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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

9. 9. 2016 - 18:09

Unterwegs in der Postcity

Der größte Maker Space der Welt ist in Linz zu finden - im alten Postverteilerzentrum, der Postcity, beim Ars Electronica Festival.

Ars Electronica 2016

Moderne Alchemie
Robert Glashüttner über die Highlights der Ars Electronica 2016
Von der Überwachung zur Partizipation
Simon Welebil in der Cyber Arts Ausstellung
Unterwegs in der Postcity
Robert Glashüttner im größten Maker Space der Welt
Let me talk to you
Conny Lee und Simon Welebil über das Sprechen mit Pflanzen und Tieren
Das Kleid der Alchemistin
Gerlinde Lang über neue Materialien für Kleidung
Die Ars Electronica 2016 on Air
Alle Geschichten und Interviews von der Ars Electronica 2016 für sieben Tage zum Anhören.

Gute Vorbereitung verhindert das Staunen nicht. Und auch langjährige Erfahrung mit dem Ars Electronica Festival ändert nichts daran, dass man jedes Mal aufs Neue über den Umfang und die Vielseitigkeit des progressiven, aber dabei immer zugänglichen und verspielten Medienkunstfestivals verblüfft ist.

Der Drone-Racing-Fahrer Stefan Mayer.

Robert Glashüttner

Der 20-jährige Salzburger Stefan Mayer und seine Racing Drone

Klar, manche Themen bleiben oder werden Jahr für Jahr fortgesetzt, diversifiziert und verfeinert - etwa die kleinen Flugdrohnen, die mit ihren Kameras nicht nur ausspionieren, sondern auch die Augen für die Drone Racer sind. Drone Racing ist quasi die moderne Art des Motorsports.

Andere Themen sind für ein Festival wie die Ars unumgänglich, dafür auch in ihren Potenzialen vielseitig - derzeit vor allem 3-D-Druck. Dafür kann hier aus dem Vollen geschöpft werden: Wir sehen Industrieroboter, die sich selbst zubauen, ausgedruckte Mode, unterschiedlichste Skulpturen und natürlich jede Menge Bauteile fürs Basteln.

Ein High-Tech-Kleid aus gewobenem Plastik und Elektronik.

Robert Glashüttner

Advanced und atemberaubend - die von Magnetfeldern "gezüchtete" 3-D-Druck-Mode von Iris van Herpen, die Magnetic Motion Collection

Markantes und Kurioses

Manche Dinge in der Postcity, dem Zentrum des letzt- und diesjährigen Ars Electronica Festivals, erschließen sich einem schnell - etwa der riesige Roboterarm, der sich als Non-finito-Bildhauer übt oder die lustigen Würmer aus Stahlkügelchen, die - schon wieder - dank Magnetismus so kriechen, als wären sie biologisch und am Leben.

Andere Projekten, vor allem jene, wo Petrischalen, Lötkolben und modulare Steckteile aller Art verwendet werden, sollte man sich erst erklären lassen. Man muss andererseits auch nicht immer genau verstehen, warum oder wie so ein Ars-Ding seine Sache tut. Manchmal sieht es einfach nur amüsant aus, wenn etwa Schaufensterpuppenarme kleine Origami-Fächer aufblasen.

Schaufensterpuppenarme, die Fächer aufblasen.

Robert Glashüttner

Fantastic Contraption
Ein selbstgebasteltes Auto.

Robert Glashüttner

Nachfolger von Fahrradi? Die meist jungen Maker auf der Ars bauen sich jetzt sogar schon eigene Autos.

Algorithmische Gesichtskontrolle

Was der Bouncer dem Club, ist die gestrenge Kamera der "Hipster Bar". Hier lässt ein undurchsichtiger Algorithmus nur jene Personen hinein, die er optisch als Hipster erkennt. Keiner will es sein, viele sind es hinsichtlich Outfit, Frisur und Körpermodifikationen dann aber doch mehr oder weniger eindeutig. Die "Hipster Bar" macht Schluss mit Mutmaßungen. Das Ergebnis lautet: 100 % Hipster! Solange man sich einigermaßen nahe an die Kamera stellt und frontal hineinsieht, klappt es aber bei den meisten recht gut. Dafür sieht der Barmann entsprechend grimmig drein. Warum sollten nach undurchsichtigen Gesichtskontrollen auch herzlich dreinschauende Menschen folgen?

Max Dovey in seiner A Hipster Bar

Simon Welebil/Radio FM4

Not in the mood for a smile: Bei der "Hipster Bar" geht es cool, streng und höchst geschmäcklerisch zu. Immerhin kann man sich immer auf den Algorithmus ausreden.

Schrottkomplott

Nachhaltiges Leben wird bei der Ars von Jahr zu Jahr größer geschrieben. Da ist es kein Wunder, dass auch Entsorgung und Recycling wichtige Themen sind. Natürlich eignet sich so etwas auch hervorragend für Kunst - oder solche, die es sein möchte.

Das Projekt "Recycling Yantra" etwa hat einen liebevoll aus alten Keyboardtasten, Handys und kleinen Platinen zusammengestellten, imposanten Elektroschrottschrein gebaut. Sind die Seltenen Erden und andere wertvolle bzw. wiederverwertbare Teile mal entfernt, sollte das Dekopotenzial von alter Elektronik nicht unterschätzt werden.

Das auf dem Boden ausgebreitete Elektroschrottorakel.

Robert Glashüttner

Für moderne Elektroschaman/innen perfekt geeignet: "Recycling Yantra"

Wie sehr die Kollegen Duscher und Gratzer von Top FM4 jene Gegenstände, die ihnen FM4-Hörer/innen bringen, einem Recyclingprozess unterziehen, sei dahingestellt. Fest steht, dass der "Herrgott aus Schrott" viel mehr werden wird als die Summe seiner einzelnen Teile. Und dann traue sich nochmal jemand, ihn einfach wegzuwerfen.

Top FM4 und der Herrgott aus Schrott am Ars Electronica Festival

Robert Glashüttner

Noch ist er klein, der "Herrgott aus Schrott" - Top FM4 vom Ars Electronica Festival.

Kommt uns besuchen

Wir sind mit unserem mobilen Studio auch in der Postcity am Ars Electronica Festival zugegen - ebenerdig, links auf der Seite, eigentlich schwer zu übersehen. Es gibt Sticker, Schulkalender, Poster, Lollies - und eine vierstündige Livesendung: FM4 live vom Ars Electronica Festival mit Gerlinde Lang, am Samstag von 13.00 bis 17.00 Uhr. Schaut doch vorbei!