Erstellt am: 19. 11. 2010 - 06:00 Uhr
23 - Die neue FM4 Sound Selection ist da!
Oh, und ein Video gibts auch!
Allerdings kann es ja sein, dass du in einem Ausland wohnst, wo Sachen wie Internetlivestream nicht so gut funktionieren. (Beziehungsweise - Weihnachtlicher Wink mit dem Zaunpfahl! - du kennst jemanden, der in einem Ausland wohnt, wo Sachen wie Internetlivestream nicht so gut funktionieren.) Oder du bekommst allergische Reaktionen, jedes Mal wenn du Nachrichten hören musst. Oder du willst einfach nur zweieinhalb Stunden mit ausschließlich aktueller Musik haben, die außerordentlich gut klingt. Kann ja sein.
Dann ist die neue FM4 Soundselection dein Ding. Wir sind sehr stolz auf sie. Sie hört auf den schönen Namen 23 und ist von der FM4 Musikredaktion unter der Leitung von Marcus "Makossa" Wagner-Lapierre akribisch zusammen gestellt worden.
Radio FM4
FM4 Sound Selection 23
Wenn etwas die Nummer 23 trägt, dann ist es entweder Michael Jordan, das Wunschkennzeichen eines Verschwörungstheoretikers, oder es ist bereits die dreiundzwanzigste Ausgabe von irgendwas.
Die logische Schlussfolgerung daraus (kurze Nachdenkpause: nein, FM4 ist nicht Michael Jordan; und nein, CDs haben im Normalfall kein Wunschkennzeichen) lautet, dass die Sound Selections schon Tradition haben, was widerum bedeutet, dass die FM4 Sound Selection auch diesmal wieder als Box mit 2 CDs daherkommt.
Eine für die österreichischen Acts, die im Jahr 2010 spannend wie selten zuvor klingen. Und eine fürs internationale Geschäft: Musik, die in Wiener WGs, Berliner Bars und New Yorker Clubs gleichermaßen für Furore sorgt.
CD1: International
Da ist alles drauf, was man so braucht. Wenn du schon deine Die beste Musik von 2010 Playlist vorbereitest, dann ist diese CD sicher eine super Inspiration.
Die ehemals schrillen, inzwischen aber poppig-entspannten Klaxons haben nicht nur (gibts sowas in London überhaupt?) ein Wunschkennzeichen mit der Zahl 23, sondern mit Echoes auch einen super Eröffnungssong. Egal, ob das erste Lied nach dem Aufstehen, oder das erste Lied vorm Ausgehen am Abend: Echoes passt einfach.
Gleich danach kommt die New Yorker Institution Interpol. Die haben bei ihrer Gründung rund ums Jahr 2000 eine neue Ära losgetreten, und das Düstere zurück in den Pop gebracht, beziehungsweise den Pop zurück in die zwielichtigen Ecken. Barricade ist eins ihrer bis dato kraftvollsten Stücke und ein heißer Kandidat zum on-repeat-Hören.
Was aber vermutlich gar nicht notwendig sein wird, weil nach Interpol gleich die Fotos kommen. Eine Band aus Hamburg, die zu Beginn doch eher zwiespältig betrachtet wurde. Wozu noch eine Band mit Gitarren, die auf Deutsch singt? Darum! Mit dem neuen Album Porzellan und der extrem superen Herbstisolationsfantasie Mauer geben sie die Antwort, die sie in die Topliga der deutschsprachigen Gitarrenbands katapultiert.
Die traurigste Geschichte der FM4 Sound Selection 23 ist aber kein Song sondern traurige Realität. Charles Haddon, Sänger von Ou Est Le Swimming Pool, hat sich am Vorabend seines Auftritts beim FM4 Frequency Festival das Leben genommen. Als Andenken hat er uns die düstere Electropop-Hymne Dance The Way I Feel hinterlassen.
Das Jahr 2010 wird als Jahr des Sixties-Folk-Revivals in die Geschichte eingehen. Von New York ausgehend haben sich Bands am ganzen Erdball dem Beach Boys Sound verschrieben. Garniert mit durchaus cheesy Texten und dem Girl-vermisst-Boyfriend-Prinzip ergibt das die Band Best Coast, die mit ebendiesem Boyfriend-Song auf der Sound Selection vertreten ist.
Außerdem noch auf der CD1: Celestica von den Crystal Castles - optisch state of the art geek chic, akustisch grenzwertig pochende Electro- und Tranceorgie. Oder der heiße Scheiß aus Londons Breakbeat- und Dubstepszene, aufbereitet im popsongkompatiblen Breitwandformat - Magnetic Mans I Need Air. Oder das zeitlose Lagerfeuerliebeslied If I Was von Young Rebel Set. Und noch so viel mehr. Schau und hör:
artist | song | |
---|---|---|
Klaxons | Echoes | |
Interpol | Barricade | |
Fotos | Mauer | |
Beat Beat Beat | We are waves | |
Best Coast | Boyfriend | |
Bombay Bicycle Club | Rinse me down | |
Young Rebel Set | If I was | |
Maps & Atlasses | Solid Ground | |
My Jerusalem | Valley of Casualities | |
Mount Desolution | State of our affairs | |
Philip Selway | By some miracle | |
Silver Swans | Secrets | |
Maximum Balloon ft. Theophilus London | Groove me | |
Ou est le swimming pool | Dance the way I feel | |
Shit Robot ft. James Murphy | Tuff Enuff | |
Crystal Castles | Celestica | |
Kele | Everything you wanted | |
Magnetic Man | I need air | |
Kenton Slash Demon | Matter | |
Pigeon John | The bomb | |
Janelle Monae | Tightrope | |
Restless People | Don't back down | |
Illute | Viva la Ignorancia |
CD2: Österreich
Österreich ist ein gutes Land. Naja, zumindest was die Musik betrifft, die in heimischen Songstudios, auf Bühnen oder in Schlafzimmern entsteht. Die Class Of 2010 hat nicht nur eine weiße Fahne vor der Schultür wehen, es sind sogar alle mit Auszeichnung auf die FM4 Sound Selection gekommen. Wer sich die letzten zwei Jahre überhaupt nicht mit Musik aus Österreich beschäftigt hat, wird seinen Augen nicht trauen - die meisten dieser Bands (Ausnahmen bestätigen die Regel) hat nämlich noch vor Kurzem überhaupt niemand auf dem Radar gehabt. Umso bemerkenswerter, was sich da 2010 in Österreich tut.
Ginga zum Beispiel haben das erste Wiener Popfest zum Startschuss genommen, um halb Europa und auch unsere Herzen im Sturm zu erobern. Intelligente Gitarrenkonstrukte, die sich vor dem grassierenden Beach Boys Fieber nicht zu verstecken brauchen, dazu tolle Texte und viel Emotion. Wer sie noch nicht kennt, darf Track 1, Final Call, keinesfalls verpassen.
Die zweite Popfestentdeckung ist Parkwächter Harlekin. HipHop ist es irgendwie keiner, weil dazu sind die Beats zu schräg und daneben. Experimentelle Musik ist es auch nicht, weil dazu sind die Songs zu eingängig. Was also tun? Am besten auf Kategorien und Schubladen pfeifen, und sich am Song Exil erfreuen.
Spät aber doch kommt Ken Hayakawa noch zu seinem Radiohit. Obwohl der Salzburger erst Ende 20 ist, gehört er schon seit gefühlten Ewigkeiten zur Oberliga der avancierten österreichischen Technoszene rund um die Clubs Crazy oder Resolut. Wien bei Nacht, seine Hommage ans Wiener Nachtleben wird in meinen Jahrescharts einen Podiumplatz bekommen. Minimum.
Für Uwe Walkner und Karl Möstl schließt sich 2010 ein Kreis. Ihr The Awakening war ein Schlüsseltrack des so genannten Sound Of Vienna in den späten Neunzigern. Kruder, Dorfmeister, G-Stone: plötzlich waren alle Augen auf Produktionen aus Österreich gerichtet. Doch während die damaligen Mitstreiter big ins damals noch boomende Business gekommen sind, hat sich das Duo nach seinem Hit aufgelöst. Wenn du dir jetzt das Ergebnis der Reunion (passenderweise The Dawning betitelt) anhörst, kommen dir die Tränen, dass es so lang gedauert hat.
Aus Österreichs HipHop-Hauptstadt Linz kommt der Track I woa amoi jung. Aber nix mit altklug, Kayo bekommt auf diesem Track die Kurve, verbindet persönliche Erfahrung mit einer Message, und genau das sind ja die Qualitäten, für die wir HipHop so lieben.
Und tatsächlich ganz frisch aus dem Presswerk haben wir noch Lose Control vom Duo Ping Ping bekommen. Hubert Mauracher, einer der größten Songwriter, den Österreich zu bieten hat, hat sich mit Loretta Who auf ein Packl geworfen. Das Ergebnis ist das bei Erscheinen der Sound Selection brandaktuelle Album der Woche auf FM4.
Außerdem ist auch Stefan Deisenberger (of Naked Lunch fame) wieder mal auf der FM4 Soundselection, diesmal mit seinem Projekt Love & Fist. Der Grazer Multiinstrumentalist Effi stellt mit Happy ein paar bunte Kleckser für graue Wintertage zur Verfügung und auch sonst sind tolle Sachen auf CD2 drauf:
artist | song | |
---|---|---|
Ginga | Final Call | |
Francis International Airport | Amnesiacs | |
Cardiochaos | Discosleep | |
Love & Fist | Some Wounds | |
Deckchair Orange | Dance with the geeks | |
One Two Three Cheers Tiger | No one notices | |
Bensh | Doubt | |
Amere Meander | Impressions | |
Ping Ping | Lose Control | |
Different Fountains | Real Life | |
yayazozo | Ice Cream | |
Valesta ft. Nomadee & Cobane | Best Friends | |
Ken Hayakawa | Wien bei Nacht (FM4 radio edit) | |
Walkner & Möstl ft. Martin Klein | The Dawning | |
Lampe | What the future brings | |
Fid Mella ft. Kev Brown & Kaimbr | Girl | |
Tapiresque ft. The Unused Word & Curtiss Cabane | Captain Cat | |
Parkwächter Harlekin | Exil | |
Kayo | I woa amoi jung | |
Effi | Happy | |
Mika Vember | Easy as a pie | |
Ernesty International | Wait | |
Sweet Sweet Moon | My night with the prostitute from Marseille |
Oh mein Gott! Schon wieder 23!!!
Neben anderen Möglichkeiten wie der Vorratsdatenspeicherung, Zivilpolizisten und den alles sehenden Augen der eigenen Eltern, ist die Zahl 23 ein vordergründig wenig naheliegender, aber dennoch immer beliebterer Katalysator, um sich in Paranoia und Verschwörungswut hineinzusteigern.
Seit der Ende der 1960er Jahre erschienenen Roman-Trilogie „Illuminatus“ von Robert Shea und Robert Anton Wilson ist die 23, aber auch ihre Ziffernsumme 5, in zahlreichen sub- und gegenkulturellen Zirkeln zum universalen Symbol von düsteren Machenschaften hochstilisiert worden. Allein innerhalb der letzten 10 Jahre haben sich in zwei dem Phänomen gewidmeten Filmen zuerst August Diehl, dann Jim Carrey von der Zahl in den Irrsinn treiben lassen. Wir aufgeklärte Vernunftmenschen wissen aber natürlich, dass sämtliches Geschwätz über angebliche bayrische Geheimbünde, die jedes politisches und wirtschaftliches Handeln auf der Welt manipulieren, komplett an den Haaren herbeigezogen ist – weil diese Geheimbünde ihrerseits ja in Wahrheit nichts anderes sind als Marionetten der Aliens!
Hier kommst du in Spiel: Deck die große, allumfassende außerirdische Verschwörung auf, bevor es zu spät ist, und schick uns ein Foto von dir und einem UFO! So wie dieses hier!
FM4/Irmi Wutscher
Das Gewinnspiel ist zu Ende, die GewinnerInnen wurden per Email verständigt und erhalten in den nächsten Tagen ein Exemplar der Sound Selection 23.