Erstellt am: 17. 2. 2011 - 12:00 Uhr
Wohin kommt mein Müll?
von Barbara Meikl
Barbara Meikl ist ORF-Redakteurin in Salzburg
An mehreren Tagen in der Woche werde ich frühmorgens vom Getöse der Müllautos aus meinem Schönheitsschlaf gerissen: Zu Beginn der Woche kommt die Biotonne dran, Mitte der Woche die Restmülltonne und je nach Bedarf ein bis zweimal im Monat der Glas- oder Altpapier-Container.
Einer lauter als der Andere. Während ich so halbwach im Bett liege, überlege ich, wohin mein Müll mit diesen Autos kommt und was damit passiert? Macht das Trennen überhaupt Sinn oder wird im Hauptdepot ohnehin wieder alles zusammen geworfen und gar vollständig verbrannt? Diesen Frage bin ich nach gegangen und habe mich dabei an Salzburgs größte Abfallbeseitigungsstelle gewandt die SAB in Siggerwiesen bei Bergheim.
Die SAB wurde 1975 vom Reinhalteverband Großraum Salzburg gegründet und beschäftigt rund 100 Mitarbeiter.
Auf der Mülldeponie von Siggerwiesen herrscht reges Treiben: Jährlich werden hier 190.000 Tonnen Müll abgeladen und verarbeitet. Ständig kommen neue Laster, die den gesammelten Hausmüll bringen, erklärt SAB Geschäftsführer Josef Pultar: „Die Müllautos fahren hier rückwärts heran und kippdn alles hinein, damit wir in einer ersten Sichtung feststellen können, :was ist da an Müll überhaupt dabei ist. Hier kommt alles zusammen und wird dann mit einem Greifarm auf ein Förderband geladen.“
Barbara Meikl
Der Müll wird zerkleinert und verteilt. In dieser Halle ist es laut und man versteht beinahe sein eigenes Wort nicht mehr. Josef Pultar erklärt tapfer weiter: „Der Abfall durchfährt verschiedene Aggregate, damit zum Beispiel Metalle oder Kunststoffe aussortiert werden können und Recyclingmaterial zurück gewonnen wird.“
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Mittlerweile gibt es hochkomplexe Abfallanlagen, die den Müll förmlich durchleuchten können. Solche Maschinen werden bei der SAB in Siggerwiesen aber nicht verwendet. Wichtig für Geschäftsführer Josef Pultar ist ein robustes und stabiles System, das den täglichen Anforderungen gewachsen ist. "Roboter haben wir nicht! Wir haben einerseits Mitarbeiter, die mit den Händen aussortieren. Es gibt zum Beispiel bei Metallen eine automatische Sortierung: Wenn sie magnetisch sind werden sie über den „Magnetabscheider“ gezogen. Oder biologische Prozesse wie beim Biomüll zum Beispiel. Oder ‚Windsichter‘: Die sind bei Kunststoffen sehr interessant, hier wird das unterschiedliche Gewicht ausgenützt um diese Stoffe voneinander zu trennen. Damit erreicht man eigentlich schon einen sehr hohen Grad der sortenreinen Wiedergewinnung.“
Barbara Meikl
Der Rest des Abfalls wird weiter durch die Anlage geschleust und getrennt: Ein Teil wird vor Ort deponiert, ein anderer wird zur Verbrennung nach Lenzing in Oberösterreich geschickt. Gerade wird ein Waggon mit großen grünen Würfeln beladen. „Das ist bereits, verpackter, gepresster Abfall der mit der Bahn in die thermische Verwertung geht. So ein Ballen ist in etwa eine Tonne schwer. Man kann grob davon ausgehen, dass so ein Ballen in etwa 300 Liter Heizöl in der Verbrennungsanlage ersetzt. Das heißt, es ist hier schon ersichtlich, dass wir hier auch einen Beitrag zur Ressourcenschonung leisten, indem wir unseren Abfall dem Industriellen Verbrennungsprozess zur Verfügung stellen“, so Pultar.
Barbara Meikl
Die Bioabfälle werden vor Ort in Biogas umgewandelt. In der Bioabfallbehandlung vor Ort werden die Inhalte der Biotonne verarbeitet. In der Sortierung und Zerkleinerung wird der Bioabfall im Bioreaktor unter Luftabschluss ausgefault. Die dadurch gewonnene Biogas-Energie versorgt die Anlagen und Bürogebäude der Salzburger Abfallbeseitigung mit Strom und Warmwasser.
In der zweiten Stufe wird das Material in einem belüftetet Rottetunnel kompostiert. Nach Feinaufbereitung und Siebung steht hochwertiger Kompost zur Verfügung.
Auch wenn nun das Gefühl entsteht, dass eine Mülldeponie eigentlich alles im Griff hat, sollte man Abfall trennen. Klassische Recycling-Produkte wie etwa Papier oder Glas können so mit weniger Energie und Ressourcenverschwendung weiter verwertet werden.