Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Something For The Weekend"

Arthur Einöder

POP: Partys, Obsessionen, Politik. Ich fürchte mich vor dem Weltuntergang, möchte aber zumindest daran beteiligt sein.

1. 4. 2010 - 18:38

Something For The Weekend

Das Leben ist wie ein Lenny Kravitz Song.

Zu den Ausgeh-Terminen fürs Wochenende gehts wie üblich nach dem Lebenshilfe-Teil.

Mehr Auswahl gibts unter termine.orf.at/fm4.

Im Endeffekt ist das Leben wie ein Lenny Kravitz-Song: Es kommt dir irgendwoher bekannt vor - du glaubst allerdings, es wäre von jemand anderem - es ist eigentlich ganz okay - aber im Endeffekt doch recht unspektakulär.

Und es ist schneller vorbei als du denkst. Um mit dieser Crux umzugehen, gibts im Endeffekt zwei Strategien.

Variante eins: Du glaubst den ganzen Weltuntergangsscheiß wirklich, du machst No Future zu deinem Lebensmotto und wirst zum Zombie. Die Vielfalt des Zombietums steht in durchaus in Relation zum Lenny Kravitz Songrepertoire: Es ist nämlich schier unerschöpflich. Zombies bevorzugen es, in einer Scheinwelt zu leben. Ob die jetzt World Of Warcraft oder Karlsplatz oder Pratersauna heißt, ist egal. Zombie bleibt Zombie. Du verbringst deine besten Jahre vor einem Computerbildschirm und wartest auf den Endgegner, der nicht kommt. Oder du liegst total weggetreten in einer Fußgängerpassage und wartest auf eine Katharsis, die nicht mehr wiederkommt. Oder du tanzt dir halt jede Nacht sauber aufgeputzt das Hirn aus dem Körper und der Alkohol tut das Seine dazu.

Variante zwei ist mindestens genauso realitätsfern. Sie lautet: Du kannst "es" schaffen. Du kannst durch Leistung, Talent, harte Arbeit und unendliche Flexibilität bestehen. Du kannst etwas aus dir machen. Du glaubst tatsächlich den ganzen Holunder, den dir die Leute so erzählen, versuchst dein Studium in Mindestzeit abzuschließen, bildest dich auf eigene Rechnung fort, führst ein entbehrungsreiches Leben, von dem du am Ende sogar sagen wirst, es wäre selbstbestimmt.

Irgendwann erfährst du dann, dass dein ehemaliger Schulkollege aus der besseren Familie die geileren Praktika und megamäßigeren Einstiegsgehälter kriegt. Wurscht, denkst du dann und lässt keine Ausreden gelten - auch nicht die, dass der ja niemals einen Scheißjob machen musste, um sich ein Studium zu finanzieren.

Ergo beginnst du noch härter zu arbeiten, zu lernen und die wenige Freizeit, die dir bleibt, streichst du ebenfalls. Bis du dann so ausgelutscht, ausgenutzt, prekarisiert und (tschuldigung) durchgefickt bist, dass du rein optisch nicht mehr von einem Zombie zu unterscheiden bist: Du bist eine ästhetische Zumutung. Bloß halt, dass du nicht einmal etwas davon gehabt hast. Und der Moment, in dem du "es" geschafft hast, kommt einfach nie.

Der goldene Schnitt dazwischen, den dir das 2010er-Biedermeier ans Herz legt, ist sogar noch eine Spur verlogener. Es macht dich zum Wochenend-Zombie. Du spielst Roulette und schaust, ob du "es" auch ohne allzu große Anstrengungen schaffen kannst. Du gibst aber deinen Eltern, deinem Boss, deiner Professorin das Gefühl, es wär dir wichtig. Eins ist allerdings fix, der nächste Freitagabend kommt bestimmt. Und da kannst du ja der Realität, die du eigentlich zwar ablehnst, aber in der du deinen Account doch noch nicht gelöscht hast, entfliehen.

Auf dem Heimweg im Taxi, wenn im Autoradio dann gerade Lenny Kravitz läuft, hast du dann vielleicht sogar einen kurzen Moment der Zufriedenheit. Wo dir die Verlogenheit dann egal ist und du ganz kurz ausnahmsweise auf nichts wartest, das gar nicht kommen kann.

Spring Festival

Mixhell spielen am Samstag im Flex bei Pola-Riot. Vielleicht kennt irgendwer den Igor Cavalera noch als Schlagzeuger einer Band namens "Sepultura". Das Bild da ist vom Spring Festival, wo sie den Dom im Berg fidgetmäßig verzückt haben.

Freitag / FM4 La Boum De Luxe Tour / C-Rock etc. / Backstage / Fulpmes

Informativ kann ich da jetzt auch nichts beisteuern, was nicht bereits hier über den Start der FM4 La Boum De Luxe Tour gesagt worden wäre. Eins vielleicht noch: Dem Cocoon-Mann C-Rock, bekannt und beliebt aus dem Frankfurter Edelschuppen von einem Club-Gesamtkunstwerk, wird seine Sonnenbrille zerbersten, weil ihm die Augen rausschießen werden.

Weil in Sachen Culture-Clash steht das Backstage dem Cocoon um nichts nach. Na gut, in Frankfurt haben die Damen und Herren Coolchecker versucht, möglichst fließend asiatische und europäische Elemente miteinander zu verbinden. Aber alles nix gegen diese zum Club mutierte Tiroler Kitschhütte. Indirekte Bar-Beleuchtung in Pastellfarben goes Schistadl. Ein Traum. Das mit der Schi-Assoziation ist jetzt allerdings nichts, was der Fantasie eines Stadt-Ignoranten entsprungen wäre, für den das Hochgebirge bereits im Wienerwald beginnt. Nein: Die Kreuzjoch- und Schlickeralmlifte sind tatsächlich noch zwei Wochen in Betrieb.

Klingt also nach der coolsten Après-Schi-Party (oder wie sowas heißt) des Landes.

Samstag / Klub Bang Bang / Bunny Lake / Conrad Sohm / Dornbirn

Bunny Lake gehen auf Österreich-Tour. Das ist angesichts der neuen Platte The Beautiful Fall ein dermaßen freudiges Ereignis, das das alles hier keinen Platz hat und in den nächsten Stunden einen komplett eigenen Eintrag auf der FM4-Seite kriegt. (Jetzt ist er da: Hier nämlich.)

Weil der Tourauftakt im sensationellen Klub Bang Bang in Dornbirn mit freundlicher Unterstützung von Deichkind-DJ Phono über die Bühne geht, komm ich an einem Wochenend-Tipp aber fix nicht vorbei.

Samstag / Obergeile Osterscheiße / Etepetete etc. / Alte Mühle / St. Veit a. d. Glan

Ostern nervt.

Dabei denke ich nicht einmal diejenigen armen Wichte, die einen furchtbaren Bürojob ausgefasst haben, bei dem es an der Radio Gaga Dauerbeschallung keinen Weg vorbei gibt, und die deswegen schon von Toni, dem Lehrbuam vom Osterhasen einen Ohrenausschlag haben (oder was du halt so kriegst, wenn eine Figur ihre Beliebtheit daraus zieht, dass sie a) nix checkt, b) mit einer Piepsstimme spricht, c) dauernd dumm lacht und d) selbst nach Jahren im Radio ihren dämlich aufgesetzten Dialekt noch nicht abgelegt hat, und damit alles das verkörpert, was du ohnehin nicht ausstehen kannst).

Ja na eh. Es ist extrem viel los dieses Wochenende. Weil ja auch ein Feiertag am Montag ist.

Wenn was ultrawichtiges fehlt, bitte hier posten.

Mails mit animierten GIFs, 10MB-ZIP-Files und vierzig Flyerentwürfen im Anhang haben wir auch sehr gern: update.fm4@orf.at

Aber das ist noch gar nicht der Hauptgrund, warum Ostern nervt. Am schlimmsten sind eigentlich die mehr oder weniger nahen Verwandten, die dich an den ersten schönen Tagen im Jahr auf irgendwelche Ausflüge zerren wollen, bei denen entweder mitgeführte kleine Kinder oder ein Kirchenbesuch deinen nach einem langen Vorabend wohlverdienten Ruhetag komplett zunichte machen. Das haben sich die Italiener schon viel besser eingeteilt. Die leben nämlich nach dem Motto natale con i tuoi, pasqua con chi vuoi, was sinngemäß so viel heißt wie: Wenn du Weihnachten schon mit der Familie abhängst, kannst du zumindest zu Ostern machen was du willst.

Möglicherweise musst du dafür aber auch gar nicht über die Grenze. Vielleicht reicht es auch, am Karsamstag die Obergeile Osterscheiße in St. Veit zu besuchen. Die geht inklusive Aftershow bis sieben in der Früh, du hast Fidget, Electro (z.B. via Etepetete) und Minimal (z.B. via Maximilian Grün) bis zum Umfallen, und womöglich verpasst du praktischerweise dadurch auch die Abfahrt zum Familienausflug am Sonntag.