Erstellt am: 9. 4. 2013 - 17:05 Uhr
Die Demokratie in der Krise?
Es funktioniert doch: Innerhalb der Europäischen Union sind demokratische Werte heute unumstritten. Wir wählen fair und frei Vertreterinnen und Vertreter, die sich professionell mit Politik beschäftigen und für uns Entscheidungen treffen. Und wenn wir der Meinung sind, dass diese Entscheidungen falsch waren, können wir bei der nächsten Wahl unsere Stimme einer anderen Partei geben.
Und trotzdem: Krankt es im System? Korruption, der Einfluss von Lobbyismus, der Umgang mit der Finanzkrise und damit die steigende Unzufriedenheit mit der Politik ganz allgemein. Auch direkte Demokratie scheint nicht das probate Mittel zu sein, dem entgegen zu wirken. Was also tun?
Robert Misik, Vedran Dzihic
Was ist Demokratie?
Der Demokratie-Schwerpunkt auf FM4 vom 8.4. bis 13.4.2013.
Demokratie in der Krise?
Robert Misik und Vedran Dzihic im Interview.
Demokratie einmal anders
Das Budget von den BürgerInnen oder Verfassungsentwurf als "Open Source"? "Innovative Demokratie" ist in Österreich wenig verbreitet.
Baustelle Parlament
Über 1000 Einzelschäden warten auf die millionenschwere Renovierung.
FM4 Wahltage
Was verändert meine Stimme? Welches Wahlsystem funktoniert wie? Wir stimmen ab, eine ganze Woche lang:
Wir haben den Blogger und Autor Robert Misik und den Politikwissenschaftler Vedran Dzihic zum Interview geladen. Misik schreibt über Marxismus, Globalisierung oder auch die Finanzkrise und ist ein scharfer Kritiker des sogenannten Neoliberalismus. Vedran Dzihic bezeichnet sich selber als akademischer Nomade, seine Projekte und Forschungsaufträge führen ihn rund um den Globus: u.a. China, Belgien, Bosnien, Serbien, Kosovo, Slowakei und den USA. Aktuell lehrt er an der Universität Wien, Bratislava und Sarajevo. Sein Forschungsschwerpunkt ist die politische Entwicklung der Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien, Transformations- und Nation-Building-Prozesse.
Das unbestimmte Gefühl, das viele Menschen haben, wenn es um die Frage geht, wie der Zustandes unseres demokratischen Systems ist, liegt für Robert Misik auf verschiedenen Ebene und ist sehr komplex. In den vergangenen dreißig Jahren habe sich viel verändert in unserer Gesellschaft und in der Art, wie wir Politik machen. Es haben sich Institutionen gebildet, Spezialisten und auch eine eigene Politikerklasse. Das erzeuge Misstrauen bei den Menschen, sagt Misik. Durch Korruption und Skandale wird dieses Misstrauen verstärkt und hat sich verallgemeinert. Volksbefragungen von den offiziellen Vertretern werden dieses verallgemeinerte Misstrauen nicht verringern können.
Vedran Dzihic sieht das grundlegende Problem darin, dass vielen Menschen oft das Verständnis dafür fehlt, dass die Utopie der Demokratie jeden Tag erkämpft werden muss. Wir sehen global eine Ungleichzeitigkeit demokratischer Entwicklungen. Für uns sind Dinge wie Demonstrationsrechte, freie Wahlen und Pressefreiheit etwas ganz Normales geworden. In Kasachstan würden die Menschen alles tun, für die Freiheiten die wir haben. Die Perspektive, dass die Demokratie in der Krise sei, ist laut Dzihic eine sehr westlich geprägte Diskussion. Problematisch sieht der Politikwissenschaftler allerdings ein Merkmal unserer globalisierten Welt: "das ständige gegeneinander Ausspielen". "Letztendlich geht es um die Frage der Solidarität". Ohne die hat die Demokratie ein Problem.
FM4 Connected
Robert Misik und Vedran Dzihic im Interview mit Claudia Unterweger.
Dieses Element ist nicht mehr verfügbar