Erstellt am: 21. 1. 2011 - 11:05 Uhr
Super! Helden!
Ein kleiner Blick zurück: Mitte der 90er Jahre fuhr Joel Schuhmacher das "Batman"-Franchise mit vollem Karacho an die Wand. Was mit Tim Burton leicht grotesk mit Betonung auf goth in Gotham begann, wurde unter Schuhmacher zu grellbuntem, aufgeblasenem Actionkino, dem Herz, Hirn und Inspiration fehlten. Stattdessen gab es das legendäre Robinkostüm mit Brustwarzen. Der Status Quo des Superheldenkinos war eine Katastrophe, ein Spektakel ohne Unterhaltung, das die Gebrochenheit der Figuren und die Düsternis ignorierte. 2000 kam mit den "X-Men" Hoffnung. Keine Capes, keine Strumpfhosen, stattdessen verschrobene Charaktere, von Selbstzweifeln geplagte Figuren. Eine Rassismus-Parabel mit teilweise fast opernhafter Tragik (wiederum an die Wand gefahren von dem fast peinlich miesen "Wolverine", im Ernst, was sollte das denn?). Zwischen 2000 und 2010 war die Leinwand Superhelden-Wonderland, "Spider-Man" kehrte zurück, auch er malträtiert von Wissen, Gewissen und moralischen Dilemmas, "Superman" machte im Retrolook Halt im Kino, Robert Downey Jr. wurde zu "Iron Man" und mit "Hellboy" kam der wohl bis jetzt grummeligste Comicheld auf die Leinwand.
Warner Bros
2008 zog Christopher Nolan mit "The Dark Knight" einen Schlussstrich unter alle bisher dagwesenen Comicverfilmungen. An Joel Schuhmacher und den Clooney-Batman denkt nun niemand mehr. Der Joker hingegen, wie er Speichel hochziehend verkehrt vom Hochhaus hängt, der bleibt. Nolan bricht mit Genrekonventionen und macht seinen millionenschweren Blockbuster zu einer Diskussion über Moral. "The Dark Knight" ist eine wichtige Bruchstelle in der Filmgeschichtsschreibung. Allerspätestens hier war klar, dass Comicverfilmungen und Superhelden nicht mehr rein eskapistisches, buntes Spektakelkino bedeuten. Batman war im Feuilleton angekommen. Auch im deutschsprachigen Raum machte sich eine kleine Wandlung in der Rezeptions- und Rezensionskultur bemerkbar.
Es folgte die Leinwandversion der Comicbibel "Watchmen", "Iron Man" ging in die zweite Runde, "Kick-Ass" und "Scott Pilgrim vs the World" waren grandiose Variationen zum Thema "Superheld" und aktuell läuft Michel Gondrys "The Green Hornet" in den österreichischen Kinos.
Und so schnell werden die Capes nicht abgelegt, die Superhelden-Saga geht weiter, die Franchise-Maschinen der Königskinder Marvel und DC laufen auf Hochtouren. Mit ersten Fotos und Besetzungs-Neuigkeiten als Lockmittel werden wir bei der Stange gehalten, mit Fitzelchen an Informationen wird die Vorfreude-Suppe gekocht.
Hier ein kleiner, sicher nicht lückenloser, Überblick über Superhelden-Filme, die 2011 und 2012 auf uns zukommen werden.
X-Men: First Class
Und dann kommt ja auch noch Darren Aronofskys "The Wolverine" 2012 auf uns zu! Danke für die Erinnerung, samlowry
Regie bei dem Prequel führt Matthew Vaughn ("Kick-Ass"), der Film spielt in den 60ern (und da hab ich ihn auch schon ins Herz geschlossen) und erzählt die Geschichte von Magneto und Professor X. Der supere Michael Fassbender spielt Magneto, James Mcavoy den Professor. Den Bösewicht gibt Kevin Bacon (wann tut er das nicht), außerdem dabei sind January Jones und Nicholas Hoult.
Das erste Bild schaut weniger nach first class als economy class aus, dabei handelt es sich auch um ein nicht wirklich offizielles Bild. Regisseur Vauhn war echauffiert: "I freaked out on them yesterday. I don’t know where the hell that came from. I don’t think it’s a Fox image. It’s not a pre-approved image. When I found out, I said, what the fuck is this shit, and Fox is running around trying to figure out what happened as well. I agree. It’s like a bad photoshop, which maybe it was by someone. It didn’t reflect the movie. I was shocked when I saw it. I was like ‘Jesus Christ’…"
Die ersten Szenenfotos, die die angehenden X-Men in zivil zeigen, schauen schon besser aus.
Vorfreude Was für eine Frage. ES SPIELT IN DEN 60er JAHREN!
20th century fox
20th century fox
Voraussichtlicher US-Start: 3. Juni 2011
Untitled Spider-Man Reboot
Andrew Garfield, der so etwas wie das Gewissen mit dem schönen Namen Eduardo Saverin in David Finchers erstklassigemhoffentlichregentsoscars "The Social Network" spielt, ist der neue Spider-Man. Es hat sich ausgemaguiret. Regie bei dem noch titellosen Film führt Marc Webb, der bisher hauptsächlich fürs Fernsehen gearbeitet und uns den schön-spleenigen "500 Days of Summer" geschenkt hat. So bezaubernd wie er Joseph Gordon-Levitt und Zooey Dechanel darin dirigiert hat, mach ich mir in Sachen Spider-Love keine Sorgen. Auch deswegen nicht, weil die immerampunktseiende Emma Stone den spiderschen Love Ineterest Gwen Stacy spielt. Bisher wurde ein Suit Up""-Foto von Garfield veröffentlicht, kombiniert mit fast rührenden Zitaten über seine erste Begegnung mit dem legendären Kostüm. "Of course it was. It was humbling and strange, and I was really moved by it. It felt right. It felt wrong. Kind of all of the above. It was just a strange, surreal moment."
Vorfreude Finde Garfield und Stone super, bis nächstes Jahr bin ich vielleicht über James Francos Leinwand-Tod in "Spider-Man 3" hinweg
paramount
Voraussichtlicher US-Start: 3. Juli 2012
The Dark Knight Rises
Von Christopher Nolans nächster Teil der Batman-Saga, der die Trilogie abschließen soll, gibt es noch keine offiziell veröffentlichten Fotos. Christian Bale gibt zum letzten Mal den dark knight, Michael Caine und Gary Oldman sind ebenfalls wieder mit dabei. Anne Hathaway wird die Bürde aufgeladen, Catwoman nochmal leinwandtechnisch eine Chance zu geben und der so zurückhaltend grandiose Tom Hardy (der mit Nolan auch schon für "Inception" zusammengearbeitet hat) gibt den Bösewicht Bane.
Vorfreude Supercalifragilisticexpialidocious.
Voraussichtlicher US-Start: 20. Juli 2012
The Green Lantern
Der Mann, der es geschafft hat, James Bond mit "Casino Royale" wiederzubeleben und neu zu positionieren, führt hier Regie: Marc Campbell. Ryan Reynolds schließt sich in diesem Film den Green Lantern Corps an, die für Frieden und Gerechtigkeit sorgen. Ein Hauch B-Movie kommt mit Peter Saarsgard, der nach Kontakt mit einem radioaktiven Meteor zwar über besondere Kräfte verfügt, aber sein Kopf auch auf "Megamind"-Dimensionen wächst. Endlich mal wieder ein mad scientist.
Vorfreude Mittel. Reynolds ist Valium in Mannesgestalt.
Warner Bros
Warner Bros
Voraussichtlicher US-Start: 17. Juni 2011
Thor
Marvel hat nicht nur Comichelden erfunden, sondern manchmal auch aus Göttern welche gemacht. Thor zum Beispiel tritt in den 60er Jahren zum ersten Mal in Erscheinung, aus dem Gott der nordischen Mythologie wird ein capetragender, hammerschwingender angry young man, der gerne auch als powerful but arrogant beschrieben wird. Worte, in denen sich wohl Kenneth Branagh wiedergefunden hat, der hier Regie führt. Chris Hemsworth spielt den jungen Gott, der gezwungen wird unter den Menschen zu leben. Anthony Hopkins spielt Odin, mit dabei außerdem Natalie Portman, Kat Dennings und Rene Russo gibts auch noch.
Vorfreude Mittel. Andererseits klingt das so daneben, dass es schon wieder interessant wird. Und ich hab ein bisschen was über für den Branagh'schen Größenwahn.
Marvel
Voraussichtlicher US-Start: 6. Mai 2011
Captain America
Das könnte ordentlich in die Hose gehen. Der farblose Chris Evans (aus den ebenso farblosen "Fantastic Four"-Filmen) schlüpft ins patriotische Gewandel von Captain America. Am Regiestuhl throhnt Joe Johnston, der neben "Jurassic Park 3" und "Jumanji" immerhin "Liebling ich habe die Kinder geschrumpft" gedreht hat. Hm. "Captain America" ist amerikanischer Traum in Reinform, der untaugliche Steve Rogers kann nicht zur Army und nimmt an dem Geheimprojekt "Rebirth" teil, das aus ihm den Supersoldaten Captain America macht. Sein Gegner? Red Skull (Hugo Weaving of Agent Smith und Elrond-Fame), die rechte Hand Hitlers. Najo. Hoffnungsschimmer: Stanley Tucci spielt auch mit und Joss Whedon hat am Drehbuch mitgeschrieben.
Vorfreude Mit freiem Auge kaum wahrnehmbar.
Marvel
Voraussichtlicher US-Start: 22. Juli 2011
The Avengers
Apropos Joss Whedon. Der führt Regie beim Marvel Supergroup-Superhelden-Film "The Avengers".Ein bombastisches Projekt mit ebensolcher Besetzung, wobei die beste aller Nachrichten diesbezüglich heisst: Mark Ruffalo ist Bruce Banner. Yay!
Captain America und Thor sind mit dabei, Robert Downey Jr kehrt als Iron Man zurück, Scarlett Johansson als Black Widow, Jeremy Renner spielt Hawkeye. Evans macht sich so seine Gedanken, ob er dann Chef der Supergruppe sein wird: "I don't know if they're going to make him (Captain America) the boss? I don't think anybody tells Downey what to do, and that's what makes him Downey".
Vorfreude Groß. Ich liebe Ensemblefilme. Und Mark Ruffalo.
Voraussichtlicher US-Start: 4. Mai 2012
Superman: Man of Steel
Der Mann mit der Doppelbelastung Journalist/Superheld fehlt uns noch. Vor ein paar Tagen wurde bekannt, dass Zack (der einzig wahre Vorname für einen Comicverfilmer) Snyder ("300", "Watchmen") Regie führen wird, ein Superman wird noch gesucht. Jon Hamm meint auf jeden Fall, er sei dafür schon zu alt. C'est domage. Ein Bild von Jon Hamm sei uns trotzdem hier vergönnt.
AMC
Vorfreude Sehr groß. Clark Kent war als Kind mein Lieblingssuperheld, sowas legt man so schnell nicht ab. Außerdem wirds nach der bosworth'schen Lois Lame auch hier Zeit für eine Neuinterpretation.
Frauen sind hier spärlich gesät, von einer "Wonder Woman" Verfilmung ist immer wieder die Rede, aber mehr ist darüber noch nicht bekannt. Was ich mir ja wirklich endlich wünsche, ist eine Verfilmung der kurzlebigen MTV-Serie "Daria". Mit Aubrey Plaza. Und Janeane Garofalo in einer Gastrolle, die war schließlich Inspriation für die fantastisch lakonisch, schlaue Daria. Das würd mir als kleines Gegengewicht zu dem obigen Testosteronrausch (der sicherlich teilweise vergnüglich werden wird) schon genügen.