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Christian Pausch

Irrsinn, Island, Ingwer.

27. 7. 2014 - 10:07

Born To Be Wild

Am dritten Tag des Wiener Popfests.

Die Seebühne erstrahlt wie eh und je im Glanz der nachmittäglichen Sonne, die Gesichter der Mitarbeiter_innen sprechen jedoch Bände. Zwei Partytage und somit auch -Abende und -Nächte liegen bereits hinter uns allen, der dritte Tag - da sind sich alle einig - erfordert dann immer besonders viel Kraft.

Doch wie so vieles im Leben geht auch ein Musikfestival leichter, wenn gute Musik im Spiel ist. Den Auftakt macht gleich Florian Horwath mit seinem Ensemble und bringt alle Partygeschlauchten wieder in den nötigen, relaxten Groove.

Beste Soulstimme

Bei Lylit kommt es dann schon zu halbnackten Tanzeinlagen seitens des Publikums (siehe erstes Foto unten) - so schnell kann's gehen und die Stimmung kocht wieder. Kein Wunder beim Gesang der tollen Künstlerin. "Die beste Soulstimme Österreichs", sagt Popfest-Moderatorin Gabriela Hegedüs und setzt laut denkend nach: "Wir können froh sein, dass wir überhaupt eine haben."

Froh sind wir natürlich. Auch über Lylits Mitmusiker, Bandmitglied Stephan Kondert zum Beispiel haben wir ja am Vortag schon bewundern können. Als ich Lylit das letzte Mal live gesehen habe, saß sie alleine mit Keyboard auf der Bühne, doch auch im großen Rahmen verliert ihre Musik nicht an Intimität. Schön.

Rock N Roll

Am RedBull Brandwagen kann man kurz darauf Ana Threat bewundern. Mit Zorro-Maske und strengem Dutt tritt sie uns nur mit einer E-Gitarre bewaffnet entgegen und feuert wild drauf los. Ihre Musik ist eine Persiflage auf den Rock und gleichzeitig echter Rock, der Übergang ist fließend.

Ihre Bühnenansagen und Songtexte sind bis zur Unkenntlichkeit verzerrt, aber so kann man sich selber zusammenreimen, worum es gehen könnte, eigentlich sehr zuvorkommend. Sogar die, die anfangs nicht ganz genau wissen, wo sie da gelandet sind, fordern am Ende lautstark nach einer Zugabe. Ana Threat schickt einen Handkuss Richtung Rock-Himmel, zumindest diese Geste ist mehr als verständlich.

Von Rock ist auf der Seebühne hernach nur wenig zu spüren, als die Combo Molden, Resetarits, Soyka, Wirth Platz nimmt:

Sunglasses At Night

Der Brandwagen neben der Karlskirche bleibt allerdings fest in der Hand der dreckig gespielten Gitarren: Jimmy and the Car Cassettes sind dran. "Diese Band habe ich mir selbst geschenkt", sagt Kurator Wolfgang Schlögl vor dem Auftritt ins Mikro. Mit Sonnenbrillen und in Pfadfinder-Outfits bespielt das Trio den nächtlichen Karlsplatz.

Zwei Mikros hat Frontman Jimmy Zurek zur Verfügung, ein normales Gesangsmikro und eines, das ihm die Stimme (und die dunkle Macht) Darth Vaders verleiht. Letzteres hängt dann auch manchmal im Saxophon, die Gitarre wird mit dem Mund gespielt und auch sonst ist alles einfach nur wild. "Please stop sexism, racism, homophobia and the fucking Ausländerhetze by the FPÖ", ist das Abschluss-Statement Zureks. Ein Statement, das mindestens auf die Seebühne gehört hätte.

Fucking Up The Dancefloor

Dort sind Holy Oxygen die Headliner des dritten Popfest-Tages. Ebenfalls mit Sonnenbrillen ausgestattet und auch sonst relativ viel Coolness. "Klingt wie Cid Rim", höre ich von einer jungen Dame im Publikum und sie hat gar nicht so Unrecht, denn Cid Rim ist ein Teil von Holy Oxygen. Die anderen beiden Teile heißen The Clonious und Okmalumkoolkat, seines Zeichens Rapper aus Südafrika.

Der fängt sofort die Herzen der Menge ein. "We gonna play interactive games with you!", warnt er uns noch vor. Mit seinen überguten Dance-Moves und dem grandiosen Rap überzeugt er von Anfang an alle. Jetzt geht es ums Party-Machen und selbst die, die dachten, sie könnten nach zwei Tagen Popfest nicht mehr tanzen, sind schon wieder auf den Beinen. Beste Stimmung, bestes Set.

Popfest Wien

Von 24. bis 27. Juli am Wiener Karlsplatz. Unter anderem mit Bulbul, Der Nino Aus Wien, Effi, Elektro Guzzi, Monsterheart, Susana Sawoff, Viech und We Walk Walls.

Danach ist so viel los, dass man gar nicht weiß, wohin man zuerst soll. TU Prechtlsaal oder doch MQ? Und wenn MQ, dann zu welcher der vier (!!) Locations? Mein Weg führt in Richtung Salon Leopold, wo Austrian Apparel live und Electric Indigo an den Plattentellern die Tanzwut befriedigen. Es folgt ein kurzer Abstecher zum Singer Songwriter Circus in den Hofstallungen, um dann im Ziegelfoyer bei Abby Lee Tee (sehr gut!) und Monsterheart zu landen.

Die gute Monsterheart covert gegen Ende ihres kuscheligen Konzerts "Born To Be Wild" und fasst somit den ganzen Tag und auch die große musikalische Auswahl des dritten Tages gut zusammen. Am Nachhauseweg habe ich trotzdem noch immer einen Holy-Oxygen-Ohrwurm. Holy Oxygen, Holy Holy Oxygen...

Sonntag

Der vierte und letzte Tag bringt allerlei Interessantes im Wien Museum und einen guten Abend zum Ausklingen in der Karlskirche herself! Zählkarten gibt es vor der Kirche ab 19.30. Be there!