Erstellt am: 6. 2. 2016 - 11:01 Uhr
Walzer, Comics und eine Katze
Schon ein paar Wochen alt, das neue Jahr und schon schwirren unzählige Musikvideos in den sozialen Plattformen und Blogs umher. Einige davon gibt es hier in einer ersten, kleinen Zusammenschau.
Kids N Cats - "TDP"
Sie sind bekannt für ihre grellen, außergewöhnlichen und witzigen Videos. Hört man den Namen Kids N Cats dann hat man meist sofort das farbenfrohe Bilder-Kaos von "Tip Tip" im Kopf. Mit ihrem Debüt "Kaos" zeigt die Elektro-Pop-Truppe mit durchschlagendem Hang zum Punk eindrucksvoll ihre musikalische Diversität. Zum Beispielt hat man sich nach den zuckersüßen, schrillen Filmchen mit dem sphärischen "Air" in die Natur zurückgezogen.
Nun melden sich das Quartett mit "TDP" zurück, einem animierten sexy Monstertrip, der sich als herrliche psychedelische Umsetzung für diese quirlig schräge Punkpop-Nummer gestaltet. Videoregisseur Andreas Rosenthal und Kids N Cats ist da ein witziges Indie-Juwel gelungen.
Pola Riot feat. Beta Bow - "Bronco"
Ebenfalls gezeichneter Bildern - wenn auch ausschließlich in Schwarz und Weiß - bedienen sich Pola-Riot, das Produzentenduo aus Wien. Sie haben ein Video zu dem clubbigen Dance-Track "Bronco" aus ihrer gleichnamigen neuen EP gebastelt. Und nein, es war keine hellseherische Voraussicht, diesen Song zu dem anstehenden 50. Super Bowl zu schreiben und zu benennen. Die Broncos, um die es in diesem Video geht, sind wirklich Pferde, mit denen man auf der Rennbahn sein Glück versuchen kann.
Ob bei dem anstehenden Rennen die beiden Elektroniker von Pola-Riot gegen die verbündete Band Beta Bow antreten, mit denen sie dieses Stück geschrieben haben, kommt nicht ganz heraus. Kunst- und liebevoll gemacht ist dieses Video allemal.
Eloui - "Plansch"
Sich an ganz bekannte Nummern heranwagen, dazu gehört nicht nur Mut, sondern auch meist eine gute Grundidee. Beides hat Songschreiberin Eloui, denn ihre Coverversion von dem Bilderbuch-Hit "Plansch" ist ein ausgesprochen cleveres und eigenwilliges Stück geworden.
Die rotharige Sängerin verzaubert uns dabei im Walzertakt mit teils füsternden, teils unglaublich hoch gesungenen Textzeilen, unterlegt mit Jahrmarktsklängen, schummernden Gitarren, zuckersüßen Percussions und auch die Ukulele darf nicht fehlen. Das Video ist genauso entzückend und keck wie das Lied. Auch wenn der Pool bei Eloui kleiner ist und eher wintergerecht mit Schlittschuhen befahren wird, so gönnt sie sich doch zurecht am Schluss eine Portion Champagner, wenn auch in der ihr ganz eigenen Art und Weise. Ein herzerwärmendes Filmchen, bei dem man den Spaß fühlen kann und das durch seine Details beim erneuten Ansehen die eine oder andere Überraschung preisgibt.
AishaE - "Welcome to Eden"
Eine weitere starke und vor allem unglaublich soulige Stimme ist die von Sängerin AishaE alias AE alias Starchild. Einigen bekannt durch Wolfgang Schlögels Projekt I-Wolf & The Chainreactions, begeistert die Komponistin mit ihren eigenen Songs durch hingebungsvolle Popmusik mit einer großen Prise Soul und Groove.
Ginge es nach AishaE, dann würde das Paradies wohl aus tiefgründiger Freude, Zufriedenheit, Schmetterlingen und ungetrübtem Lebensmut bestehen. Eine schöne, stimmige Welt ohne Kitsch, in die uns die Sängerin hier einläd. Das Video zu "Welcome To Eden" legt uns außerdem nahe, dass selbst, wenn man sich oft in das graue Gewand des Alltags hüllen muss, man immer wieder in sein inneres Paradies zurückkehren kann, um dort das Gefühl von Freiheit und Freude wiederzuentdecken. Und dort scheint AishaE auch ihre Inspirationen für so schöne Songs zu finden.
Seraphim - "Ilvy"
Aus der Hip Hop-Großburg Österreichs kommt diesmal ein erfrischendes und sehr gutes Rockprojekt namens Seraphim. Das Quartett überzeugt durch eine druckvolle und transparente Produktion, schön poppige Indierocksongs mit Hang zur großen, aber nie übertriebenen Geste, sehnsuchtsvollen Melodien und geschmackvollen Arrangements. Auch der Gesang besticht durch ein weiches Timbre und ist trotzdem eindringlich. Die Single "Ilvy" aus der EP "Debris", die am 19. Februar in der Stadtwerkstatt Linz präsentiert wird, mag beim ersten Hinhören nicht ganz die Ohrwurmqualität aufweisen. Aber wenn man sich erst in den Sound und den herrlichen Fluss der Nummer begeben hat, dann lässt sie einen so schnell nicht mehr los und macht neugierig auf mehr.
Umgesetzt wird das mit recht klassischen, aber wunderschönen Bildern von Beziehungskonflikten, gegengeschnitten mit Detailaufnahmen der Band. Alles reduziert, eher mit den Großaufnahmen arbeitend, mit schönen Farbtönen in Szene gesetzt. Auch nach dem ersten Mal ein richtiger Hingucker.
A Life A Song A Cigarette - "Snow"
Zum Schluss muss noch ein Katzenvideo sein. Klar, voll der Hype und so. Trotzdem haben diese Tiere etwas Majestätisches, Eigenwilliges, das man sich immer wieder und wieder anschauen kann. Im Gegensatz zu dem sehr aufwendigen und wunderschönen Video "Blindhearted" ist das zweite Filmchen zur Singleauskopplung von "All That Glitters Is Not Gold" reduzierter und - wie soll man es am besten beschreiben - assoziativer.
Denn diesmal lassen A Life A Song A Cigarette einen Vierbeiner ganz alleine den Star sein. Und es funktioniert perfekt. Man hängt an jeder Zeitlupenbewegung des kleinen Tigers, ist gespannt auf seine nächste Entdeckung und freut sich über jeden passenden Katzenausdruck zu dieser ergreifenden Dreampop-Nummer. Warum das alles auch gut zum Titel des Liedes passt und was das alles mit Krieg zu tun hat, das muss man schon selbst herausfinden.