Erstellt am: 6. 6. 2015 - 12:44 Uhr
Identitäre Identitätskrise
Mehr zu den Identitären
Rechtsextreme marschieren durch Wien
Im Mai 2014 marschierten ca. 100 Identitäre durch Wien. Bei Zusammenstößen zwischen Polizei und GegendemonstrantInnen gab es Verletzte und Verhaftungen. Wer sind die "Identitären"? Und wie konnte es zu einer derartigen Eskalation kommen?
"Eine Verbotsdebatte geht am Kern vorbei"
Natascha Strobl, Co-Autorin des "Handbuchs zur Jugendbewegung der Neuen Rechten in Europa" über die Identitären, wer sie sind und was sie wollen.
Polizeigewalt bei Demo unter schwerer Kritik "Polizeiprügelorgie" oder "Selbstverteidigung"? Was geschah am Samstag auf der Gegendemo zu den Identitären in Wien?
Die Identitären: Die "Neuen Rechten" im Aufwind?
Sie bezeichnen sich als identitär, weder links noch rechts und haben doch mit dem rechtsextremen Rand eines gemeinsam: die Gegner heißen "Multikulti" und muslimische Einwanderer.
Die Kuschelrechten
Mit dem Slogan "0% Rassismus, 100% Identität" geben sich die Identitären als die netten Rechten von nebenan. Gleichzeitig wollen sie aber "Reconquista" - Europa vom Islam befreien.
Gegen Mittag ging der Aufmarsch der rechten Identitären vom Wiener Columbusplatz los. Sie wollen ein "Zeichen für unser Land, gegen Multikulti und gegen den Großen Austausch" setzen, wie sie meinen. Bis zu 500 TeilnehmerInnen erwarten die Identitären, vor Ort haben sich aber maximal 150 Personen eingefunden. Ein Bruchteil der 1.000 Menschen, die bei der Gegendemo der Antifaschistischen Aktion und der Offensive gegen Rechts auf der Favoritenstraße erwartet wurden. Sie gehen gegen "die Neofaschist_innen" auf die Straße, wie sie auf Facebook schreiben, kritisieren die "kapitalistischen Verhältnisse, die die Grundlage menschenverachtender Ideologien darstellen". Die Polizei versucht, beide Gruppen voneinander fernzuhalten, Platzverbote seien aber vorerst nicht geplant, heißt es auf Anfrage.

APA/HERBERT PFARRHOFER
Im Mai 2014 ist es beim ersten Aufmarsch der Identitären zu teils gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Mitgliedern der Gegen-Demo und der Polizei gekommen. Mehrere Personen wurden festgenommen oder verletzt. In diesem Jahr wurden sechs Personen (zwei DemobesucherInnen und vier PolizistInnen) verletzt, aber niemand festgenommen. Es kam zu mehreren Identitätsfeststellungen und Anzeigen nach dem Strafrecht sowie dem Verwaltungsrecht, heißt es laut Polizei. Am Reumannplatz wurde von Unbekannten ein pyrotechnischer Gegenstand auf das Dach einer Haltestelle geworfen, dieses wurde beschädigt.
Für Radio FM4 vor Ort berichteten Michael Fiedler und Simon Welebil via Twitter.
Es war vermutlich nicht die beste Idee der OrganisatorInnen der identitären Demo, Rechte aus dem Ausland einzuladen. Denn während der österreichische Ableger der ultrarechten Jugendorganisation sonst penibel darauf achtet, in Anwesenheit von Polizei und Medien die Musterknaben und -mädels zu geben, waren es heute unserer Wahrnehmung nach die hauptsächlich aus Deutschland, Frankreich und Italien angereisten Identitären, die schnell mit Faustschlägen und Tritten zur Stelle waren, wenn GegendemonstrantInnen in Reichweite waren. Aus ihrer "Alpenfestung" - dem abgeriegelten Lokal Alpendorf im Prater - fliegt der eine oder andere Aschenbecher, ein Bierglas und auch eine Gabel.
Dass die Polizeieskorte, die die Identitären in einer U-Bahn vom umzingelten Reumannplatz evakuiert hat, am Stephansplatz einfach ausgestiegen und die Rechten alleine weiterfahren hat lassen, war fahrlässig: Die ersten paar GegendemonstrantInnen standen am Praterstern etwa 150 Identitären gegenüber - die Polizei ist erst aufgetaucht, lange nachdem ein Fotograf und ein Demonstrant verletzt wurden, als der rechte Demozug bereits im Prater war. Dass da nicht mehr passiert ist und es bei der "Alpenfestung" nicht zu schwereren Auseinandersetzungen genommen ist, ist wohl der Hitze zu verdanken, die verhindert hat, dass noch mehr linke Gegen-DemonstrantInnen den Weg in den Prater gefunden haben.