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Christian Pausch

Irrsinn, Island, Ingwer.

9. 6. 2009 - 10:52

FM4 Soundpark Studio2 Session: Nowhere Train

Die Musiker des Nowhere Trains haben es gestern Abend geschafft, die Aufnahme der FM4 Soundpark Studio2 Session in ein beschwingtes Fest zu verwandeln.

Fünf Musiker, zwei Filmemacher und Hosea Ratschiller haben sich vor wenigen Wochen auf eine ganz besondere zwölftägige Reise durch Österreich begeben: Ohne Geld, ohne fixe Schlafplätze und überhaupt ganz ohne Plan sind sie einfach in den Zug gestiegen und losgefahren. Herausgekommen ist eine Reise voller neuer Erfahrungen: Der Nowhere Train.

Mit dabei waren Stefan Stanzel von A Life A Song A Cigarette, Jakob Kubizek von Love&Fist, Stefan Deisenberger von Naked Lunch, Frenk Lebel von Play The Tracks Of und der amerikanische Singer/Songwriter Ian Fisher. Eine illustre Runde also, deren Abenteuer man alle Soundpark Studio 2 Session

Pamela Rußmann

Alle Fotos: Pamela Rußmann

Like a Church

Kurz vor dem Soundcheck am Nachmittag hat es noch so ausgesehen, als würde sich das gesamte Nowhere Train-Team vor Ehrfurcht gegenüber dem Studio 2 keinen Mucks zu machen trauen. "Man geht rein und spricht sofort viel leiser", sagt mir einer der Musiker und Ian Fisher fügt im Flüsterton hinzu: "It feels like a church."

Als das Konzert beginnt, scheinen all die anfänglichen Ängste verflogen. Hosea Ratschiller betritt zusammen mit den Musikern die Bühne und liest zur Einstimmung die erste Passage aus dem Tourtagebuch vor. Es geht um das erste gemeinsame Fotoshooting, die Angst vor möglichen Sicherheitsbeamten und den Zug namens "Katholische Männerbewegung", der das erste von vielen Fortbewegungsmitteln werden sollte.

Hosea liest

Pamela Rußmann

Hosea Ratschiller liest.

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Doch nicht nur Kollege Ratschiller ist unterstützenderweise ins Funkhaus mitgekommen. Das Musikallroundtalent Helgi Jonsson, der steirisch-sprechende Isländer, hat seine Posaune mitgebracht, die er früher des öfteren schon für Sigur Rós an die Lippen geführt hat.

Going nowhere fast

Mit Ian Fishers namensgebendem Song "Nowhere Train" beginnt die Session dann und "Session" ist tatsächlich das richtige Wort für diesen Auftritt. Man fühlt sich, als wäre man direkt dabei beim Jammen im Bandproberaum, alles wirkt spontan und leicht, wie bei den Auftritten während der zwölftägigen Reise, die hinter den Musizierenden liegt. Trotzdem nimmt das nichts von der Professionalität, mit der die Songs gespielt und gesungen werden.
Zwischen diesen Menschen stimmt die Chemie, sie wirken wie alte Freunde, obwohl sich die meisten von ihnen erst auf der Reise kennengelernt haben.

Pamela Rußmann

Als nächstes folgt der einzige Coversong des Abends von der großen US-amerikanischen Songwriterin

Pamela Rußmann

Doch Helgi Jonsson war nicht die einzige Überraschung des gestrigen Abends. Die nächste folgte in Form eines kleinen Mannes namens Yannick (oben links im Bild), dem Sohn von Frenk Lebel. Tatkräftig unterstützte er mit seiner Stimme die Band, genauso wie auch Phillip Szalay, den der Nowhere Train auf seiner Reise in Haus im Ennstal kennengelernt hat. Nachzulesen hier.

Nowhere is somewhere

Zwischendurch immer wieder mit Schnurren von der Reise.

Stefan Stanzel

Pamela Rußmann

Zum Beispiel die Geschichte, als einer der Gefängnisinsassen im Garstner Hochsicherheitsgefängnis, wo der Nowhere Train ein Konzert gespielt hat, darauf beharrte, dass der A Life A Song A Cigarette-Song "Marie" ganz sicher von Guns'N'Roses sei. Widersprechen traut man sich da nicht wirklich, auch wenn Stefan Stanzel meint: "Mir waren Mörder noch nie so sympathisch." Sie erzählen von einem Konzert in einem Linzer Baumhaus, oder die Geschichte vom Konzert

Pamela Rußmann

Als Frenk Lebel in der Mitte des Konzerts die erhabene Stimmung im ehrwürdigen Studio2 nicht mehr auszuhalten scheint, fordert er das Publikum auf, aufzustehen und nach vorne zukommen. Dieses folgt bereitwillig, tanzt und gibt auf die Textzeile "I take you in" im Chor die Antwort: "You take me in". Und das hat es wirklich noch nie gegeben bei den vorangegangenen FM4 Soundpark Studio 2 Sessions. Der Nowhere Train hat es geschafft, das Studio 2, in dem man sonst ganz ruhig da sitzt und sich nicht mal das Papierl vom beliebten FM4-Schlecker zupfen traut, in einen wilden Party-Saal zu verwandeln.

Und als am Ende dann doch noch ein zweiter Cover-Song, nämlich Johnny Cashs "Folsom Prison Blues" gespielt wird, sehe ich in den Gesichtern der ZusschauerInnen und auch in denen der Musiker nur noch leuchtende Augen, völlige Zufriedenheit und Freude.

Ausstrahlung

Die Soundpark Studio2 Session wird am Montag, 15.06. in der FM4 Homebase (19-22 Uhr) ausgestrahlt. Das Video zur Session erscheint am selben Tag an dieser Stelle.