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Philipp L'heritier

Ocean of Sound: Rauschen im Rechner, konkrete Beats, Kraut- und Rübenfolk, von Computerwelt nach Funky Town.

13. 12. 2014 - 06:00

David Bowie und Iggy Pop

Freundschaften aus dem Popuniversum. Der FM4 Adventkalender #13.

Die sogenannte "Berlin-Trilogie" markiert den Höhepunkt im weit verzweigten Schaffen des David Bowie. Was Bowie da zwischen 1976 und 1979 unter maßgeblicher Mithilfe von Brian Eno und unter dem Einfluss tolldreister Mengen Kokains auf den Alben "Low", ""Heroes"" und "Lodger" so an Experimenten mit Krautrock, Elektronik und Ambient in Wechselwirkung mit Popsongwriting veranstaltet hat, holt auch Leute hinter dem Ofen hervor, die sonst mit dem Glam-Bowie, dem Folk-Bowie oder dem Plastik-Pop-Bowie nicht gar so viel anfangen können.

Dass das Album "Low" zu großen Teilen gar nicht in Berlin entstanden ist, sondern in einem französischen Schloss, tut der Legende keinen Schaden an, die Platte liest sich eben viel schöner als Teil dieser motivischen Klammer zwischen deutscher Motorik, Technikglauben, Kaltem Krieg, Strenge und Mauer-Romantik.

Als Testballon für die "Berlin-Trilogie" darf Iggy Pops Solo-Debüt "The Idiot" gelten, das David Bowie als dominanter musikalischer Direktor seinem Homie auf den ausgemergelten Leib schneiderte - und auf dem er einige neue Ideen und Soundvorstellungen für spätere eigene Arbeiten andachte und erprobte.

David Bowie, Iggy Pop

David Bowie, Iggy Pop

"The Idiot" wurde erst nach "Low" veröffentlicht, im März 1977, die Arbeiten dafür hatten aber vor der Arbeit an Bowies eigenem wegweisenden Album begonnen, die Platte entstand ebenfalls vornehmlich in Frankreich und Berlin. Die Sessions zu beiden Platten überlagern sich zeitlich und soundtechnisch, dem Künstler selbst sind nach Eigenaussage weite Passagen der Entstehungsabläufe bloß noch schemenhaft in Erinnerung. Gerüchteweise haben sich die giftigen Brüder Bowie und Pop während des Aufnahmeprozesses in Sachen Bespaßung, Delirium und Substanzkonsum nur wenig geschenkt. Man mag es glauben.

Zwar haben Bowie und Pop auch später noch zusammengearbeitet, "The Idiot" bleibt jedoch das ultimative Prunkstück in Pops Karriere: Eine kalte, dunkle Disco-Platte, nahezu komplett von Rock'n'Roll befreit, klaustrophobisch, der Sound von schwarzem Gummi und hartem Leder, eisiger Schweiß steht auf Iggys Stirn.

Und dann ist da noch das fantastische Cover-Artwork der Platte, wie Bowies ""Heroes"" beeinflusst von den verrenkten Posen auf den Gemälden Erich Heckels. Ein erschütternder, perfekter Tanz zweier Wahnsinniger am Rande der Selbstzerstörung, ganz nahe am Abgrund.

Bowie und Iggy

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