

Texta

Samstag / FM4 Konzert am Red Bull Tourbus / Tomte, A Life A Song A Cigarette / Karlsplatz / Wien

Vielleicht kennst du ja diese Hobby-Politikerin, die so ein Amt in Österreich hat. Sie heißt Claudia Bandion-Ortner. Wenn du Zeit hast, kannst du sie ja einmal googeln.

Sie ist ein super Beispiel dafür, dass die Politikpartizipationsoffensive, die es in den letzten Jahren ziemlich bestimmt in irgendeiner Form gegeben hat, voll der Burner ist. Noch zur Zeit von Schwarzblau hat sie sich nicht so für Politik interessiert. Jetzt hat man sie in die Regierung gesetzt, und sie beginnt die Vorteile der so genannten Politik zu erkennen. Heureka! Jedenfalls will sie mit ihrem Auto jetzt auf der Busspur fahren dürfen.

Wir merken uns: Die Politikverdrossenheit eines Menschen nimmt ab, je mehr er oder sie in ein politisches Geschehen miteinbezogen wird. Oder je lieber man mit dem Bus fährt.

Tomte haben jetzt auch einen Bus. Der ist ein Oldtimer und darf auch nicht auf der Busspur fahren. Dafür darf er am Karlsplatz parken. Und das ist sehr zu begrüßen, weil schließlich hat er auch eine Mega-PA und ein paar Klappsitze für die Alasac-Buben. Die Bands spielen dann gratis dort ab fünf.

Das könnte ich mir für Claudia Bandion-Ortner auch gut vorstellen. Schließlich ist man als Politikerin zwar nicht finanziell, aber zumindest vertragsdauermäßig auch recht prekär unterwegs (wenigstens haben sie das jetzt um ein Jahr verlängert). Und da ist Band besser als AMS. Ich seh mich schon Ankündigungstexte für ihre Doom Metal Band Elsner Go To Hell schreiben. So wie BAAAM, die volle Dröhnung!! Stärke sieben auf der nach oben offenen Ex-Richter-Skala!!!! Oder so.

Samstag / Sturm und Drang / Ante Perry / Planetarium / Wien

Nach so viel Frontalunterricht mit Bühnen (bzw. Bussen) und Mikros (bzw. Spraydosen) und so. Endlich DJ-Action! Ziemlich galaktische noch dazu:

Aber ein bisschen verwirrend leider. Der Vater von Katy "Hot&Cold" Perry ist nämlich nicht nur konservativer Prediger sondern scheinbar auch Techno-DJ. Er heißt Ante Perry. Und so weit ich weiß, ist Ante ist kroatisch für Vater. Galaktisch ist das deswegen, weil a) im Planetarium, b) vom Moonbootica-Label Moonboutique und c) der Urknall!

Post bitte an: update.fm4@orf.at

Irgendwo auf dem Facebook von Sturm&Drang steht auch, wie man billiger reinkommt. Hab ich aber vergessen.
Und im Sass gibt's eine Aftershowparty.