Erstellt am: 27. 6. 2009 - 17:25 Uhr
Donauinselfest Tag 2
Der "Indie"-Tag mit den abgebrühten Headlinern The Notwist und jeder Menge heimatlichem Indie-Volk.
Der Samstag
Das Donauinselfest 2009 auf FM4
Die Headliner der FM4 Bühne
Hochwasser-Troubles
- Die Chronologie der Donauinsel-Hochwasser-Troubles kann hier nachgelesen werden
Und alles kompakt auf fm4.orf.at/donauinselfest
Schwierigkeiten, Wetterdrohungen und Bühnenumzug sind vergessen: Der traditionell stärkste Tag auf der FM4 Planet Bühne am Donauinselfest steht unter einem besseren Stern: Es scheint vorerst keinen Regen zu geben, obwohl Kollege Dempsey, der auch heuer wieder die Bühne hostet, von "Headache -Weather" spricht: Hoher Luftdruck, ein nicht wirklich erfrischendes Lüftchen und hohe Feuchtigeit. Ich bin nicht übertrieben wetterfühlig, und so ist die Ausgangslage heute viel angenehmer, als das ständige nasskalte Nieseln von gestern.
Nochwas: Kollege Burstup und ich gleichen uns zwar bekanntermaßen wie ein Ei dem anderen, aber wie bei denen sieht man nicht, wenn wir spielegverkehrt da stehen. Ich bin also Burstups Spiegel - Ei, daher wird dieser Blog spiegelvekehrt zu seinem ablafuen, mit dem Anfang oben, und dem Ende unten. Also los:
Christian Stipkovits
Je nun, was soll ich sagen: Sympathische Frau mit akrobatischer Stimme, kompetenter englischer Band und Hang zum großen Drama. Für meinen Geschmack war der Gitarrensound ein wenig schlonzig, wie das Line Up überhaupt (eigentlich interessanterweise) absichtsvoll die Nähe dieser Musik zu Goth und bombastischem Art Rock vermeiden wollte - mit komischem Gitarrensound, Dosenpercussion und Klavier statt Evanescence Bombast. Gut gemeint, die Idee, aber: Den Vorbildern Kate Bush oder Amanda Palmer gerecht zu werden, braucht ein wenig mehr melodiöse Leichtigkeit. Wenn ich erst ihr jetzt erscheinendes Album gehört habe, werd ich meine Meinung revidieren, versprochen.
Christian Stipkovits
Die werden immer besser. Obwohl ich ihnen den infantilen Bandnamen nicht verzeihen will, die Namensmagie mit so etwas biederem wie "Luise" greift nicht: Die Band von Vera Kropf und Lisa Berger, von Ja, Paniks Andreas Spechtl am Schlagzeug verstärkt, lebt ihre Stärken immer besser und selbstbewusster aus: Songwriting, clevere Gitarrelicks und ein luftiger, swingender Beat. Mit etwas Glück und der Erlaubnis der als sehr selbstkritisch bekannten Band, wird es dieses Konzert bereits am Sonntag im Christian Stipkovits
Christian Stipkovits
Da ich ja, wie Kollegin Ondrusova unermüdlich behauptet "zu alt" bin (läßt sich schwer bestreiten, "wofür" ist die Frage - hier soll es wohl bedeuten, ich solle mich zu Antonello Venditti verziehen) kann ich nicht recht beurteilen, ob die österreichischen Jugendlichen eine an den alten Mudhoney, den alten My Bloody Valentine oder gar der Kolossalen Jugend geschulte Rockband braucht, die das Spiel mit Lärm, gezielt platzierten Wuchteffekten und Verzweiflungsgesang gut beherrscht und wieder mal die alte Hoffnung nährt, es sei egal für bedeutende Livemusik, ob die Bands aus Dayton, dem alten Hamburg oder der alten Oststeiermark kommen - auf jeden Fall hat sie so eine Band.
Wenn die in eurem Dorf spielen, schaut sie euch an, unser Dorf haben sie überzeugt. Und das Publikum ist jung und sitzt nicht mehr.
Christian Stipkovits
Jetzt sieht es aber nach Regen aus. Mal sehen.
Christian Stipkovits
Christian Stipkovits
Christian Stipkovits
Glückliches Burgenland. Für die interessantesten jüngeren österreichischen Rockbands (mit Ausnahme von Kreisky) ist das sympathische Flachland mit seinen ebenbürtigen Metropolen offenbar der beste Boden. Ein anwesender Tiroler Freund von mir bescheint der Band große "poetische Qualitäten" (glaubt mir einfach, ihm zu glauben) und geht darin mit ihrer prominenstester Fürsprecherin, Christiane Rösinger, konform. Aussedem sind wir alte Säcke uns einig, dass das Aussehen von Sänger Andreas Spechtl einiges zum Glamour der Band beiträgt - tatsächlich fällt mir dann das ganze restliche Konzertnicht mehr ein, welchem melancholisch - glamurösem Popstar der Mann wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Ja Panik beherrschen die Errungenschaften aus 20 Jahre deutschem Pop - von der Regierung, über die Lassie Singers bis Tomte - sämtlich, bringen sie auch auf einen genuinen eigenen Punkt. Das Publikum ist begeistert - Wien ist eben ein "Taschenmesser".
Nochwas: Sich dem dekonstruktivistischen "Fear" von John Cale azunehmen, schaut derartig wie eine gute Idee aus, dass man sich wundert, wieso noch niemand von den Verzweifelbands der Welt darauf gekommen ist, das Lied zu spielen. Jetzt weiss ich auch endlich, wem Andreas Spechtl so ähnlich sieht: Es ist Jonathan Donahue von Mercury Rev - separated at birth.
Christian Stipkovits
Die Sterne
Die Sterne haben Gummistiefel und Regenjacken extra von Hamburg nach Wien mitgebracht, aus Angst vor den prophezeiten Wassermassen. Das Extragepäck darf doch nicht umsonst gewesen sein! Und deshalb beschwören sie den Wettergott mit einem Regentanz.
Die Sterne live 4:03 Min. (14 MB) Kamera und Produktion: Alexandra Augustin und Susanne Lehrner
christian stipkovits
Claudia Unterweger im Interview mit Naked Lunch und "Military of the Heart" live
6:24 Min. (22 MB) Kamera und Produktion: Alexandra Augustin und Susanne Lehrner
Nina Hofer spricht: Aus sicherer Quelle weiß ich von zwei Studentinnen, die extra aus Luxemburg und Weilheim angereist sind um, nein falsch nicht das Offensichtliche, nämlich The Nowist, sondern um Naked Lunch zu sehen. Hat Frank Spilker mit seinen Sternen noch Party mit dem Publikum gefeiert, luden uns Naked Lunch zum Zuhören ein und ließen ein Meer aus langsamen, treibenden Klängen entstehen. Zwischendurch ein zur Stimmung passendes, verhaltendes "Schee, dass olle do seid´s" - Finden wir auch. War zwar anfangs ein bisschen schwierig sich darauf einzulassen, aber die Menschen hier haben das gerne angenommen und bei „Military of the heart“ hab ich einen Blick in laut mitsingende, lächelnde Gesichter gesehen. Party machen Naked Lunch eher hinter der Bühne: mit ihren Kindern und Familie. So stelle ich mir den guten Festivalzirkus vor; gewachsen und die Kultur die es hier geben kann weitergebend.
christian stipkovits
Christian Stipkovits
Ich und mein komisch zweideutiges Verhältnis zu Notwist. Anfangs hielt ich sie für eine bloße Kopie von ich wusste auch nicht so genau was. Dann waren sie mir eine große Hilfe. Wenn man eine Band braucht, zu der man die Nase ins Kopfkissen stecken kann, und am Ende der Musik steckt die Nase noch tiefer im Polster - eine überausgedachte Konstruktionsmusik, die solches schafft, kann keine so überausgedachte Konstruktionsmusik sein. Denn sie beherrschen sie die Dekonstruktion von Sounds und das darauffolgende Wiederrauschälen der kleinsten Einheit, dem Sound, der Melodie schon sehr virtuos. Live - und das wußte ich schon - können sie rocken, ohne bewährte Rockeffekte zu bemühen. Das klingt dann in besten Fällen wie die guten kleine Teile von Neu! oder Can. Niemand kann das so gut wie die. Heute bekamen wir diese seltene Magie, die sich ablöste mit einerem - für meine Ohren - konventionelleren Groove, der aber auch die Hippies in der Audience begeisterte.
Chistian Stipkovits
Man braucht sich im Übrigen auch nur anzuschauen, wohin diese erstaunliche Band noch in diesem Sommer reisen wird: Sziget Festival mit Ochse am Grill, ein Festival in Deutschland, das "La Pampa" heisst, dazwischen noch schnell in die Kölner Philharmonie, um mit einem "Andromeda Mega Express Orchestra" aufzutreten. Solche Typen sind die allerabgebrühtesten und würdige Headliner.
Christian Stipkovits
Und so sieht ein glückliches Publikum aus