Erstellt am: 31. 5. 2010 - 15:48 Uhr
Drinking ale with Ginga
Als ich Ginga einlud, beim Wiener Popfest zu spielen, kannte ich nur ein paar mir von ihrem in Wien wohnenden belgischen Booker verlinkte Streams.
Nein, ihr Argwöhnischen, die ihr immer gleich Nepotismus vermutet, auch jenen belgischen Booker kannte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, aber sein Enthusiasmus war auch via Email spürbar und die Tracks, die waren einfach fantastisch.
Das einzige, was ich nicht wusste, war, wie viel davon am belgischen Studio oder an den Londoner Mixes lag. Ein paar Wochen später spielten Ginga bei unserer Pressekonferenz im Wien Museum mit akustischer Gitarre, Geige, Gitarrenkoffer als Schlagzeug, Nylonsaitengitarre als Bass und ums Knie gebundenem Schellenring auf, und ich machte mir keine Sorgen mehr.
Erwin Listhaege
Gingas Popfest-Gig selbst war dann einer dieser seltenen Momente, wo man eine Band sieht, die alles hat – die Songs, die Ausstrahlung, die Chemie, die nötige Wucht und nicht zuletzt den Look – und weiß, dass da – die Vermeidung von Flugzeugabstürzen oder herabfallenden Blumentöpfen vorausgesetzt – nichts mehr schiefgehen kann.
Nach dem Gig erklärte mir ihr Bassist James „Stel“ Stelfox (wir kannten uns noch von einem Interview, das ich vor ein paar Jahren mit seiner alten Band Starsailor geführt hatte), was ihn eigentlich dazu getrieben hatte, bei dieser unbekannten Wiener Band einzusteigen und ihnen zuliebe durch Europa zu fliegen: „I'm a fan.“
Erwin Listhaege
Und letzte Woche in London, nachdem sie gerade im Inn on the Green gespielt hatten, kam er mit einem Bier in jeder Hand auf mich zu und wiederholte mit einem breiten Grinsen dieselben Worte. Die ausführlichere Antwort auf meine ursprüngliche Frage war übrigens: Er hatte Ginga bei einem Gig in Brüssel als Starsailors Vorband erlebt und sich auf der Stelle in ihre Musik verliebt.
Die sich da sehr unzureichend mit Referenzen an alle möglichen Bands beschreiben ließe, die Ginga selbst möglicherweise gar nicht kennen (vielleicht die Waterboys, ein bisschen Echo and The Bunnymen, die ziemlich frühen U2 oder auch gar nichts dergleichen), andernfalls aber auch einfach gehört werden kann. Etwa heute Abend ab 22 Uhr in meiner Heartbeat-Sendung, in der gleich fünf Songs aus ihrem kommenden Album „They Should Have Told Us“ (einer völligen Neuaufnahme der 2008 in Eigenregie veröffentlichten Version) ihre österreichische Radiopremiere erleben werden, vermengt mit Ausschnitten aus dem Interview, das ich letzte Woche mit Ginga führte, als sie auf dem Weg nach London in Canterbury vorbeikamen.
Von wegen „They Should Have Told Us“. Soll keiner sagen dürfen.
Erwin Listhaege