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Trishes

Beats, Breaks und Tribe Vibes - oder auch: HipHop, Soul und staubige Vinyl-Schätze.

14. 10. 2014 - 19:10

"Make a motherfucker scream: I love myself!"

Ein positiver Song für Selbsthilfe-Seminare oder Auto- Werbespots wäre ja an sich schön und gut - aber was bedeutet die erste Single "i" für das neue Album von Konsensrapper Kendrick Lamar? Der HipHop-Lesekreis sucht nach Antworten.

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Kendrick Lamar hält die HipHop-Welt in Atem. Dank dieser großartigen Platte, ihren bildhaft erzählten wilden Geschichten und einem ausgeprägten Gespür für musikalische Spannungsbögen wurde der junge Kalifornier vor zwei Jahren schnell zu einer lyrischen Lichtgestalt verklärt. Jeder seiner Gastverse oder Gastauftritte wird seither intensiv diskutiert, und das nächste Kendrick Lamar-Album kann vielen scheinbar nicht bald genug kommen. Die erste Single neue i wurde schließlich Ende September unter mittelgroßem Tamtam präsentiert - und hat bisjetzt vor allem Verwirrung hinterlassen. Denn vom großen neuen Geschichtenerzähler des Rap hatten wir eben anderes erwarten als eine vordergründige Wohlfühl-Hymne Marke Happy.

Aber ist da wirklich nur fehlgeleitete Erwartungshaltung das Problem, die einen Künstler auf die Themen und Stimmungen festnageln will, die das Publikum an ihm schätzt? Bei i krankt es jedenfalls auch am übertrieben käsigen Refrain, der in Kombination mit den vielen verstellten Stimmen auch verdeckt, dass es im Text schon um wesentlich mehr geht, als dass Kendrick sich selbst super findet. Die musikalische Anmutung geht insgesamt je nach Optimismusgrad in Richtung der späteren Outkast (eher gut!) oder des späteren Santana (eher nicht so!).

Kendrick Lamar

Kendrick Lamar

Tatsächlich ist es wohl Ernie Isley, der da auf der Gitarre soliert, denn das Instrumental von i basiert zu großen Teilen auf dem Song That Lady, den dieser Anfang der 70er Jahre mit seinen Brüdern eingespielt hat. Ole Weinreich skandiert deshalb Reclaim The Isley Brothers!, Mahdi Rahimi glaubt, dass der Song in der Hoffnung auf Lizensierung für die Fernsehwerbung eines US-Familienwagens gemacht wurde, Natalie Brunner will nicht ganz wahrhaben, dass der Song ernst gemeint ist, und mir kommen spontan Wörter wie Selbsthilfegruppe und Ausdruckstanz in den Sinn. Aber hören Sie selbst!

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