Erstellt am: 6. 9. 2016 - 06:45 Uhr
"One more time with feeling"
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Das erste Lied vom langerwarteten neuen Nick Cave-Album ist da: "Jesus Alone". "Skeleton Tree", das neue Album von Nick Cave & The Bad Seeds, erscheint am 9. September.
Auf Festivals gibt es einen Haufen Filme, die in meinem Hirn verblassen, noch ehe ich sie zu Ende geschaut habe. Heute haben schmerzhafte Erinnerungen die Zeit am Lido stillstehen lassen. Zur Hälfte der 73. Festspiele in Venedig liefert Regisseur Andrew Dominik die bisher intensivste und beste Arbeit. "One more time with feeling" ist eine gelungene Operation am offenen Herzen.
"He is in my Heart, but he doesn’t live in my heart." - Nick Cave über seinen Sohn Arthur.
Die Dokumentation beobachtet die Entstehung von Nick Caves neuem Album "Skeleton Tree". Nicht nur, sie leistet auch Pionierarbeit im Musikfilmgenre und das auf mehreren Ebenen. Hier macht 3-D plötzlich Sinn und verkommt nicht nur zum aufgeblasenen Spektakel-Gadget. Schwarz und Weiß, Nähe und Distanz, Vordergrund und Hintergrund übersetzen in 3-D tiefgehend und ergreifend Vielschichtiges: die Trauer, die Arbeit und die Trauerarbeit .
One more time with feeling, Nick Cave, Filmfestspiele Venedig
Regisseur Dominik dirigiert sichtbar ein Orchester aus Tontechniker und Kameramännern. Sie umkreisen meist Cave, der im Studio an seinem Flügel sitzt. Schwere Kinoapparaturen umzingeln auf Schienen einen Songwriter und Vater, der seinen 15-jährigen Sohn Arthur verloren hat.
Dieses Trauma in Songs und Worte zu fassen und gleichzeitig alles Gesagte als Bullshit zu verdammen, das wird Cave machen: "At the end something happenend. I feel a ring around, it’s fenced."
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Es dauert eine Weile, bis Dominik das Set im Aufnahmestudio verlässt und sich dann auch Caves Ehefrau Susie Bick behutsam nähert. Er zeigt die Designerin bei der Arbeit, wie sie ihre halbtransparenten bodenlangen Kleider entwirft. Die hochgeschlossenen Stoffe wirken zerbrechlich wie die trauernde Mutter selbst. Das ist nur ein Beispiel dafür, wie "One more time with feeling" in eine intime Welt Eingang findet, ohne Cave und seiner Familie jemals zu nahe zu treten.
ASAC
Dieser Film funktioniert wie ein aufregender lebendiger Organismus, der mit intensiven Musik-Performances und langen Interviewpassagen im On und aus dem Off mehr will, als den Verlust des eigenen Kind nur gewaltig auszuspucken.
Auf einem nur 35 Minuten langen Album hat Cave der ausführlichen und einstudierten Narration den Rücken gekehrt. Dominik erweitert "Skeleton Tree" mit einem fantastischen 112 Minuten langen 3-D-Film. Tränensäcke und Wasser in den Augen kulminieren am Ende im Gesang irgendwo zwischen Jenseits und Diesseits. Dominik beschwört in Bildern jenen Ort, den einzigen, den Cave nicht aufsuchen will. Wenn wir die Klippen in Brighton sehen, die Arthur in den Tod gerissen haben, hören wir die Brüder Arthur und Earl Cave, wie sie in einer privaten Aufnahme des Vaters und von ihm am Klavier begleitet Marianne Faithfulls "Deep Water" singen.
Der Film läuft vorerst einmalig zum Albumrelease am Donnerstag, dem 8. September in folgenden Kinos:
Wien
Filmcasino
Gartenbaukino
UCI Kinowelt Millenium City
Niederösterreich
Cinema Paradiso, St. Pölten
Oberösterreich
City Kino - Moviemento, Linz
Tirol
Cinematograph & Leokino, Innsbruck