Erstellt am: 16. 10. 2009 - 15:31 Uhr
Wachstum unerwünscht
Die Uniproteste auf FM4
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- Wachstum unerwünscht (16.10.2009)
und alles im Überblick auf fm4.orf.at/uni
Wir bekommen es immer wieder amtlich: Das österreichische Bildungssystem ist im internationalen Vergleich bestenfalls solala. Auch was die Universitäten betrifft. Nicht nur, dass sie in so gut wie jedem Ranking - falls sie überhaupt aufscheinen - Meilenweit von der Spitze entfernt sind, auch was die Quantität betrifft, schaut es nicht gut aus.
Die nackten Zahlen der im September schienenen OECD-Studie "Education at a glance": In Österreich schließen 22 Prozent eines Altersjahrgangs ein Hochschulstudium ab (Erstabschluss), im OECD-Schnitt 39 Prozent. Von 1995 bis 2007 ist der Anteil der HochschulabsolventInnen in Österreich um zwölf Prozentpunkte gewachsen, im OECD-Schnitt um 19 Prozent. Und dabei verdankt man in Österreich dieses Wachstum zu einem guten Teil den relativ neuen FHs und einigen Upgrades (aus Sozialakademie mache eine Fachhochschule, aus Pädagogischer Akademie eine Pädagogische Hochschule,...).
Das müsse sich ändern, heißt es. Seit Jahren.
Ansturm auf die Universitäten
Jetzt scheinen sich in diesem Herbst tatsächlich signifikant mehr junge Menschen dazu entschlossen zu haben, an einer österreichischen Universität zu studieren. Die Zahl der StudienanfängerInnen liegt im Moment etwa 15% über dem Vergleichswert des Vorjahres. Grund zum Jubeln? Nicht ungedingt. Allen Lippenbekenntnissen zum Trotz sind die Universitäten für einen solchen Zustrom nicht gerüstet. Man verlangt nach Zugangsbeschränkungen, und Schuld sind - wieder einmal - die deutschen Numerus Clausus Flüchtlinge. Was die ausgerechnet an die Wiener Universität für Bodenkultur treiben soll bleibt dabei allerdings ein bisschen fraglich. Dort werden nämlich zwar nicht gerade die klassischen NC-Hürden-Studienrichtungen angeboten, die Zahl der Inskribierten stieg allerdings um flotte 30%.
Radio FM4
Könnte es womöglich also doch etwas damit zu tun haben, dass die Studiengebühren de facto abgeschafft wurden? Das ist natürlich insofern völlig undenkbar, weil deren oberstes Credo lautete: Sie seien sozial verträglich und würden niemanden davon abhalten zu studieren. Der Abschaffung jetzt die Schuld am Studi-Plus zu geben, würde die Einführung (und damit die angedachte und vom Wissenschaftsminister Hahn gewünschte Wieder-Einführung) quasi posthum als doch nicht ganz so sozial verträglich brandmarken. Geht also nicht. Dann lieber die Deutschen.
Mehr Geld? Fehlanzeige!
Den Unis wurde bei der Abschaffung der Gebühren zugesagt, dass der "Verdienstentgang" ersetzt werden würde. Basis sind allerdings die Studierendenzahlen von damals. Das heißt, ein Zuwachs von über 10% bedeutet für sie tatsächlich mehr als ein räumliches und logistisches Problem. Im Moment scheint die Politik nicht sehr gewillt, hier einzuspringen. Dass mehr Studierende an sich gut sind, und kein Problem, wird da sofort wieder vergessen. Höhere AkademikerInnenquote? Immer her damit! Mehr Studierende? Nein, danke!
Und so dreht sich die Diskussion im Moment um zwei Ansätze: Entweder es dürfen nicht alle studieren (die Unis Wien, Salzburg und Klagenfurt haben bereits angekündigt, dass sie im kommenden Semester Zugangsbeschränkungen für ihr Publizistikstudium einführen möchten) oder die die Studieren, müssen wieder zahlen. Selbstverständlich wieder auf eine völlig sozial verträgliche Art, die niemanden davon abhalten würde, ein Studium zu beginnen.