Erstellt am: 19. 5. 2012 - 14:48 Uhr
Von Batumi bis Tiblissi
Auf dem Weg zum Eurovision Song Contest 2012 nach Baku
- Langsam wirkt die Landschaft ein bisschen weniger vertraut.
- Starrende Männer, Zuckerkringel und eine riesige Grenzanlage
- Nächstes Ziel: Samsun
- Von Batumi bis Tiblissi
- Von Tbilissi bis Baku
Salon Baku
Das Songcontest-Finale 2012 mit Stermann & Grissemann
Am Samstag, dem 26. Mai ab 21.00, auf FM4 und in ORF1 im Zweikanalton.
- Alles zum Song Contest: fm4.orf.at/salonbaku
Nicht weit nach der türkisch-georgischen Grenze liegt die Stadt Batumi. Schon in den Vororten ist es ganz zauberhaft, ein betörender Frühlingsduft liegt in der Luft, Tierherden laufen seelenruhig auf den Straßen, große platanenartige Bäume säumen den Weg. Die weitgereiste Frau Fierke muss an Kambodscha denken, mich trägt die Erinnerung in die Kindheit, in mein badisches Dorf und den Duft der Akazienbäume am Rand der Erdbeerfelder.
Warm ist es und südlich und gleichzeitig östlich und postsowjetisch, man weiß gar nicht wo man zuerst hinschauen soll. Immer wieder will man Kühe! Kühe! Kühe! Esel! Ziegen! ausrufen, die interessant zerfallenen Holzbalkone betrachten, den Duft der Stadt einsaugen und gleichzeitig dieses Glücksgefühl genießen, es so weit bis Georgien geschafft zu haben und jetzt hier in diesem wunderbaren, fremden Land zu sein.
In Georgien ist die Zeit schon zwei Stunden weiter und seltsamerweise macht einem die Zeitumstellung auch bei einer Autoreise zu schaffen. Kann man vom Autofahren einen Jetlag bekommen?
Rösinger
Die Schwarzmeerstrände von Batumi sind das Sommerreiseziel der Georgier, der Aufbau der Stadt wurde vom Präsidenten zur Chefsache erklärt, russische und türkische Investoren haben hier schon Millionen verbaut, das Hotel-Resort Kempinski ist schon im Rohbau.
Die Strandpromenade ist für hunderttausende Sommergäste angelegt, die Shopping- und Eventcenter und andere Prunkgebäude machen aus der Küste ein unwirkliches noch unbelebtes Disneyland. Zwischen all den Fontänen und Vergnügungsparks stößt man immer wieder auf Medea-Statuen, denn Medea hat für die Georgier eine große Bedeutung. Nach der berühmten Sage des Altertums segelte Jason auf der Suche nach dem Goldenen Vlies mit seinen Argonauten bis in das Königreich Kolchis, das heutige Georgien. Medea, die Königstochter mit göttlichen Zauberkräften, führt ihn zu dem goldenen Widderfell. Im weiteren entwickelt sich eine romantische Zweierbeziehung zwischen Jason und Medea, die in eine zutiefst ungute, von Rache und Grausamkeit geprägte Horror-Ehe mündet. Den historischen Kern der Sage entdeckten Archäologen im Westen Georgiens.
Rösinger
Hinter dem Neubaugebiet am Meer ist das alte Zentrum Batumis: altertümliche Märkte, Imbissbuden, Holzhäuser, Steinhäuser im Kolonialstil und überall ganz freundliche, heitere Menschen. Berühmte Bewohner Batumis sind ja Joseph Stalin und Katie Melua, die sogar in Batumi geboren ist.
Beim Songcontest in Baku tritt aber dieses Jahr nicht Katie, sondern ein als Trash- Künstler verschriener Sänger mit dem Titel „I’m a Joker“ auf.
Georgien hat keine große Song Contest- Tradition, die Georgier sind ja aus geschichtlichen Gründen erst seit 2007 dabei, haben einmal auch eine Blinde ins Rennen geschickt, immer mittlere Plätze belegt, zwischendurch wegen der Kaukasuskrise ausgesetzt.
Rösinger
2009 wurde ihr Lied für Moskau, „ I don’t want to put in“ disqualifiziert. (Gesungen hört es sich nämlich nach „I don’t want Putin“ an.
Christiane Rösinger
Auf unserem Weg nach Tbilissi wollen wir nicht die auf der Karte rot eingezeichneten Schnellstraßen, sondern die gelben Nebenstraßen und sogar die weißen Feldwege durchs Hinterland und einen kleinen Umweg über die Berge nehmen. Wir sind ja schließlich Abenteuerreisende und landen dann auch auf einem 2000 hohen Pass im Schnee.
Letzte Station vor Tiblissi ist Gori, eine Stadt, die touristisch recht wenig zu bieten hat, wäre es nicht die Geburtsstadt Josef Stalins. Die Straßen sind zerlöchert, ganze Straßenzüge verfallen, aber in der Stadtmitte regiert Stalin. Dort stehen sein Museum, sein Geburtshaus, sein gepanzerter Eisenbahnwagen, sein Denkmal und sein Souvenirshop.