Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "The daily Blumenau. Monday Edition, 03-03-14."

Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

3. 3. 2014 - 17:00

The daily Blumenau. Monday Edition, 03-03-14.

Das österreichische Webmedium taucht ab. Oder: was ist mit dem Unter-Den-Nägeln-Brenn-Gefühl? Und ein paar Weiterführungen.

Auch 2014, wie schon seit der Nationalrats-Wahl online: der Versuch das Journal in der Form von 2003, '05, '07, 2009 und 2011 durch ein kürzeres Format zu ersetzen, um so Täglichkeit hinzukriegen. Und das mit Items aus diesen Themenfeldern.

Das Netz-Nachdenken jenseits von Social Media stockt

#medien #web2.0 #socialmedia

Ich bin ein schlampiger Facebook-Nutzer geworden. Jeden Tag das aktuelle daily posten, ja, hin und wieder auch was anderes, wenn es passt freundeskreistechnisch, kein Gechatte mehr und nur hin und wieder Nachrichten und Abfragen checken. Hat auch mit der Väterkarenz zu tun, aber nicht nur; egal.

Jedenfalls ist mir heute beim Geraderücken von ein paar Versäumnissen ein Facebook-Nachrichten/Postfach-Dialog aufgefallen, der angerissen, aber nie beendet wurde. Auch weil die Absage des eigentlich geplanten Treffens erst am selben Tag spätnachts erfolgte - zu einem Zeitpunkt, wo meine Devices ganz bewusst schon schlafen gegangen sind. Egal, Seitenstrang, nicht mein Thema.

Es hätte um ein paar konsultierende Worte zu denkt.at gehen sollen, einem schönen Projekt. Eine Debattenplattform im Netz, in der tendenziell jüngere Autoren (von Vice-Bogner über Sektion8-Kowall bis zu Business-Hörhan, von Popfest-Parisini über Converse-Travnicek bis Juli-Gamon) über interessante und relevante Themen bloggen.

Eine feine Idee, die in Deutschland oder im frankophonen oder angloamerikanischen Raum durchaus flächendeckend vorkommt, und von einem vordenkenden Transformator umgesetzt wurde. Mir sind damals (das war im Dezember) die aktuellen Bezüge abgegangen, ein tages- oder zumindest wochenaktuelles Unter-Den-Nägeln-Brenn-Gefühl.

Heute schau ich wieder drauf - und die Site hat sich seit Mitte Dezember nicht bewegt. Dann habe ich einen Verdacht und schaue bei Paroli vorbei. Die haben zwar die Ausrede des großen Projekts Kopf oder Zahl - dass sich auf der Paroli-Site aber kein Beitrag aus dem Jahr 2014 findet, finde ich wiederum bedenklich.

Dann noch schnell auf zurPolitik (nichts aus 2014) und zib21 (wo außer einem wirren Fortsetzungs-Roman auch nicht viel zu finden ist, immerhin aber ein paar Einträge von heuer) und fertig ist meine Kopfkratz-Rundschau.

Gut, es ist kein Wunder: wenn nicht einmal ich, der Schauer und Leser, diese Seiten ansteuere (und das hab ich seit Monaten, teilweise sogar sehr vielen nicht gemacht), warum sollte es anderen anders gehen. Und warum sollte dann eine kleine aufrechte Szene an Web-Magazinen und gesellschaftspolitischen Gemeinschafts-Blogs die Mühe auf sich nehmen, wo auch und vor allem Nachdenk-Arbeit gefragt ist, die auf breiter gefassten Mainstream-Wannabe-Sites gerne fehlt.

Ein Blick auf die Top Ten der FM4-Hörer vom Jahresende bietet siebenmal sehr Spezialistisches (weit vorne: Ausgehtipps) und ein bisserl Medienkritik (Kobuk und die Tagespresse); und auch eine Erklärung für das Absacken in die offensichtliche Bedeutungslosigkeit/Beliebigkeit: dass Social Media die Rolle von Blogging, Meinung und schneller Insider-Nachricht übernommen hat.
Ja, eh. Klar.

Und wie immer, wenn es weder ein starkes Eigeninteresse (Unternehmertum, vom Lobbying des industriellen Komplexes bis hin zu Misik) noch die professionelle Verpflichtung (Staat, Öffentlich-Rechtlichkeit etc.) gibt, kommt nur soviel zustande, wie Menschen zu geben bereit sind. Nicht geben im Sinn von spenden, also delegieren um sich nix kümmern zu müssen, sondern geben im elterlichen Sinn: Aufzucht und Pflege, und dabei immer die Waage zwischen Achtsamkeit und Freiheit halten. Also höchstmögliche Verantwortung übernehmen.
Anders ist ein gesellschaftspolitisch relevantes Ding jenseits professioneller Strukturen nicht zu derheben. Und natürlich ist es hart und fordernd, derlei zu verlangen. Von Menschen, die neben ihren Brotjobs oder ihren 17 Ausbildungen dann vielleicht doch lieber nur Spaß haben wollen, anstatt sich auch in den letzten Gefilden der Freizeit als Homines Politici auszustellen.

Im Bereich der Webmedien ist es in Österreich derzeit zu viel verlangt. Es brennt immer noch zu wenig, auch unter den Nägeln.

Entwicklungen und Nachreichungen

#euwahl #hochkultur #machtpolitik #nachwuchspflege #medien #selfie

Weil es gestern ein kleines Fußball-Update von Nachrichten und Einschätzungen gab, die sich auf frühere Ausgaben von daily oder Journal bezogen haben: es ist auch außerhalb vom #FußballJournal14 einiges an Weiterführungen passiert.

Das aktuellste gleich zu Beginn: die hier noch mit Vorbehalt vermeldete Kür des Ex-HPMartin EU-Abgordneten Martin Ehrenhauser ist durch. Und das Experiment eines linken Wahlbündnis mit einem liberal-professionellem Aushängeschild, der Versuch einer linkspopulistischen Alternative kann beginnen.
Das wird nicht so lustig wie der Kampf der rechten Zwerge am anderen Rand, sicher aber richtungsweisender.

-------------------------------------------------

Es geht mich ja noch immer nichts an.

Aber: in die vom Kulturjournalismus dieses Landes anfänglich beängstigend unkritische und das Haberertum herausstreichende Berichterstattung rund um das Finanzproblem des Burgtheaters ist Bewegung gekommen. Direktor Hartmann wird das Abputzen immer schwerer gemacht, ebenso wie der langjährige Strippenzieher Georg Springer kann er mittlerweile das Wort Verantwortung buchstabieren; und auch das über den Einzelfall Hinausgehende ist ansatzweise und in einigen Medien Thema.

-------------------------------------------------

Der zufällige Ausbruch der Problemstellung Umgang mit dem politischen Nachwuchs ist nicht nur mir aufgefallen, sondern jetzt auch Leitmotiv der aktuellen Profil-Ausgabe. Und neben der weiterhin auch hier zur Witzfigur hinreduzierten Laura Rudas hat ja auch noch SJ-Chef Wolfgang Moitzi (der doch eigentlich mit Parteiprogramm-Mitschreiben ruhiggestellt werden sollte) seinen Abschied aus der Politik bekannt gegeben. Herbert Lackner kommt in seiner langjährigen Erfahrung mit den Objekten der Berichterstattung auch zu keinen anderen Resultaten als meinereins mit ein paar Stunden akutem Sich-Wundern.

-------------------------------------------------

Schon vor drei Wochen war klar, dass es zu einem Medien-Kampf rund um die Standort-Frage kommen würde. Und dass die Suche nach einer differenzierten Sichtweise das erste Opfer dieser Auseinandersetzung werden würde. Jetzt ist die Aktion Rettet das Funkhaus in die heiße Phase eingetreten, Geschäftsführung und Redakteursrat matchen sich vor allem in der Frage des trimedialen Newsrooms Gedanken und es ist schon vor dem Showdown klar, dass es in einer solchen lose-lose-Situation nur Verlierer geben wird.