Erstellt am: 6. 11. 2014 - 14:09 Uhr
Ahoi! Pop Festival 2014
Ahoi! Pop Festival
5.-8.11.2014
Posthof, Linz
Im Linzer Posthof findet dieses Wochenende das wirklich ausgezeichnete Ahoi! Pop Festival statt. An vier Tagen spielen so wunderbare Bands wie St. Vincent, Young Fathers, Merchandise und Hidden Cameras. Gestern war der Auftakt des Festivals mit Neneh Cherry. Die gute Nachricht zuerst: Das Schlimmste liegt schon hinter uns. Eine Band, die Smiths Texte auf deutsch vertont, hat das Festival eröffnet. Es war nicht schön. Es war furchterregend. Ich bin fürwahr kein religiöser Mensch aber ich habe das Tor zur Hölle gesehen.
Es funktioniert natürlich. Cover, Karaoke, Remixe: Ich versteh warum es das gibt, und die Idee, Texte auf Deutsch zu übersetzen und neu zu vertonen ist vielleicht nicht schlecht, aber die Welt einfach nicht bereit. Ihr wart nicht da? Macht nichts. Cherry Sunkist hat den Abend dann mit ihrem von einer Live-VJ unterstützten Show gerettet. Gerettet!
Christoph Thorwartl / subtext.at
Christoph Thorwartl / subtext.at
Die große Entdeckung – und ich kann nicht oft genug wiederholen, dass genau DAS die Ursprungsidee von Festivalkultur ist – war an dem Abend das australische Trio Seekae. Indierock-Band gone IDM, so könnte sich der Werdegang der drei Musiker erzählen lassen. Ein Slacker-Riese mit langen Haaren und Michael Jackson T-Shirt am Mikro und Drums, umgeben von seinen zwei Kollegen an den Tasten und Knöpfen. Hier könnt ihr euch ihr Boiler Room Liveset anhören.
Dreht das Licht ab, fahrt die Helligkeit beim Bildschirm runter, klatscht nach jeder Nummer, sagt ein schüchternes "Danke Schön" und ihr seid dem gestrigen Auftritt sehr nahe. Eine schöne Mischung aus Songs und Tracks. Gut tanzbar oder auch: ein schöner Soundtrack für Winter-Nebel-Nächte. Gerne mehr davon.
Christoph Thorwartl / subtext.at
Christoph Thorwartl / subtext.at
Der Höhepunkt gestern war dann der Auftritt von Neneh Cherry. Gut, machen wir uns nichts vor: Du warst nicht dort? Dein Nachbar auch nicht. Man hätte sich schon ein volleres Haus gewünscht an einem Mittwoch – Mitte der Woche! Wo wart ihr Freunde und Freundinnen von Popkultur? – um sich die neuen Songs von Neneh Cherrys aktuellem Album "Blank Project" mit dem Publikum anzuhören. Schulter an Schulter anstatt mit Sicherheitsabstand wie bei der Passkontrolle-Schlange am Flughafen. Hörenswert ist das Album alle Mal.
Christoph Thorwartl / subtext.at
Christoph Thorwartl / subtext.at
Christoph Thorwartl / subtext.at
Ahoi! Pop 2014
- Mittwoch: Perrecy, Cherry Sunkist, Seekae, Neneh Cherry
- Donnerstag: Olympique, The Boys You Know, Merchandise, Young Fathers, Palma Violets
- Freitag: Nothing, INVSN, Hidden Cameras und Trail Of Dead.
- Samstag: Clara Luzia, Fiva und St. Vincent
"I’m allergic to doing the obvious thing!" hat Neneh Cherry in Interviews zu ihrem ersten (Solo-)Album nach 18 Jahren gesagt. Man würde ihr jedes Genre zutrauen, dass ist ja das Gute wenn man die Punk-Schule absolviert hat: die Reise kann überall hingehen. Vom Underground-Schuppen in die Charts und in die Clubs.
Neneh Cherry spricht davon, dass sie noch mit 80 auf der Bühne stehen möchte, es ist ein „natural place“ für sie. Mit diesem Album absolviert sie ihre Auftritte mit dem Londoner Duo Rocketnumbernine. Der Auftritt selber war vielleicht ein wenig zurückhaltend, aber herzlich. Sie wünscht uns ein schönes Festival und meint wir sollen St. Vincent liebe Grüße ausrichten. Als letzte Nummer kommt eine entschleunigte, wirklich unglaubliche Version vom Über-Hit „Buffalo Stance“ den man bis zum „no moneyman can win my love“ fast nicht erkannt hätte. Ein Cover? Nein, nein, nein. Nur das Original.
Heute geht es weiter mit Olympique, The Boys You Know, den Young Fathers und Palma Violets!