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Clemens Fantur

The street is the mother of all media.

25. 5. 2013 - 14:40

I-Wolf & the Chainreactions

Wolgang Schlögl beeindruckt mit seinen Zwillingsalben "Fleshandblood" und "Skinandbones".

Der Wolf ist zurück. Nein, nicht der "King in the North" alias Rob aus dem Hause "Stark", auch wenn das nebelschwadenlastige Intro von "Fleshandblood", dem ersten Teil der Zwillingsalben, sofort cineastisch epische Bilderfluten im Kopf erzeugt. Langsam aber sicher braut sich da etwas bei dem Opener "Trailerpark Voodoo/Howling" zusammen. Etwas Dunkles und Großes. Und man wartet nur auf den Augenblick, bis sich endlich etwas aus dem Nebeldickicht löst, herausbricht und zum Vorschein kommt. Der Wolf ist zurück. Diesmal ist er im Rudel unterwegs.

I-Wolf & the Chainreactions

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The Twisted World of I-Wolf

I-Wolf ist das Solo-Musikprojekt von Wolfgang Schlögl. Er ist Produzent, Multiinstrumentalist, eines der Gründungsmitglieder der Wiener Sofa Surfers und hat in den vergangenen Jahren eine Vielzahl an Kunst-, Theater- und Musik-Projekten produziert und mitgestaltet. Sein Faraday Orchestra widmete sich zum Beispiel der Verbindung von Musik und Physik, das von ihm produzierte "Paradies der Tiere" lud unzählige Musiker und Musikerinnen auf ein Album und mit seinem Liveprojekt "The Twisted World Of I-Wolf" testete Wolfgang Schlögl 2011 seine eigene Belastungsgrenzen, als er im Wiener WUK über fünf Stunden lang live auf der Bühne stand, um mit und neben Freunden und Wegbegleitern ein Marathon-Konzert zu spielen.

Genau dieses fünfstündige Live-Monster war der Grundstein für das nun auf Seayou Records erscheinende Doppelabum, denn die Aufnahmen dieses Konzertes dienten als Basis der Songs. So wurden etwa alle Drum-Spuren von Schlagzeuger Sixtus Preiss von dieser Liveaufnahme im WUK gesampelt und anschließend im Studio für die beiden Alben weiter bearbeitet und umarrangiert. Die Unmittelbarkeit und Dynamik einer echten Liveaufnahme wäre wohl in einem Studio nie reproduzier- oder herstellbar. Ein Stilelement, das Wolfgang Schlögl bewusst einsetzt. In Stücken wie etwa bei "Blazing Fires" kommt diese Live-Dynamik wohl am stärksten zur Geltung, wenn sich etwa im Mittelteil des Songs die Wolken am Himmel zusammenziehen und ein blitzend- und donnerndes Drum-Gewitter über den Hörer hereinbricht. Sun Ra oder Moondog stehe uns bei.

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Diese Freiheit ist eine Geheimwaffe des erfahrenen Produzenten Wolfgang Schlögl. Eine Freiheit, die er sich selbst, aber auch seinen Mitstreitern auf der Bühne und im Studio gewährt, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren. Und genau diese Freiheit als geordnetes Experiment führt I-Wolf zum Ziel zweier lebendiger Studio-Alben mit unzähligen musikalischen und menschlichen Einflüssen. I-Wolf typischer Dub, rougher Jazz, Industrial, soundtrackartige Orchester-Arangements aber auch eine starke Prise Rock und Hip Hop sind da herauszuschmecken. Auch der viel strapazierte Begriff des Schmelztiegels mag wohl auf diese beiden Alben zutreffen. Nicht nur musikalisch. Denn von einem Soloprojekt lässt sich hier im eigentlichen Sinne nicht mehr sprechen. Auch wenn die beiden Longplayer "Fleshandblood" und "Skinandbones" als neue Soloalben von I-Wolf angekündigt und beworben werden, zeigt das "& the Chainreactions" im Titel sehr wohl, dass es sich hier um weit mehr handelt. Die drei Sängerinnen Nomadee, Aisha und Briknie sind wesentlicher Teil des Projekts, wie I-Wolf stets unterstreicht. Keine Backing-Band. Erst, als im Dezember 2012 auch Sängerin Aisha zum Projekt gefunden hat, war klar, wie und in welche Richtung sich "Fleshandblood" und "Skinandbones" entwickeln sollen.

"Fleshandblood", "Skinandbones"

Zwei Alben, die eng miteinander verwoben sind. Zwei Gefühlswelten, die sich ergänzen und komplementieren. Das eine Album voller Körper und Fleisch, das andere roh und reduziert bis auf die Knochen. Wie Soundtracks zweier Filme, die beide in der Wüste spielen. Inszeniert vom gleichen Regisseur. Staubwolken und dröhnende Motoren à la "Mad Max" bei Fleshandblood. Durch das Bild rollende Steppenläufer und ein einsamer Camper mitten in der Wüste à la "Breaking Bad" bei "Skinandbones". Zusammen fast 110 Minuten Musik. Eine bewusste Reizüberflutung, die I-Wolf & the Chainreactions den Hörerinnen und Hörern da zumuten. Fast 110 Minuten Musik. Ausproduziert bis in das letzte Detail. Ausproduziert, nicht überproduziert. Das ist der Unterschied, der zur Glaubwürdigkeit führt.