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Simon Welebil

Abenteuer im Kopf, drinnen, draußen und im Netz

8. 8. 2015 - 06:00

Draußen im Sommer: Tomsai Beach

Der "Staub von Jahrtausenden" war nicht das einzige Hindernis zum privaten Kletterparadies in Tirol.

Tonsai Beach in Thailand ist ein Sehnsuchtsort für Kletterer: aus feinem weißen Sandstrand oder dem klaren, türkisfarbenen Meer erheben sich steile oder gar überhängende Felswände mit riesigen Henkeln, an denen man sich hochziehen kann. Ein Kletterparadies. Nach einer Reise, die ihn dorthin geführt hat, hat Tom Salcher aus Hopfgarten im Brixental beschlossen, sich bei ihm zu Hause sein eigenes Kletterparadies zu schaffen.

Tom

Simon Welebil

Auf den ersten Blick hat der Standort von Toms privatem Klettergarten nicht viel mit dem gemein, was er in Thailand kennen gelernt hat: Die Felswand liegt, eingezwängt zwischen viel befahrener Hauptstraße, unter einer Bahnbrücke und abgeschnitten von der Brixentaler Ache. Doch steht man erst einmal direkt davor, verschwindet das Gefühl des Un-Ortes zwischen den Verkehrsadern. Der Bach schluckt den ganzen Straßenlärm, unter den Zehen fühlt man kühlen Sand und der Blick geht steil nach oben ans Ende der 15 Meter hohen Wand. Die Parallelen zu Thailand sind erkennbar: Wasser, Strand und Überhang, wenn auch alles ein wenig anders ausgeprägt und in anderen Farben.

FM4 Draußen im Sommer: Tomsai Beach Porträt

2007 hat Tom hier begonnen, die ersten Routen einzurichten, nachdem er den kurzen Uferabschnitt für einen symbolischen Betrag von den Bundesforsten gepachtet hat. Gemeinsam mit Kletterkollegen haben sie über der Wand an Bäumen Fixseile montiert und die bis auf den Boden gespannt um daran die Sicherungshaken fürs Klettern einzubohren. Der Bohrende musste vom Kollegen geradezu an die Wand gedrückt werden, um bei dem starken Überhang überhaupt den Fels anbohren zu können, erzählt Tom.

Tomsai Beach, Klettergarten mit Kletternden

Simon Welebil

Eine Sicherungslinie einzubohren allein macht eine Route allerdings noch nicht kletterbar, und die Vorzüge der Wand, dass sie durch den starken Überhang wettersicher ist und man sogar wenn es schüttet klettern kann, haben ihnen hier viel Arbeit beschert. "Die Wand wird nie heruntergeregnet. Da war der Staub von Jahrtausenden drinnen!", lacht Tom.

Mit Bürsten und Pinseln sind sie beim Säubern der Wand von Dreck und losen Steinen nicht recht vorangekommen. Dass die Zivilisation hier nur ein paar Meter weit weg ist, ist ihnen da gerade Recht gewesen. Tom hat ein Stromaggregat auf die Straße gestellt, einen Schlauch in den Bach getaucht und einen Hochdruckreiniger daran angeschlossen. Stundenlang sind sie damit im Seil gehangen, um die Wand abzuspritzen, und das Klettergebiet an Toms Strand, bald liebevoll "Tomsai Beach" genannt, ist jedes Jahr um ein paar Routen gewachsen.

Die meisten Routen in Tomsai Beach bewegen sich im 7. und 8. Schwierigkeitsgrad, zwei 9+ sind auch darunter. Bei der Namensgebung steckt auch noch viel vom Thailand-Urlaub drin: Die Fischsuppe "Tom Yum", die "Sawadee Bar", oder der thailändische Ausspurch "Same Same, But Different" wurden hier in der Wand verewigt.

Seit 2010 ist das Gebiet mit etwa 15 Routen praktisch fertig erschlossen, auf der schmalen Wand ist einfach kein Platz mehr für weitere Routen.

Einen privaten Klettergarten zu haben sei schon was besonderes meint Tom, aber andere Leute davon fern zu halten, wäre ihm nie in den Sinn gekommen, im Gegenteil. Mit den Naturfreunden Tirol, die ihm die Materialkosten für die Sicherungshaken ersetzt haben, sei schon einmal über eine Übergabe des Klettergartens gesprochen worden, als ich ihn hier besuche ist gerade eine Trainingsgruppe aus Kufstein vor Ort und auch sonst ist Tomsai Beach zu einem beliebten Kletterspot im Tiroler Unterland geworden.

Tom, der seine Routen inzwischen alle auswendig kennt, zieht es immer öfter an andere Kletterspots, aber er freut sich jedesmal, wenn er mit dem Auto an der Felswand vorbeifährt und sieht, dass andere Kletterer in der Wand hängen.