Erstellt am: 26. 12. 2010 - 13:30 Uhr

Wetterpropheten

Wenn die Kühe oder Kälber bei schönem Wetter husten, schneit es zwei bis drei Tage später.

Das Wetter ist in Vorarlberg nicht unbedingt besser als in Wien. Dafür gab man in Vorarlberg - zumindest in meiner Kindheit - mehr auf die Wettervorhersage aus der Schweiz. Die Schweizer würden das Wetter einfach besser "erraten". Vorhersage war gleichzusetzen mit Raterei, eine Kombination, der man viel abgewinnen kann.
Und tatsächlich haben die Schweizer nicht nur ein besonderes Gespür für das Wetter - sie haben sogar Wetterpropheten.

walde&graf verlag

Wätterschmöcker, die sieben Wetterpropheten sind auch verfilmt worden.

Kein Witz, sondern ein offizieller Meteorologischer Verein (seit 1947), mit Statuten, Kassier und Fähnrich und mit einem wunderschönen Buch über sie, die Wetterpropheten. Über diese Männer, die in der innersten Schweiz - im Muotatal - Vögel, Ameisen und Mäuse beobachten, die in den Schnee graben, Birken abtasten und Tannenzapfen analysieren - um das Muotathaler Wetter für jeweils ein halbes Jahr richtig vorherzusagen, um Wetterkönig zu werden.

Wetterkönig, ein Titel, der hart erkämpft werden muss. 20 Punkte kann man bei diesem Wettbewerb maximal erreichen. Die meisten Punkte erhält derjenige, dessen Prognosen der Realität am nächsten waren. Kleine Anmerkung: Noch nie hat einer alle 20 Punkte erreicht.

Bei der Generalversammlung tragen die Wetterpropheten ihre aktuellen Prognosen dem Publikum vor. Schenkelklopfende Heiterkeit heißt es da. Verständlich aber nur für diejenigen, die dem Schwizerdütsch mächtig sind.

Vereinsmitglieder - es sind derzeit rund 3.000, auch aus Österreich - erhalten die Prognosen für das nächste halbe Jahr ebenfalls (im Buch ist die Prognose für den Winter 09/10).

Im Frühling haben die Wetterproheten übrigens frei, "denn in der Zeit vom 20. April bis zum 1. Mai weiss kein Mensch, wie das Wetter wird."

Schönes Wetter, schönes Buch

Die junge Grafikerin Ileana Soana hat sich die Geschichte der "Wätterschmöcker" erzählen lassen, hat das mit großartigen Fotos bebildert und ein Buch gestaltet, das mit typographischen Details beeindruckt.

Portätiert werden die derzeit sechs amtierenden Wetterpropheten, außerdem der Präsident, der Pfarrer und die Meldeläufer - als es weder Fernsehen, noch Radio oder Zeitungen gab, mussten die Meldeläufer das Wetter den Bauern melden.

Daneben beinhaltet das Buch auch einen Beitrag über die wissenschaftliche Wetterprognose und Sprüche aus dem Muotatal: "Wenn die Kühe oder Kälber bei schönem Wetter husten, schneit es zwei bis drei Tage später."

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"Als wir an einem Ameisenhaufen vorbeikamen, erzählte Martin, dass die Ameisen krumme Beine haben. Das ist wohl ein Zeichen für einen guten Sommer. Vor einem schlechten Sommer haben sie X-Beine."

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"Um die Prognose für ein halbes Jahr zu erstellen, nimmt Alois nicht nur einen, sondern ganz viele Tannenzapfen und vergleicht sie miteinander."

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Schönste Schweizer Schule: verliebt ins typographische Detail mit kleinen Piktogrammen

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"... milder Winter: Wenn die Feldmaus im Herbst nicht dick ist, bedeutet dies, dass der Winter nicht allzu kalt werden wird."

Neuschnee - Bücher wärmstens zu empfehlen

Wie das Wetter in den nächsten Wochen wird, wissen die Schweizer "Wätterschmöcker". Mehr oder weniger. Aber egal, wie es wird, auf FM4 werden in den nächsten Wochen Bücher mit Schnee vorgestellt. Neuschnee - Bücher wärmstens zu empfehlen heißt die Serie und bietet genau das - aktuelle Bücher mit viel Schnee.