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Simon Welebil

Abenteuer im Kopf, drinnen, draußen und im Netz

17. 10. 2013 - 18:07

Einsam ganz oben

Shaun White lässt sich wieder einen privaten Snowpark bauen, Ueli Steck begeht solo die Annapurna Südwand und weitere Sport-Premieren.

Abseits von Metern und Sekunden
Ein wöchentlicher Überblick über sportliche Entwicklungen und anstehende Veranstaltungen.

Im Spitzensport sind es oft nur Kleinigkeiten, die den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen, und so ist es verständlich, dass SportlerInnen versuchen, sich irgendwie einen Vorteil gegenüber ihren KonkurrentInnen zu verschaffen. Je näher ein Großereignis rückt, desto intensiver werden diese Anstrengungen und wo 2014 die Olympischen Spiele anstehen, tritt auch Doppelolympiasieger, Multimillionär und Snowboard-Celebrity Shaun White wieder auf den Plan.

Vor vier Jahren vor den Olympischen Spielen in Vancouver hat Shaun White für Aufsehen gesorgt, als ihm sein Sponsor eine private Halfpipe in Colorado errichtet hat, die - ökologisch völlig pervers - nur mit dem Helikopter erreicht werden konnte.

Shaun White hat mit diesen perfekten Traininingsbedingungen seinen zweiten Olympiasieg einfahren können und wie es scheint, will er diesen Coup diese Saison wiederholen. Shaun White lässt sich von seinen Sponsoren wieder einen Snowpark bauen, diesmal im australischen Perisher Ressort, komplett mit Superpipe, Slopestyle-Kurs und Airbag zum sicheren Landen. Dass er besonders im Slopestyle, das in Sotschi seine olympische Premiere feiert, einiges aufzuholen hat, zeigen seine Resultate aus dem Vorjahr. Bei den X-Games etwa war White weit von einem Podiumsplatz entfernt.

Australien, wo gerade der Sommer beginnt, hat White wohl gewählt, weil die Bedingungen dort am Ehesten denen von Sotschi im Februar entsprechen, wo letztes Jahr bei der Generalprobe der Kurs weggeschmolzen ist. Mit der Exklusivität seines Parks stößt er aber alle anderen Rider abermals vor den Kopf, weil er der einzige ist, der solch ein privates Gelände finanzieren kann. Sollte er in Sotschi wieder Gold holen, wird es ihn wohl nicht weiter kümmern, dass es ganz oben einsam ist.

Alpinistische Leistung des Jahrzehnts

Letztes Jahr habe ich hier schon einmal etwas zu Ueli Steck geschrieben.

Ganz oben ist es nicht nur einsam, auch die Luft ist dünn. Ueli Steck, dem Schweizer Extrembergsteiger, scheint das alles aber nichts auszumachen. Er hat den Annapurna, mit 8091 der zehnthöchste Berg der Welt, über eine neue Route in der Südwand bestiegen, allein, und hat dafür nur 28 Stunden gebraucht, wohlgemerkt für Auf- und Abstieg vom 5.000 Meter hohen Basislager aus.

Zum Vorfall am Mount Everest gibt es verschiedene Darstellungen, die sich teilweise widersprechen.

Dass Steck heuer noch solch eine Leistung gelingen würde, haben viele nicht mehr geglaubt, nach den Erlebnissen, die er im April am Mount Everest durchmachen musste. Steck und der italienische Bergsteiger Simone Moro sind damals von 100 aufgebrachten Sherpas angegriffen und verletzt worden und Steck hat danach angekündigt, eine Auszeit zu nehmen.

Auch mit dem Annapurna hat Steck bisher keine wirklich guten Erfahrungen gemacht. Bereits 2007 und 2008 hat sich Steck schon an diesem Projekt versucht, musste aber beide Male umkehren. Das erste Mal wurde er von einem Stein getroffen, das zweite Mal brach er die Expedition ab, um gemeinsam mit Simon Anthamatten einer anderen Seilschaft, die in über 7.000m in Bergnot geraten war, zu helfen. Dafür wurden die beiden mit dem "Prix Courage" ausgezeichnet. Dass es Steck jetzt endlich gelungen ist, die Annapurna Südwand zu durchsteigen, gönnen ihm wohl alle in der Bergszene, die jetzt schon von der alpinistischen Leistung des Jahrzehnts spricht. Die Berg- und Kletterszene wird sich dieses Wochenende übrigens zu einem großen Teil in Brixen in Südtirol treffen, beim International Mountain Summit, der mit Vorträgen, Diskussionen und Ausstellungen zu glänzen weiß.

Stubai Premiere

Momentan sind wir mitten in der Saison der Park-Openings, dieses Wochenende ist der Stubaier-Gletscher dran. Bei der Stubai Premiere halten sich die Profis um Halldor Helgason ein wenig zurück und tragen einzig eine Railsession aus, das Opening am Stubaier Gletscher setzt eher auf Mitmach-Events, kleine Tricksessions für Gimmicks oder Varianten des klassischen HORSE-Spiels, wo jemand einen Trick vorlegt und die anderen ihn nachmachen müssen. Leider ist alles komplett durchgebrandet.

Beim Youtube-Surfen ist mir übrigens das beste HORSE-Game ever untergekommen, das ich euch natürlich nicht vorenthalten will.

Alp-Con Cinematour

Wem es dieses Wochenende zu weit zum Gletscher ist, der oder die kann die Wintervorfreude auch im Kino weiter hochtreiben. Am Donnerstag startet nämlich die Alp-Con Cinematour in 18 Kinos in ganz Österreich. In den nächsten vier Wochen bringt sie jeweils am Donnerstag einen internationalen Freeski- oder Snowboard-Blockbuster auf die Leinwand, ergänzt von ein bis zwei kleineren lokalen Produktionen. Der Blockbuster in der ersten Woche ist "Way of Life" von Teton Gravity, die Support-Filme versprechen Abenteuer.

Skifahrer im Tiefschnee

Zlu Haller

"Camels are never Cold" handelt etwa von einer österreichischen Freeride-Expedition in die Mongolei, mit dabei Melissa Presslaber, Liz Kristoferitsch, Michael Mayrhofer und Stephan Skrobar. Skrobar hat schon bei Riem Higazi von ihren Erlebnissen in der Mongolei erzählt, von lustigen Kamelen und überraschend harten Bedingungen. "Camels are never cold" ist kein Film für Pulver-Enthusiasten, punktet aber mit spektakulären Erstabfahrten und mit wunderschönen Bildern der wenig bekannten mongolischen Landschaft. Die Einsamkeit kann schön sein.

The vast Tavan Bogd (Five Saints) range bordering Mongolia, China and Russia.

Zlu Haller