Erstellt am: 29. 11. 2013 - 12:01 Uhr
Feuer auf den Dächern
Es ist kaum zu glauben, die Geschwindigkeit, mit der zur Zeit österreichische Musikvideos aus dem Boden sprießen. Dabei ist die Schwammerlzeit schon vorbei und Schnee und Raureif haben sich über Österreich gelegt. Umso mehr wärmt und erfreut es mein Herz, dass die famosen Garish endlich ihren ersten Song des kommenden Albums uns nicht nur hören, sondern auch sehen lassen. Ebenfalls brandneu ist das Video "Fire" von Farwell Dear Ghost. Und wenn wir schon bei Geistern sind, dann dürfen Ghost Capsules natürlich nicht fehlen. Und zu guter Letzt rennen die Grazer Shaun Berkovits mit einem geschmeidigem Stadionpoprock-Song um ihr Leben. Von wegen ruhige Vorweihnachtszeit...
Garish - "Auf Den Dächern"
Neues Album 2014! Das ist alles, was man derzeit auf der Homepage von den Burgenländern Garish lesen kann. Wobei es hier sicher nicht um Heimlichtuerei geht. Die Band um Sänger und Songschreiber Thomas Jarmer war schon immer sehr darauf bedacht, erst etwas an die Öffentlichkeit zu lassen, wenn die ganze Band hundertprozentig dahintersteht und alle mit dem "Produkt" (ich weiß, ein gar unpassendes Wort, wenn es um die Musik von Garish geht) zufrieden sind.
Den ersten Song vom kommenden Album, den die Jungs jetzt vorab auf eigenen Beinchen laufen lassen, ist "Auf den Dächern". Es ist ein sehr balladesker Song, der trotz des reduzierten Grundgerüstes eine gewisse Stellvertreterfunktion hat. Denn das sechste Werk ist durchwegs - soviel kann ich schon verraten - düsterer als der Vorgänger "Wenn dir das meine Liebe nicht beweist". Die Farben des musikalischen Spektrums sind dunkler, so wie auch die Texte, die von einer gewissen schonungslosen Ehrlichkeit, wenn nicht gar einem sich selbst hinterfragenden Existenzialismus durchzogen sind.
Das Video zu "Auf den Dächern" stammt von Filmemacher Christoph Kuschnig (der Macher des großartigen Kurzfilms "Hatch"), der mit seinem Team ein berührendes und aufwühlendes Kunstwerk kreiert hat. Unglaublich intensive Bilder werden hier zu einer stimmungsvollen Umsetzung des Song und des Textes. Dieses Video ist genau der richtige Startstuss für das kommende Garish-Album, das ganz großes Kino ist und diesmal auf allen Ebenen wirklich ans Eingemachte geht.
Farewell Dear Ghost - "Fire"
Zu Recht wurde der Grazer Singer/Songwriter Philipp Szalay alias Farewell Dear Ghost mit seinem wundervollen Album "We Colour The Night" zum Soundparkact des Monats November auserkoren. Die Textphrase, die sich im Albumtitel wiederfindet, stammt aus dem Song "Fire", der es auch gleich an die Spitze der FM4 Charts geschafft hat. Und während all dem Rummel um die epochalen Indierock-Hymnen, auf die Philipp knapp zwei Jahre mit minutiösem Perfektionismus hingearbeitet hat, legt der Grazer Musiker mit einem neuen Video weitere Scheite ins Hype-Feuer.
Mit sehr stimmungsvollen und zugleich sehnsüchtigen Bildern verbinden Farewell Dear Ghost die Elemente Feuer und Wasser zu einem euphorischen Lebensgefühl. Liebe, Ausgelassenheit und Freiheit, das sind manche Assoziationen, die einem bei diesem stimmigen Video unweigerlich durch die Synapsen schießen. Dieses gelungene Film beweist, dass man die Grundatmosphäre eines Songs mit den richtigen Bildern noch wesentlich verstärken kann.
Ghost Capsules - "Morgan Le Fay"
Ich liebe diesen Song. Auch wenn Bomb The Base Gründer Tim Simenon und seine Musiker von Ghost Capsules meinen, ihre Musik hätte eine kühle Atmosphäre und ihre Songs wären prädestiniert für die Nacht. "Morgan Le Fay" jedoch strahlt geradezu vor wundervollen Melodien. Mit melancholischem Text und der eindringlichen, zerbrechlichen Stimme von Laura Gomez kann man gar nicht anders, als dieses Elektro-Dancepopstück in sein Herz zu schließen. Trotz der trockenen Beats und der herrlich dahinwabernden Synthesizer hat dieses Stücke etwas tief berührendes.
Die visuelle Umsetzung, eine vermeintlich "schlecht" aufgenommenes Videotape einer Studioprobe, trägt zum unmittelbaren Charme der Nummer bei. Wobei Ghost Capsules derzeit wirklich im Studio sitzen, um den Nachfolger zu ihrem gleichnamigen Debüt zu produzieren. Wenn die neuen Songs halten, was "Morgan Le Fay" verspricht, dann könnte sich erneut ein FM4 Artist Of The Week-Titel ausgehen.
Shaun Berkovits - "R.O.O.T."
Dieses Video steht schon länger auf meiner Liste. Nicht nur, weil "R.O.O.T." - die Abkürzung für Running Out Of Time - für mich der stärkste Song mit dem schönsten Refrain der Platte "Lights Spill Like Ocean" der Grazer Shaun Berkovits ist, sondern auch weil die Umsetzung wirklich hervorragend geglückt ist.
Auch wenn ich kein Fan von klassischen Einstellungen bin, bei denen die Band in ihrem Set-Up zum Song dazu spielt, ist die Location die Shaun Berkovits hier gewählt haben außergewöhnlich und bietet den perfekten Rahmen für die Geschichte, die zwischen diesen Parts eingeflochten wird. Ein Konzept, das die Band auch schon bei dem Video zu "Corroded Fields" (übrigens auch von Regisseur Christoph Kuschnig) angewandt hat. Ob das neue Video zu "R.O.O.T." vielleicht die innere Dynamik der Band widerspiegelt kann ich nicht sagen. Aber eines ist sicher: Dieser Song ist ein richtig perfekter Kracher und mit dem dazugehörigen Film komplett auf internationalem Niveau.