Erstellt am: 6. 3. 2014 - 16:42 Uhr
Keiner will eine FIS-Weltcupkugel
Abseits von Metern und Sekunden
Ein wöchentlicher Überblick auf FM4 über sportliche Entwicklungen und anstehende Veranstaltungen.
Wieder einmal prägte der Machtkampf zwischen den Sportverbänden eine Snowboardsaison. Die World Snowboard Tour und die FIS ließen kaum eine Gelegenheit aus, dem jeweils anderen Verband eins auszuwischen. Zu Beginn der Saison hatte die FIS dabei gut lachen, denn nur bei ihren Contests konnte man sich für die Olympischen Spiele in Sotschi qualifizieren, das große Highlight fast aller RiderInnen.
Ohne viel Rücksicht auf den Terminkalender der World Snowboard Tour und ihrer etablierten Contests hat die FIS ihre Qualifikationscontests angesetzt und der World Snowboard Tour damit Termine und Top-Rider weggenommen, die Olympischen Spiele haben überdies die Sponsorensuche der Contests beeinträchtigt. Besonders darunter zu leiden hatten etwa der Air&Style in Innsbruck, der 2014 überhaupt abgesagt wurde und die European Open, denen die Stars abhanden gekommen sind.
Backlash nach Sotschi
Jetzt, nach der Slopestyle-Premiere bei den Olympischen Spielen schlägt das Pendel in die andere Richtung aus. Beide Verbände, die FIS und die World Snowboard Tour halten dieses Wochenende ihr Weltcup Finale ab, die World Snowboard Tour mit den US Open in Vail in Colorado, die FIS mit einem Slopestyle-Weltcup am Kreischberg in der Steiermark. Sieht man sich die Startlisten der beiden Bewerben an, merkt man, dass den SnowboarderInnen nach den Spielen in Sotschi die FIS-Contests ziemlich egal sind.
Dean Blotto Gray / Burton
Bei den Männern tritt kein einziger der 12 Slopestyle-Finalisten von Sotschi im FIS-Saisonfinale an. Keiner der zehn Führenden im FIS-Weltcup kämpft um den Titel. Mit dem Schweden Måns Hedberg gewinnt so ein Außenseiter die Slopestyle-Kristallkugel. Eine sportliche Blamage für die FIS. Nächstes Jahr will die FIS am Kreischberg ihre Snowboard-WM abhalten. Man kann jetzt schon gespannt sein, ob die jemand von den Top RiderInnen hinter dem Ofen hervorlockt.
Stargespicktes Starterfeld bei den US Open
Im Jänner hat mir US-Rider Seth Hill dargelegt, warum FIS-Contests unter den RiderInnen unbeliebt sind. Die Registrierung sei für unabhängige RiderInnen relativ teuer, das Preisgeld dafür niedrig und die RiderInnen hätten kaum Mitspracherecht. Auf der World Snowboard Tour würden sie mehr Wertschätzung genießen.
Die US Open werden im Netz auch live gestreamt.
Dean Blotto Gray / Burton
Die US Open im Snowboarden bieten hingegen eines der höchsten Preisgelder im Snowboardzirkus, übrigens gleich hoch für Männer und Frauen, und sind einer der ältesten und prestigeträchtigsten Bewerbe. Bis auf wenige Ausnahmen sind hier alle Stars versammelt. Olympia-Silbermedaillengewinner Staale Sandbech und der Kanadier Maxence Parrot fahren sich bei den Männern den Slopestyle-Toursieg aus, bei den Frauen will Olympiasiegerin Jamie Anderson noch die vor ihr liegende Silje Norendal abfangen. Sie alle ziehen eine gute Platzierung bei den US Open und auf der World Snowboard Tour der FIS-Kristallkugel vor. Zum Ende der Saison hat also die World Snowboard Tour wieder Oberwasser.
Shreddown Austrian Masters
Wenn die FIS bei ihrer Terminerstellung schon keine Rücksicht auf die US Open nimmt, dann schert sie sich auch nicht um österreichische Contests. Dabei findet dieses Wochenende auch eines der lokalen Contesthighlights statt, die Shreddown Austrian Masters in Westendorf in Tirol, die offizielle österreichische Slopestyle-Meisterschaft der N.ASA, der New Austrian Snowboard Association. Der Shreddown ist ein Sprungbrett für junge Talente und ein Contest, der jedes Jahr mit einer Wahnsinnsparty aufwarten kann.