Erstellt am: 22. 1. 2015 - 15:41 Uhr
Von den Freestyle B-Weltmeisterschaften
Abseits von Metern und Sekunden
Ein wöchentlicher Überblick auf FM4 über sportliche Entwicklungen und anstehende Veranstaltungen
Schon das offizielle Video zum offiziellen Song der FIS Freestyle Ski und Snowboard WM am Kreischberg in der Steiermark zeigt, wie falsch das Verständnis der FIS-Verantwortlichen und der Organisatoren von den Sportarten ist, die sie repräsentieren wollen. Ein einfaltsloser Titel ("Up in the Mountains") mit einfallslosen Textzeilen ("At sunset they close the fantastic pipe, I can't wait for tomorrow and the next ride"), die mit wahllosen Snowboardbegriffen aufgepeppt werden, dargebracht von einem qequält in die Kamera grinsendem Beatboxer fii. Hinter fii eine Band, die Schaufeln und Eiskratzter als Instrumente ausgewählt hat, klatscht und Luftgitarrensoli spielt, und Tänzerinnen in Leoparden-Mänteln. Für die lokale Note kommt eine Quetschn rein, zwei Sängerinnen dürfen steirische Textzeilen einbinden und jodeln. Zwischendurch sieht man "lässige" Snowboarder in der Gondel im Takt beim Kopfnicken und Szenen aus den Wettkämpfen. Ob die Message, dass Snowboarden leiwand ist, beim Publikum mit dem Song ankommt, ist mehr als fraglich. Auf youtube zeigen sechs Mal so viele Daumen nach unten wie nach oben. Das kommt raus, wenn sich die FIS ein cooles Image verpassen will.
Am Kreischberg
APA/BARBARA GINDL
Der Eindruck, den man nach dem Ansehen des Videos gewinnt, dass hier die falschen Leute am Werk sind, setzt sich vor Ort, bei den Finali der Slopestyle-Bewerbe, fort. Im Zielstadion der WM-Arena am Kreischberg sieht es genauso aus wie bei einem Skirennen, nur halt kleiner. Die ZuschauerInnen stehen auf einer Stahltribüne und schwenken Länderfähnchen. Wer sich hinsetzen will, wird aufgefordert, sich doch wieder zu erheben oder die Tribüne zu verlassen, wegen der Fernsehbilder. Anna Gasser, die einzige österreichische Riderin im Snowboard-Slopestyle, wird sogar von einem Fanclub samt Transparent angefeuert, der eigens aus Kärnten angereist ist.
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Der Location zum Trotz ist die Stimmung von Anfang an gut, die ausgezeichneten Kommentatoren fachen sie bei den österreichischen RiderInnen - neben Anna Gasser sind das auch Philipp Kundratitz im Snowboarden, Viktor Thomas Moosmann und Luca Tribondeau bei den Freeskiern - noch zusätzlich an, und die vielen SchülerInnen auf dem Podium jubeln und blasen in ihre Tröten. König Leopold, Bilderbuch und Jay Z von den Plattentellern erledigen den Rest.
Den ganzen Slopestyle-Contest gibt es diese Woche auch in der ORF TVTHEK zum Ansehen.
Gerade in den beiden ersten Finalruns geht den beiden österreichischen SnowboarderInnen nicht alles auf. Obwohl man von dieser FIS-WM als einer "B-WM" sprechen muss - die großen Stars der Szene sind allesamt schon in den USA bei den X Games - ist das Niveau unglaublich hoch. Bei den Frauen sehen wir 900er, also zweieinhalb Drehungen, bei den Männern, 1440s, also vier Drehungen, etwa von Roope Tonteri, und viele 1260er in alle Richtungen. Anna Gasser rutscht mit ihrem Sicherheitslauf aus dem ersten Run aus den Top Drei, und Philipp Kundratitz kann die Führenden bei den Männern, Kyle Mack, Roope Tonteri und Ryan Stassel nicht mehr angreifen.
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Vor allem Ryan Stassel aus den USA kommt im Finale in einen Flow. Alles, was er aufführt, macht er mit einer unglaublichen Leichtigkeit und sein letzter Run - Double Cork 1080, Cab 1260, BS 1260 - wird fast zur Demonstration. Roope Tonteri kann ihn nicht mehr abfangen. Warum ihm das trotz noch härteren Trickschwierigkeiten (12er, 12er, 14er) nicht gelungen ist, wird wegen des Bewertungssystems der FIS - nur der Gesamteindruck wird bewertet - wohl nie zu ergründen sein. Beide hätten sich den Sieg verdient.
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Bei den Frauen kann Anna Gasser noch einmal drauflegen. Sie trotzt dem Druck, unter den sie Medien, das Publikum und ihre Fans vor Ort gesetzt haben. Mit zwei schönen 720ern muss sie sich nur der Japanerin Miyabi Onitsuka geschlagen geben. Im Ziel wird sie von einem Medientross umringt, wie sie ihn wohl noch nie erlebt hat. Dass sie überwältigt davon sei, wieviele Leute gekommen seien, und dass sie wahrscheinlich das einzige Mal bei einer WM im eigenen Land solch eine Leistung bringen könne, das bringt sie noch heraus, bevor sie zu den Fernseh-Live-Interviews und zur Pressekonferenz beordert wird.
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Zwei Stunden später muss Anna Gasser noch mal hinauf auf die Bühne, für die Siegerehrung, bei der die Nationalhymne Japans angestimmt wird. Ach, FIS, vor dir hatte Snowboarden doch die Nationalteams und Länderwettkämpfe schon überwunden.
Noch mehr Weltmeister
Am Kreischberg geht es noch bis Sonntag um weitere Weltmeistertitel der FIS. Donnerstag um 18 Uhr findet etwa das Halfpipe-Finale der Freeskier statt, am Samstagabend der Big-Air-Bewerb der SnowboarderInnen. Überraschenderweise wurde gleich im ersten Jahr, in dem Frauen Big-Air-Contests springen, der Bewerb in die Weltmeisterschaften aufgenommen. Hingegen verwundert es, dass es für Freeskier keinen Big Air gibt. Am Sonntag morgen wird die FIS-WM mit dem Skiercross-Finale abgeschlossen.
X Games
X Games Livestream (kostenpflichtig)
Anna Gasser wird diese letzten Tage bei der FIS-WM nicht mehr mitbekommen. Sie hat sich bereits nach Aspen aufgemacht, wo sie es im Slopestyle-Contest der X Games am Wochenende dann mit den Größen der Szene zu tun bekommt. Man kann gespannt sein, wie sie ohne viel Einfahren mit dem Kurs dort zurechtkommt. Verstecken muss sie sich auch bei den X Games vor niemandem.
Gespannt sein kann man auch auf das Wettkampf-Comeback von Shaun White. Die X Games werden für ihn der erste Wettkampf seit seinem völlig verhauten Halfpipe-Auftritt bei den Olympischen Spielen von Sotschi im letzten Februar sein, bei denen er nur den vierten Platz belegte. Er hätte in der letzten Saison zu viele neue Tricks gelernt, die er bei den Olympischen Spielen dann nicht in den Schnee setzen konnte, um mit dem Contest-Fahren aufzuhören, das hat er im Interview erzählt. Seine Konkurrenz hat seit Sotschi allerdings auch nicht geschlafen.
APA/EPA/JENS BUETTNER
Freeride World Tour startet
Livestream auf freerideworldtour.com
Für Freeride Fans hat das lange Warten dieses Wochenende auch endlich ein Ende, denn in Chamonix-Mont-Blanc begeht die Freeride World Tour spät ihren Saisonauftakt. Sollte das Wetter halten, beginnt der Contest am Samstag um um 9 Uhr, allerdings ohne zwei der Tour-Titelverteidiger aus dem Vorjahr. Die Vorarlbergerin Nadine Wallner, Toursiegerin bei den Freeskierinnen, fällt genauso wegen einer Verletzung aus wie der Snowboard-Titelverteidiger Emilien Badoux aus der Schweiz. Das FahrerInnenfeld kann sich dennoch sehen lassen, von österreichischer Seite sind dieses Jahr etwa wieder Lorraine Huber, Fabian Lentsch, Stefan Häusl und Flo Orley mit auf der Tour und auch Eva Walkner wagt nach einer Verletzung ihr Comeback.
Freeride World Tour
Freeride World Qualifier Hochfügen
Um sich für die Freeride World Tour zu qualifizieren, muss man sich erst in der Freeride World Qualifier Tour beweisen. Einer der wichtigsten Events dieser Reihe findet dieses Wochenende in Höchfügen im Zillertal statt, der Big Mountain Hochfügen. Einfacher als auf der World Tour geht es hier auch nicht zu. Die Hochfügener Ostwand weist auch Felsen und Gefälle bis zu 40° auf. Auch hier ist Samstag als Contest Tag eingeplant. Gestartet wird um 9.30 Uhr. Zuschauer können den Contest direkt am Berg mitverfolgen, von einem gemütlichen Liegestuhl aus.
Big Mountain Hochfügen
Zusammen mit den Schirennen am Hahnenkamm steht also ein ereignisreiches Sportwochenende bevor.