Erstellt am: 6. 10. 2009 - 12:11 Uhr
Treffen sich zwei Ökosysteme...
FM4 zum Thema Klimaschutz
- Copenhagen: Frosty Inside Frosty Outside
- Klimawandel und globale Gerechtigkeit
- People Power At Copenhagen
- Sozial gegen den Klimawandel
- Wie die Technik unser Klima retten will
- Road To Copenhagen: The USA
- Wissenschaft und Klimawandel
- Was die Streitparteien bewegt
- Der Umweltminister zu Gast bei FM4
- Ice-free Arctic Summer within 10 years?
- Das Klima ist nicht straight
- 1 Million Taten für den Klimaschutz
- Chris Cummins‘ Ausblick auf Kopenhagen
Alle Stories zum Thema findest du hier
Wie soll jemand, der es seit Monaten nicht einmal schafft, sich endlich ein Fahrradschloss zu besorgen, einen halbwegs seriösen Artikel zum Thema Klimaschutz schreiben?
Als die FM4-Internet-Chefin eine "straighte Gschichte" zur aktuellen FM4 Klimakampagne ausgerechnet von jemandem forderte, der es seit Jahren nicht einmal auf die Reihe kriegt, der Kirchenbeitragsstelle zu antworten und ich ihr entgegnete "Straight? Straighte Gschichten mach ich nicht" da war "Klima" zwar noch ein slightly unrundes topic für mich, jedoch eines mit atmosphärischem Hauch von Schöpfungs-Sexyness.
Und als mir die Chefin dann vorschlug, statt einer "straighten" einfach eine schräge, eine queere Klima-Story zu schreiben, hatte sie mich verführt.
Das Klima ist nämlich nicht straight.
τὸ κλίμα , to Klima - Krümmung
Wenn wir das Klima verstehen wollen (das sich von der Kugelkrümmung der Erde herleitet) ist es hilfreich einen runden Kopf zu haben, in dem die Gedanken die Richtung ändern können.
wikimedia.org
MIT Lindzen
Für einen Laien wie mich stellt sich die Klima-Diskussion als ein hochgradig erhitztes Politikum dar, in dem ich "Das Ende der klimawissenschaftlichen Glaubwürdigkeit" des Klima-Skeptikers Rudolf Kipp genauso spannend finde wie "Eine unbequeme Wahrheit" des Klima-Alarmisten Al Gore.
Beim Versuch beide Seiten nachzuvollziehen, kann ich mich aber nicht des Eindrucks erwehren, dass die Lager-Bildung eben in Skeptiker auf der einen und Alarmisten auf der anderen Seite, die wissenschaftliche Erkenntnis - und ohne diese gibt es keinen wirksamen Klimaschutz - insgesamt eher blockiert.
Das Misstrauen und der Hass der Klimaforscher untereinander nimmt bisweilen Ausmaße an, die eine offene Zusammenarbeit unmöglich machen. Mag das der zunehmenden Forschungsförderung durch Privat- und Profitinteressen geschuldet sein ("Ich zeige dir meine Datensätze nicht, weil du von der Öl-/Solar-Lobby bezahlt wirst!") oder den weltbewegenden Konsequenzen für die Klimapolitik ("Haha! Eine neue Steuer für die Endverbraucher!") - es scheint, dass man sich nur aussuchen kann ob man die Vernunft oder die Nerven wegwerfen will.
World Economic Forum CC Attribution ShareAlike 2.0
Abgesehen von magischen 2° Celsius-Grenzen, pathetischen Roland-Emmerich-Show-Effekten ("Wir müssen den Knopf drücken um die menschliche Spezies zu retten!") ist uns allen wohl klar, dass unser momentaner Lebensstil ... äh ... in die Krise gekommen ist?
Und deshalb kommen mir Jubelrufe darüber, dass die Weltwirtschaft wieder wächst (0,3% im Euroraum, 9% in China) auch etwas merkwürdig vor. Für die ökologische Verschuldung ("Seit 25. September lebt die Weltwirtschaft 2009 beim Planeten auf Pump.") wird es keinen anthropogenen bail out geben. Sondern einfach giftiges Wasser, giftige Luft, giftiges Essen und einen Plastikplaneten.
Es ist nicht deine Schuld, das die Welt ist, wie sie ist. Es wär nur Deine Schuld, wenn sie so bleibt.
Was also tun?
Räuberhöhle
Eine große Umwelt-NGO schlägt eine Million Taten für den Klimaschutz vor, ressourcenbewusstes Handeln im Alltag.
Wir vom FM4-Radio haben uns u.a. von Jochen Distelmeyer angehört, worauf er für den Planeten verzichtet, Fiva berichtet von ihrer Vorliebe für öffentliche Verkehrsmittel, Ja, Panik-Sänger Andreas Spechtl von seiner für Second Hand-Style, kurz wir haben uns und unsere liebsten MusikantInnen vor den Karren des besseren Gewissens spannen lassen.
Und um noch einen Gedanken, der sich mir bei einer Umfrage am Geographentag auf der Uni Wien entzunden hat, loszuwerden: Wie lässt sich die beschränkte Rationalität überwinden, die uns in Kosten-Nutzen-Rechnungen gefangen hält und uns daran zweifeln lässt, dass unser heutiges Handeln tatsächlich den nächsten Generationen zu Gute kommen kann?
Bin ich nicht ein winziger Teil des Ganzen, der etwas beeinflussen kann?
Ich glaube, ich besorge mir demnächst ein Fahrradschloss.