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Burstup

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16. 2. 2011 - 15:02

Computerschrott

Alte Computer gehören zum giftigsten Abfall - und landen trotzdem oft im Hausmüll. Zahlreiche Firmen spezialisieren sich in Österreich auf die Verwertung alter Computer, 2000 Sammelstellen stehen bereit. Trotzdem ist schwer nachvollziehbar, was mit dem IT-Müll geschieht.

Vor wenigen Jahren noch war der PC-Händler Ditech ein Geheimtipp unter Computerfreaks. Heute betreibt er Filialen in ganz Österreich und hat ins Ausland expandiert. Weil die Firma auch selbst Computer herstellt, ist sie verpflichtet, alte Geräte entgegenzunehmen. Sie akzeptiert nicht nur die eigenen Geräte, sondern auch die alten Computer anderer Hersteller, sagt Damian Izdebeski, Geschäftsführer von Ditech: "Wir vernichten die Daten auf den Festplatten der alten Geräte und liefern sie dann an Entsorgungsunternehmen ab. Diese Unternehmen sind spezialisiert, die Geräte zu zerlegen und ordnungsgemäß zu entsorgen. Sehr viele Rohstoffe können recyclet werden."

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Beim Recycling der Platinen und Chips werden vor allem Metalle wie Gold, Kupfer oder Zink, aus dem Gehäuse vor allem Kunststoffe und Eisen zurückgewonnen. Wohin der Rest gelangt, weiß Ditech-Geschäftsführer Izdebeski aber nicht: "Wir haben zwei Partner, beide sind österreichische Unternehmen. Mit ihnen arbeiten wir seit Jahren zusammen und wir sind überzeugt, dass sie es gut machen. Aber kontrollieren können wir es nicht."

Fünfzig solcher Entsorgungsfirmen gibt es in Österreich. Schnittstelle zwischen ihnen und den Computerherstellern ist die sogenannte Elektro-Altgeräte-Koordinierungsstelle EAK. Sie ist seit Juli 2005 von der Regierung mit diversen Aufgaben aus dem Abfallwirtschaftsgesetz betraut, zum Beispiel mit Berichten an die Europäische Kommission und mit der sogenannten Abholkoordinierung.

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Auch die Öffentlichkeitsarbeit gehört zu den Aufgaben der EAK. Sammelboxen für alte Batterien werden verteilt.
Eine DVD mit dem Titel "Sammlung und Verwertung von Elektroaltgeräten und Altbatterien" wird in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium an Schulen geliefert.
Die Kontrolle der Entsorgungsbetriebe hingegen gehört nicht zu ihren Aufgaben, sagt EAK-Geschäftsführerin Elisabeth Gieser: "Das ist Aufgabe des Lebensministeriums. Wir kontrollieren aber im Rahmen der Abholkoordinierung die kommunalen Sammelstellen, die mit uns zusammenarbeiten. Derzeit sind meine Mitarbeiter in der Steiermark und in Kärnten unterwegs. Wir besuchen im Jahr etwa 200 Sammelstellen." Österreich sei ein vorbildliches Land bei der Umsetzung der Altgerätesammlung, die Quote liege im vorderen Drittel Europas. Die EU gibt vier Kilogramm gesammelten Elektronikschrott pro Person und Jahr vor, in Österreich seien es neun.

Österreich verwertet 98% des Computerschrotts im eigenen Land - auch hier ein vorbildlicher Wert. Dass europäischer Elektronikmüll tonnenweise auf Deponien in Afrika oder China landet, ist vielleicht kein österreichisches, aber nach wie vor ein ungelöstes Problem. In den Entwicklungsländern wird nicht nur die Umwelt geschädigt: Auf den Gerätedeponien arbeiten Menschen, die beim Versuch, den Elektro-Schrott zu verwerten hochgiftige Dämpfe einatmen. Elisabeth Gieser: "Wir kennen die Reportagen, insbesondere aus Ghana. Das ist schrecklich. Hier ist die EU gefordert, Kontrollen durchzuführen. Wichtig sind besonders die Seehäfen in Amsterdam und Rotterdam. Dort ist die Gefahr am größten, dass bei der Unzahl der Container das eine oder andere in Nicht-EU-Ländern ausgeführt wird." Dass auch Computerschrott österreichischer Entsorgungsbetriebe auf diesem Weg in Entwicklungsländer ausgeführt wird, schließt Elisabeth Giehser aus – zumindest sei bisher sei kein solcher Fall bekannt.