Erstellt am: 25. 10. 2014 - 10:00 Uhr
I wanna be in your movie
Heute, ab Mitternacht feiern wir den FM4 Soundpark Geburtstag mit 1860 Minuten Musik aus Österreich. Die Soundparksession mit Wanda & Olympique, das FM4 Gipfeltreffen diesmal mit Peter Cornelius und Marco Wanda, ein FM4 Gästezimmer mit Konea Ra, Studiogäste wie Sängerin Elouie, das Generationenprojekt Worried Man & Worried Boy, oder Schlagzeuger und Produzent Alex Deutsch, der über den Scouting-Prozess für den Euro-Songcontest 2015 in Österreich sprechen wird, eine zweistündige Mix-Sendung mit rare tracks und Songpremieren hosted by Stefan Trischler, Listening Sessions und Interviews mit Waelder, Bruch oder dem Blonden Engel, das alles wird die Diversität der heimischen Szene widerspiegeln und auch dieses Jahr erneut hörbar machen.
Ähnlich sieht es im Bereich der Musikvideos aus. Längst sind die Song-begleitenden Filmchen der Marke Eigenbau professionell und vor allem liebevoll produzierte Kunstwerke. Hier eine weitere Auswahl an herbstlichem Videomaterial.
Olympique - "No Estate To Remind"
Man könnte es fast als mindblowing bezeichnen, würde man dem anglophilen Trieb nachgeben. Am ehesten trifft wohl das Wort überwältigend zu. Hat das Salzburger Trio Olympique für das Video zu "The Reason I Came" alle Register der monumentalen Bilderflut gezogen, so bedienen sie sich bei "No Estate To Remind" bei den großen Momenten der Filmgeschichte.
Wer möchte nicht einmal neben Robert DeNiro stehen und eine Zigarette mit ihm rauchen? Oder dabei sein, wenn sich Forrest Gump zu seiner Geliebten ans Sterbebett setzt? Wer wäre nicht gerne Teil des legendären Wahnsinns von Pulp Fiction oder würde mit dem Delorean in die Zukunft fliegen? Die Jungs von Olympique entscheiden sich jedoch ganz un-Matrix-like weder für die rote, noch für die blaue Pille, sondern wählen ganz nach ihrem bodenständigen und charmant zurückhaltenden Charakter doch das Kino-gemäße Popkörnchen. Mit "No Estate To Remind" ist ihnen auf alle Fälle musikalisch wie auch filmisch ein Glanzstück gelungen.
Pop:sch - "Shut Up Haters"
Fetzige Beats und Synthies, gemischt mit Gitarrenriffs. Das kommt immer gut. Und wenn dann auch noch der Refrain so richtig reinhaut, dann hat man einen kleinen Discotanzfeger geschaffen. So wie die Wiener queer-electro Band Pop:sch. Der Sound von "Shut Up Haters" passt natürlich perfekt zu dem grellen, auffälligem Outfit des Quartetts.
Auch das Video zeigt sich so ganz in der beliebten Ästhetik der 1980iger Jahre. Pinke T-Shirts und blaue Stirnbänder mischen sich da mit pixeligen Bildern von Klobürsten und Textzeilen. "Shut Up Haters" ist darüber hinaus eine gewitzter Apell an all die Hetzer und Hasser, sich lieber mal ihr Liebesleben anzuschauen. Ganz im Sinne von make love not agitation.
Polkov - "Promised Land"
Sie haben mit ihrem Debüt das Album des Herbsts 2014 geschrieben, auch wenn es erst nächste Woche veröffentlicht wird. Die Grazer Formation Polkov. Mit ihrem "Kamaro's Song" hat sich ein Ohrwurm bei mir eingeschlichen, der sich so leicht nicht mehr entfernen lässt. Denn sobald ich an die erste Textzeile des Songs denke ... und da ist er schon wieder.
Mit der neuen Single "Promised Land" verhält es sich da etwas anders. Gerade zu Beginn lässt er sich noch schwer fassen. Wohin mag diese tieftraurige Ballade führen? Spätestens beim Einsatz der Trompeten und Bläser ist klar, auch "Promised Land" ist episch und wunderschön. Die stimmungsvollen Bilder werden nach und nach immer fremder und lösen eine anfänglich angedeutete, stringente Geschichte immer mehr auf. traurig wie das Fallen der Blätter ist "Promised Land" eine weitere Herbsthymne von Polkov.
Valesta - "Hurricane"
Der Wirbelsturm von dem "Mann, der nie zur Ruhe kommt" fegt hier durch die Seele eines schrägen pranksters, der sich von house warming party über die WG-Feier bis zum schmuddeligen Club tanzt. Oder ist es doch nur ein und der selbe Raum? Egal, Georg Lichtenauer alias Valesta liebt es, seine ganz eigenwilligen Tanzschritte zu treibenden Beats zu machen.
Dass bei "Hurrican" auch ein bisschen dirty talk dabei ist, stört bei dem selbstironischen Video keineswegs. Und auch das grand finale im A capella-Stil tut sein übriges dazu, den Track von jeglicher Plattitüde fernzuhalten. Außerdem bekommt man nach und nach die gewitzten Details mit, die "Hurricane" zu einem aufregend lustigen Wirbelvideo machen.
Kommando Elefant - "Ich find dich seltsam"
Sie haben sie schon immer schwer damit getan, "nur" Musiker zu sein und ihren Sound von Song zu Song brav zu reproduzieren. Zu verlockend war der Ausflug in den Literaturbetrieb mit Buch und Lesereise, zu abgedreht die Dinge im Kopf, die einfach rausmüssen. Und so kann man schon ein bisschen Angst davor bekommen, was Kommando Elefant uns mit "Lass uns Realität" im November um die Ohren hauen werden.
Der Vorbote "Ich Find Dich Seltsam" macht seinem Namen alle Ehre. Denn nach langem Hin-und-Her haben sich die Elefanten doch dazu entschieden, einen brachialen Weg zu gehen. Da nutzten alle Querelen und nächtliches Gezeter nix, da mussten sie durch und wir jetzt eben auch. Wobei ich mich dabei köstlich amüsieren kann. Diese Großraumdisco-Ästhetik gepaart mit cleverem Text und "Scheiß-mir-nix" Attitüde, das macht Laune. Dazu bekommen wir das wahnwitziges Abenteuer eines durchgeknallten Erfinders serviert, Hollywood-mäßig in Szene gesetzt. Also ich find Kommando Elefant auch seltsam, aber ich unterschreibe auch den Nachsatz des Liedtitels: "... und ich mach dich ur gern".
UMA - "Calm/Easy"
Reduktion und Tiefe. Zwei Dinge, die bei dem Duo UMA Hand in Hand gehen. Auf ihrer Debüt-Platte entführt uns das Ehe- und Musikerpaar Ella und Florian Zwietnig in ein düsteres und doch wärmendes Sounduniversum voll klickender Beats und seltsamen Samples, gepaart mit herzzerreißenden Melodien. So ist auch "Calm/Easy" eine Nummer, die sich erst nach und nach erschließt, muss sie doch zuerst mit ein paar unserer ungeduldigen Hörgewohnheiten brechen. Und genau dafür wird man dann bei UMA auch belohnt.
Neben der Liebe zur Musik scheint man auch manchmal ihre Liebe füreinander herauszuhören. So wirkt auch das Video zu "Calm/Easy", als blicke man unter die Oberfläche einer Liebesbeziehung. Oder gar des Sinnierens über das Lebens schlechthin? Bei derart assoziativen Bildern, die zu einem abstrakten Film montiert werden, lässt sich ja praktisch alles hineininterpretieren. Die Stimmung des Songs transportiert dieses Video auf alle Fälle perfekt.