Erstellt am: 11. 11. 2010 - 11:36 Uhr
Blade, fade, alte Modebloggerinnen
Body Issues - Spezialwoche auf FM4
- Eine Portion Infos zum Thema "Essen" (Barbara Köppel)
- Schönheitsnormen und Selbstmanagement (Irmi Wutscher)
- Die Geschichte der Fitnessstudios (Mari Lang)
- Schöner Arbeiten (Johanna Jaufer)
- Blade, fade, alte Modebloggerinnen (Gerlinde Lang)
- Die Machbarkeit des Körpers (Simon Welebil)
Das Problem ist die Repräsentation. In den Magazinen, auf den Plakaten, alle sind sie dünn, jung, weiß und ihr zweiter Vorname ist Photoshop.
Wie soll man seinen eigenen Körper normal finden, wenn man nie Bilder von normalen Körpern sieht?
Neue Vorbilder
Und wie lebt man seine Liebe zur Mode aus, wenn einen die Modewelt so offensichtlich an den Rand drängt? Warum gibt es in der Dickenabteilung der schwedischen Modekette immer so viele quergestreifte Leiberl? Warum reißt man sich die weißen Haare immer aus? Warum schauen in der ach so unabhängigen wilden Welt der Fashionblogs doch immer alle so genormt aus? Warum hört das "normale" Gewand immer bei Größe 42 auf? Warum fühlen sich weder die mit Größe 34 noch die mit 44 wohl?
Weil die Welt schlecht ist. Weil sie dringend mit anderen Vor-Bildern ausgestattet gehört. Ich habe da schon etwas vorbereitet.
Samantha Simmons
Aufgemischt
Da hätten wir mal die Urmutter des Modeblogs, oder eigentlich eher Ursuppe, da es sich um einen flickr-Bilderpool handelt. Die Frauen und Männer auf Wardrobe Remix zeigen sich in ihrer Alltagskleidung, die sie schick finden. Beruhigend normal. Und ermutigend, da eine strikte "Wenn du nichts nettes zu sagen hast, halt einfach die Klappe"-Politik herrscht.
Wer jetzt sagt, na gut, da kann ich aber gleich auch die fertig entwickelten Fotos im Supermarkt stehlen oder Fremde auf Facebook adden und dann ihre Fotos anschauen, das inspiriert mich nicht - wie wäre es mit Alten?
Alt werden wir ja hoffentlich alle mal, auch wenn die Werbung uns das verbieten will.
Fortgeschritten
Advanced Style ist ein wahre Fundgrube für wirklich stylische Outfits wirklich alter Leute, die noch dazu gern - welche Alten tun das nicht? - Lebensweisheiten weitergeben. Manchmal haben die fotografierten Menschen sogar ihre eigenen Blogs, mit schönen Namen wie Very Old Grandmother.
Ari Seth Cohen, Advancedstyle.blogspot.com
Nur größer
"Gut, ich hab mir das gebookmarkt und schau es mir an, wenn ich 50 bin. Was hast du noch?"
Immer mehr schicke dicke Mädchen, die ein Fashionblog eröffnen! Inspirationen von Laufsteg und Jahreszeiten, Collagen und Umkleidekabinenfotos, beinharte Shopkritiken und noch mehr Outfitfotos sprudeln beim dicken Micropublishing: Fatshionable aus San Francisco, Frocks and Froufrou aus Australien oder Curious Fancy aus, äh, Suburbia.
Was ist die Pointe? Es gibt keine Pointe. Es sind dieselben Mädchen, dieselben Kleider - nur größer.
http://frocksandfroufrou.com/page/2/
Allen and Unwin Publishers Ltd.
Fans 'n' Haters
Natürlich hat die Szene auch ihre Stars: Young, Fat and Fabulous kommt kaum mehr zum Posten, weil sie Twitter Jockey ("TJ") bei MTV geworden ist. Kate Harding von Shapely Prose hat nicht nur große Kleider, sondern auch Feminismus im Repertoire. Unvergessen ihre Reaktion auf den Minitrend zum "dicken" Model in der US-Glamour oder im V Magazine letztes Jahr: ""They put them naked, and it's supposed to be this revolution, and in fact it's just like 'Great! You objectified someone a little bigger!'"
Bei der Kombination dick, Frau und Feminismus zeigt allerdings die Öffentlichkeit deutlich und gemütlich anonym ihr wahres Gesicht - es war wohl ein blödes Antwortposting zuviel, Kate Harding ist derzeit im Blogburnout-Ruhestand. Immerhin gibt es ihr Buch mit dem gestaffelten Titel "Screw inner beauty! Lessons from the Fat-o-sphere. Trash the diet and self-loathing and get on with your life". In diesem Sinne... blog los!