Erstellt am: 27. 3. 2014 - 11:08 Uhr
Vom Brachialrock bis zum Sonnensoul
Egal, ob es draußen schneit oder sich doch langsam die Sonne und Wärme durchsetzen, mich durchflutet dieses wunderbare Frühlingsgefühl, das Erwachen von Energie und die Freude und Neugier an neuen Dingen. Der Frühling ist traditionell auch eine starke Veröffentlichungszeit für Musik und Videos. So komme ich fast gar nicht den vielen Youtube-Veröffentlichungen hinterher. Nachdem schon einige Titel in der Warteschlange stehen, sind hier mal vier gelungene Neulinge aus Österreich.
Bulbul - Genderman Can
Das Brachialrock-Trio bulbul erzählt in Interviews gerne folgende Geschichte:
"So eine Plastikhülle für eine CD ist ja generell schon etwas hässliches und dann fällt's mal runter und ist sowieso gleich kaputt. Und dann überlegt man sich halt was anderes. Das ganze Ding aus Eisen machen und dann wird alles andere kaputt, wenn's runterfallt."
Und das charakterisiert die Band und ihre Musik besser, als jede Post-Irgendetwas-Genreschublade. Mit viel Spaß und Energie gegen den Strom, ausgefuchst und unmittelbar zugleich, ein wohl überlegter Schlag in die Magengrube und ein Satz heißer Ohren. Wenn bulbul loslegen, dann scheppert's im Gebälk.
So auch bei "Gendermen Can", einem nicht einmal dreiminütigen Anschlag auf das Trommelfell. Würden die Drei sich mehr dem Pop verschreiben, wäre das wohl ein österreichischer "Song 2" geworden. Aber dann wären es eben nicht bulbul. Hier wird lieber die Strickhaube tief ins Gesicht gezogen, ein existenzialistisch-schwarzer Rolli übergestülpt und sich in ein enges, kariertes Hemd gequetscht. Zu sehen bekommt man eine astreine, ungeschminkte Proberaum-Extase, inklusive wackelnder Kamera.
DJ Kompact - KSO03 (Gameboys) feat. Thaiman
Mit "KSO10" hat DJ Kompakt ein großartiges Video abgeliefert, im klassischen, alten Konsolenspiel-Design. Das passte natürlich perfekt zum Konzept der Platte, die der Wiener Produzent komplett auf einer Nintendo DS Spielkonsole programmiert und produziert hat.
So wie auch den Song "KSO03 (Gameboys)", bei dem diesmal sein Kompagnon Thaiman einen witzigen und cleveren Rap über das Dauer-Gamen hinlegt. Eine liebevolle Ode ans Zocken. Kleine Elemente des selbst designten Videospiels kommen auch am Rande vor. Abgesehen von dem lustigen Video ist sowieso das ganze Album ein vollkommen geniales Ding, auf dem noch viele potentielle Singles oben sind, zu denen wir vielleicht dann auch noch das eine oder andere Gamer-Video sehen werden.
ROBB - Vaduz
Forscht man nach den "Interessen der Band" von den Jungs Robb, dann findet man "Ventilatoren, Falafel, Notizbücher". Aber eigentlich müsste dort sehen, "Soul-Musik, Perfektion, fetter Sound". Denn auch der Titel zum neuen Video "Vaduz" ist unglaublich berührend, betörend und absolut auf internationalem Niveau. Sphärisch und mit einer gehörigen Prise Pop haben Robb eine Soulnummer mit Ohrwurmqualität hingelegt, deren 3:30 Minuten viel zu schnell vorbei sind.
Gedreht wurde das Video in Wien mit Burgschauspielerin Lilianne Amuat. Es ist ein gekonnter Zusammenschnitt aus alltäglichen und emotionalen Momenten einer Beziehung. Nie klischeehaft oder prätentiös. Schön gefilmt und in Szene gesetzt kann man sich in dem Video ebenso verlieren, wie in dem wunderschönen Song.
Olympique - Faith Of The Art
Schon seit geraumer Zeit verfolge ich ganz gespannt den Weg der Salzburger Olympique. Und 2014 scheint wirklich ihr Jahr zu werden. Ein Debütalbum "Crystal Palace" steht vor der Veröffentlichung und das folgende Teaser-Video macht sofort Lust auf mehr.
In "Faith Of The Art" schwebt über Bilder der Zerstörung eine Klaviemelodie wie ein Mantra das uns daran erinnern könnte, wie vergänglich unser Leben ist und das aus dem Untergang von Altem etwas Neues entstehen kann. Gereifter und ausdrucksstärker wirkt die Stimme von Fabian Woschnagg und der Sound klingt ausgewogen, transparent und richtig gut produziert. Bleibt nur zu hoffen, dass das Debüt bald erscheint.