Erstellt am: 15. 5. 2014 - 11:50 Uhr
Monumental und futuristisch
Zwischen Amadeus Award und Wiener Popfest hat die heimische Musik in der Person von Conchita Wurst einen richtigen Turboboost erfahren, was den Bekanntheitsgrad von Österreich als musikschaffendes Land betrifft. Auch wenn die politische und soziale Komponente bei der Siegesentscheidung wohl keine kleine Rolle gespielt hat.
Aber vielleicht kann man nicht nur den Rückenwind, den die "Queen Of Austria" ausgelöst hat, nutzen, sondern auch wieder vermehrt darauf hinweisen, was in Österreich schon über so viele Jahren hinweg großartig blüht und gedeiht. Und was wäre da besser, als diese kleinen, liebevoll erdachten und produzierten Musikfilme der österreichischen Musikerinnen und Musiker mit allen zu teilen, sooft es geht.
Olympique - "The Reason I Came"
Bereits im März habe ich hier angekündigt, das Debüt "Crystal Palace" der Salzburger Olympique wird ganz großes Soundkino. Jetzt liefert die Band mit der ersten Single "The Reason I Came"und dem dazugehörigen Video den eindrucksvollen Beweis, dass man mit ihnen 2014 rechnen muss.
Niedergewalzt wird man von dem mächtigen Sound, der Mund bleibt einem offen bei dieser eindringlichen Bilderflut einer monumentalen Schatzsuche. Olympique scheinen ihn jetzt schon gefunden zu haben. Jenen Schatz, den so ziemlich alle Bands suchen. Den eigenen Sound, die eigene Besonderheit und sowohl den Mut als auch die Kraft, genau diesem inneren Ruf zu folgen. Wie sonst hätten die Salzburger wohl so einen Weltklasse-Kracher abliefern können?
Julian & Der Fux - "Hin und Weg"
Bei ihnen trifft unterkühlte Tanzbodenattitüde auf menschliche Wärme und subtilen Witz. Das Produzentenduo Julian & Der Fux alias Julian Hruza und Dominic Plainer haben den Dreh raus, trotz international klingendem, dancigem Elektropop die ganz eigene, heimische Note einzubringen. Ihre Texte sind dabei keine philosophischen Abhandlungen, eher knappe Mantras, zeitgeistige Phrasen, die sich ins Gehirn brennen.
Für "Hin und Weg" hat Jenia Kulidzhanova mit ganz einfachen Mitteln ein sehr vielschichtiges Video umgesetzt. Zu Beginn verstört das utopische Setting, das wie in eine unheimliche Versuchsanstalt wirkt. Julian & Der Fux spielen mit dem Thema Kontrolle. Man wird nicht ganz schlau, ob die handelnden einer unfreiwilligen Selbsttäuschung erliegen, ob sie sich in manchen Momenten dem Diktat entziehen können, oder ob es sich nur um ein schräges Experiment handelt, auf das man sich halt eingelassen hat. Der sehr feine, hypnotische und geschmeidige Track liefert dabei den perfekten Soundtrack.
Butter Fly - "A Slave ?"
Der Song "A Slave?" von Marjorie Etukudo alias Butter Fly hat mich komplett umgehauen. Die gebrochenen Beats, die dichte Atmosphäre, das dezent eingesetzte Saxophon und natürlich die sofort einnehmende Stimme. Warmer Soul strömt einem hier entgegen, gepaart mit erfrischender Eigenwilligkeit, die nicht auf Ecken und Kanten verzichten möchte. Trotz der Reduziertheit wirkt der Song vertrakt und erschließt sich bei jedem Mal hören ein Stück mehr.
Visuell wird das Stück ganz in Schwarz und Weiß umgestzt. Detailaufnahmen wechseln mit Totalen und ein einziger, leerer Ziegelraum wird so zur ganzen Welt einer Person. Durch diesen begrenzten Raum und die dargestellte Einsamkeit vermittelt uns Marjorie Etukudo unterschwellig die mögliche Gefühlswelt einer Sklavin, ohne dabei Klischees bedienen zu müssen. Ein starkes Video zu einem starken Song.
Johann Sebsatian Bass - "Voodoo"
Das wahnwitzige Projekt Johann Sebastian Bass besitzt nicht nur einen der besten Bandnamen eines österreichischen Elektronikpop-Acts, sondern auch ein geschicktes Händchen dafür, mit wenig Mitteln viel Aufmerksamkeit zu erzeugen. Auf musikalischer Ebene steigt "Voodoo" mit cleverer Sparsamkeit und ein paar wenigen Effekten zu einem grandiosen Prince-mäßigen Popstück auf, von dem man nicht genug bekommen kann.
Die Bildmagie von "Voodoo" bedient sich ebenso einfacher Mitteln, um viel Emotion zu erzeugen. Nicht nur jene, die man in den Gesichtern der Protagonisten mitverfolgen kann, die uns in einer einzigen Position präsentiert werden. Durch langsamen Zoom wird lediglich der Ausschnitt verändert, um so zwischen Nähe und Distanz zu wechseln. Ein geniales Konzept, das Hand in Hand mit dieser Nummer perfekt aufgeht.