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Philipp L'heritier

Ocean of Sound: Rauschen im Rechner, konkrete Beats, Kraut- und Rübenfolk, von Computerwelt nach Funky Town.

8. 12. 2014 - 06:04

Peaches und Gonzales

Freundschaften aus dem Popuniversum. Der FM4 Adventkalender #8

Noch bevor der kanadische Allrounder Chilly Gonzales Grandseigneur im Bademantel am Solopiano war, der Udo Jürgens der augenzwinkernden Hip-Elite, war er Original Prankster, wie eine frühe EP schon im Titel verheißt. Der originale Witzbold und Schlingel, der über schäbige Beats absichtlich schäbige Spaßraps abfeuert.

Heute ist Gonzales Doyen des humorvollen Jazzentertainments, ausgefuchster Produzent und Songwriter, hat mit Jane Birkin und Daft Punk zusammengearbeitet und seiner alten Freundin Leslie Feist auf ihrem Weg in die niveauvolle Erwachsenenunterhaltung maßgeblich unter die Arme gegriffen.

Vor Jahren noch gab er sich selbst den Titel "Worst MC" und spielte mit zwei seiner anderen berüchtigten kanadischen Homies, Mocky und Peaches, in einer wenig nachhaltigen Band namens The Shit. Vor gut fünfzehn Jahren waren Peaches und Gonzales, beide noch jenseits von Weltruhm, bei einem gemeinsamen Konzert im Wiener Chelsea zu erleben: Verschwitzt-geiler Elektronik-Pop-Blödsinn in Hotpants und schlechten Trainingsanzügen.

Gonzales hat im Laufe der Jahre immer wieder Songs mit und für Peaches geschrieben, ihr da und dort einen Beat gebastelt oder einen feinen Sound auf die Platte geschnitten. Die beste Zusammenarbeit der beiden ist der überraschend unknallige Song "Red Leather", eine schwül-laszive Disco-Nummer, minimalistisch, durchsetzt von Echos von Postpunk und, klar, mit Sex betankt. Schön wäre es, wenn Peaches und Gonzales jetzt auch wieder mal endlich eine gute Platte aufnähmen, zusammen.